Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Hoff-Ceremoniel.
die eingegebene Schrifften, sondern auch so gar
die meisten Conferentien Lateinisch gehalten:
und als die Schweden, Anno 1673. den
Holländern ihre Mediation anbothen, wolten
die Gesandten dieser Crone, Spaar und Ehren-
stein, ihre mündliche Proposition zwar durchaus
in keiner andern als ihrer Schwedischen Sprache
thun; ihre Schrifften aber übergaben sie dennoch
in Lateinischer Sprache. Jn denen auf den
Westphälischen folgenden Friedens-Schlüssen,
hat man sich wohl auch noch meistens des Lateins
bedienet, oder doch zu bedienen getrachtet; allein
es ist die Frantzösische Sprache in denen Confe-
renti
en dermassen eingeschlichen und üblich wor-
den, daß man sonderlich in dem Rißwigischen
Frieden fast keine andere Sprache reden hören,
als nur die Frantzösische: dawieder sich zwar die
Deutschen, Spanier, und andere opponiret, aber
wie in gehörigem Orte gemeldet werden soll,
nicht viel erhalten.

§. 16.

Es ist demnach die Frantzösische Spra-
che heut zu Tage, gleichwie die Frantzösische
Macht und Mode allen andern praedominans,
und fast, wie ehemahlen das Latein, lingva uni-
versalis
worden. Denn ob gleich Päbstl. Heilig-
keit als Caput Latinae Ecclesiae, nicht leichtlich in
einer anderen als der Lateinischen dero Instru-
menta publica
zu verfassen, selbige auch bey Un-
terredungen, welche en public geschehen, zu ge-

brau-

Hoff-Ceremoniel.
die eingegebene Schrifften, ſondern auch ſo gar
die meiſten Conferentien Lateiniſch gehalten:
und als die Schweden, Anno 1673. den
Hollaͤndern ihre Mediation anbothen, wolten
die Geſandten dieſer Crone, Spaar und Ehren-
ſtein, ihre muͤndliche Propoſition zwar durchaus
in keiner andern als ihrer Schwediſchen Sprache
thun; ihre Schrifften aber uͤbergaben ſie dennoch
in Lateiniſcher Sprache. Jn denen auf den
Weſtphaͤliſchen folgenden Friedens-Schluͤſſen,
hat man ſich wohl auch noch meiſtens des Lateins
bedienet, oder doch zu bedienen getrachtet; allein
es iſt die Frantzoͤſiſche Sprache in denen Confe-
renti
en dermaſſen eingeſchlichen und uͤblich wor-
den, daß man ſonderlich in dem Rißwigiſchen
Frieden faſt keine andere Sprache reden hoͤren,
als nur die Frantzoͤſiſche: dawieder ſich zwar die
Deutſchen, Spanier, und andere opponiret, aber
wie in gehoͤrigem Orte gemeldet werden ſoll,
nicht viel erhalten.

§. 16.

Es iſt demnach die Frantzoͤſiſche Spra-
che heut zu Tage, gleichwie die Frantzoͤſiſche
Macht und Mode allen andern prædominans,
und faſt, wie ehemahlen das Latein, lingva uni-
verſalis
worden. Denn ob gleich Paͤbſtl. Heilig-
keit als Caput Latinæ Eccleſiæ, nicht leichtlich in
einer anderen als der Lateiniſchen dero Inſtru-
menta publica
zu verfaſſen, ſelbige auch bey Un-
terredungen, welche en public geſchehen, zu ge-

