rücke gehen, das Friedens-Negotium Krebs- gängich werden, und ein funester Krieg darauf erfolgen würde: in welchem die Christen einander noch ferner, so wie in dem dreyßigjährigen Kriege bereits geschehen, sans ceremonie tod schlagen würden.
§. 2.
Es hat aber, so viel als mir wissend, die- sen zu Münster und Oßnabrüg entstandenen Ce- remonien-Streit, niemand accurater und voll- ständiger beschrieben, als Vittorio Siri, der be- rühmte Historicus des Königes in Franckreich. Weil aber dieser Autor gar sehr rar und theuer, und in privat-Bibliothequen gar selten zu finden; so hat man theils aus selbigem, theils aus dem Vi- queforth, einen kurtzen Extract ziehen wollen. Wenn sich aber der begierige Leser mit selbigen nicht vergnügen solte, sondern noch ein mehreres zu wissen verlangete, wird er seine Curiosität durch Lesung gemeldter zweyen Autorum sattsam stillen können.
§. 3.
Der erste und zugleich auch höchste Ce- remonien-Streit, entstunde zwischen zweyen Po- tentien, welche in vorhergehenden Kriege mit ein- ander gute Freunde gewesen, beysammen gestan- den, und fast einerley Interesse und Absicht gehabt hatten; nemlich dem Könige in Franckreich, und der Königin Christina in Schweden, und zwar über die Praerogative oder Primaute en gene- ral. Denn als die Schweden merckten, daß
Franck-
Europaͤiſches
ruͤcke gehen, das Friedens-Negotium Krebs- gaͤngich werden, und ein funeſter Krieg darauf erfolgen wuͤrde: in welchem die Chriſten einander noch ferner, ſo wie in dem dreyßigjaͤhrigen Kriege bereits geſchehen, ſans ceremonie tod ſchlagen wuͤrden.
§. 2.
Es hat aber, ſo viel als mir wiſſend, die- ſen zu Muͤnſter und Oßnabruͤg entſtandenen Ce- remonien-Streit, niemand accurater und voll- ſtaͤndiger beſchrieben, als Vittorio Siri, der be- ruͤhmte Hiſtoricus des Koͤniges in Franckreich. Weil aber dieſer Autor gar ſehr rar und theuer, und in privat-Bibliothequen gar ſelten zu finden; ſo hat man theils aus ſelbigem, theils aus dem Vi- queforth, einen kurtzen Extract ziehen wollen. Wenn ſich aber der begierige Leſer mit ſelbigen nicht vergnuͤgen ſolte, ſondern noch ein mehreres zu wiſſen verlangete, wird er ſeine Curioſitaͤt durch Leſung gemeldter zweyen Autorum ſattſam ſtillen koͤnnen.
§. 3.
Der erſte und zugleich auch hoͤchſte Ce- remonien-Streit, entſtunde zwiſchen zweyen Po- tentien, welche in vorhergehenden Kriege mit ein- ander gute Freunde geweſen, beyſammen geſtan- den, und faſt einerley Intereſſe und Abſicht gehabt hatten; nemlich dem Koͤnige in Franckreich, und der Koͤnigin Chriſtina in Schweden, und zwar uͤber die Prærogative oder Primauté en gene- ral. Denn als die Schweden merckten, daß
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Europaͤiſches
ruͤcke gehen, das Friedens-Negotium Krebs-
gaͤngich werden, und ein funeſter Krieg darauf
erfolgen wuͤrde: in welchem die Chriſten einander
noch ferner, ſo wie in dem dreyßigjaͤhrigen Kriege
bereits geſchehen, ſans ceremonie tod ſchlagen
wuͤrden.
§. 2. Es hat aber, ſo viel als mir wiſſend, die-
ſen zu Muͤnſter und Oßnabruͤg entſtandenen Ce-
remonien-Streit, niemand accurater und voll-
ſtaͤndiger beſchrieben, als Vittorio Siri, der be-
ruͤhmte Hiſtoricus des Koͤniges in Franckreich.
Weil aber dieſer Autor gar ſehr rar und theuer,
und in privat-Bibliothequen gar ſelten zu finden;
ſo hat man theils aus ſelbigem, theils aus dem Vi-
queforth, einen kurtzen Extract ziehen wollen.
Wenn ſich aber der begierige Leſer mit ſelbigen
nicht vergnuͤgen ſolte, ſondern noch ein mehreres
zu wiſſen verlangete, wird er ſeine Curioſitaͤt
durch Leſung gemeldter zweyen Autorum ſattſam
ſtillen koͤnnen.
§. 3. Der erſte und zugleich auch hoͤchſte Ce-
remonien-Streit, entſtunde zwiſchen zweyen Po-
tentien, welche in vorhergehenden Kriege mit ein-
ander gute Freunde geweſen, beyſammen geſtan-
den, und faſt einerley Intereſſe und Abſicht gehabt
hatten; nemlich dem Koͤnige in Franckreich, und
der Koͤnigin Chriſtina in Schweden, und zwar
uͤber die Prærogative oder Primauté en gene-
ral. Denn als die Schweden merckten, daß
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/388>, abgerufen am 23.11.2024.
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