brau-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0379" n="351"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-</hi><hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></fw><lb/>
die eingegebene Schrifften, &#x017F;ondern auch &#x017F;o gar<lb/>
die mei&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Conferenti</hi>en Lateini&#x017F;ch gehalten:<lb/>
und als die Schweden, <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1673. den<lb/>
Holla&#x0364;ndern ihre <hi rendition="#aq">Mediati</hi>on anbothen, wolten<lb/>
die Ge&#x017F;andten die&#x017F;er Crone, Spaar und Ehren-<lb/>
&#x017F;tein, ihre mu&#x0364;ndliche <hi rendition="#aq">Propo&#x017F;iti</hi>on zwar durchaus<lb/>
in keiner andern als ihrer Schwedi&#x017F;chen Sprache<lb/>
thun; ihre Schrifften aber u&#x0364;bergaben &#x017F;ie dennoch<lb/>
in Lateini&#x017F;cher Sprache. Jn denen auf den<lb/>
We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen folgenden Friedens-Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
hat man &#x017F;ich wohl auch noch mei&#x017F;tens des Lateins<lb/>
bedienet, oder doch zu bedienen getrachtet; allein<lb/>
es i&#x017F;t die Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Sprache in denen <hi rendition="#aq">Confe-<lb/>
renti</hi>en derma&#x017F;&#x017F;en einge&#x017F;chlichen und u&#x0364;blich wor-<lb/>
den, daß man &#x017F;onderlich in dem Rißwigi&#x017F;chen<lb/>
Frieden fa&#x017F;t keine andere Sprache reden ho&#x0364;ren,<lb/>
als nur die Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che: dawieder &#x017F;ich zwar die<lb/>
Deut&#x017F;chen, Spanier, und andere <hi rendition="#aq">opponi</hi>ret, aber<lb/>
wie in geho&#x0364;rigem Orte gemeldet werden &#x017F;oll,<lb/>
nicht viel erhalten.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 16.</head>
            <p>Es i&#x017F;t demnach die Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Spra-<lb/>
che heut zu Tage, gleichwie die Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che<lb/>
Macht und Mode allen andern <hi rendition="#aq">prædominans,</hi><lb/>
und fa&#x017F;t, wie ehemahlen das Latein, <hi rendition="#aq">lingva uni-<lb/>
ver&#x017F;alis</hi> worden. Denn ob gleich Pa&#x0364;b&#x017F;tl. Heilig-<lb/>
keit als <hi rendition="#aq">Caput Latinæ Eccle&#x017F;iæ,</hi> nicht leichtlich in<lb/>
einer anderen als der Lateini&#x017F;chen dero <hi rendition="#aq">In&#x017F;tru-<lb/>
menta publica</hi> zu verfa&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;elbige auch bey Un-<lb/>
terredungen, welche <hi rendition="#aq">en public</hi> ge&#x017F;chehen, zu ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">brau-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0379] Hoff-Ceremoniel. die eingegebene Schrifften, ſondern auch ſo gar die meiſten Conferentien Lateiniſch gehalten: und als die Schweden, Anno 1673. den Hollaͤndern ihre Mediation anbothen, wolten die Geſandten dieſer Crone, Spaar und Ehren- ſtein, ihre muͤndliche Propoſition zwar durchaus in keiner andern als ihrer Schwediſchen Sprache thun; ihre Schrifften aber uͤbergaben ſie dennoch in Lateiniſcher Sprache. Jn denen auf den Weſtphaͤliſchen folgenden Friedens-Schluͤſſen, hat man ſich wohl auch noch meiſtens des Lateins bedienet, oder doch zu bedienen getrachtet; allein es iſt die Frantzoͤſiſche Sprache in denen Confe- rentien dermaſſen eingeſchlichen und uͤblich wor- den, daß man ſonderlich in dem Rißwigiſchen Frieden faſt keine andere Sprache reden hoͤren, als nur die Frantzoͤſiſche: dawieder ſich zwar die Deutſchen, Spanier, und andere opponiret, aber wie in gehoͤrigem Orte gemeldet werden ſoll, nicht viel erhalten. §. 16. Es iſt demnach die Frantzoͤſiſche Spra- che heut zu Tage, gleichwie die Frantzoͤſiſche Macht und Mode allen andern prædominans, und faſt, wie ehemahlen das Latein, lingva uni- verſalis worden. Denn ob gleich Paͤbſtl. Heilig- keit als Caput Latinæ Eccleſiæ, nicht leichtlich in einer anderen als der Lateiniſchen dero Inſtru- menta publica zu verfaſſen, ſelbige auch bey Un- terredungen, welche en public geſchehen, zu ge- brau-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/379
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/379>, abgerufen am 23.11.2024.