menen Mühe Geschencke zu thun; so müssen doch selbige in keinem anderen als nur diesem Absehen gegeben und angenommen werden, daß man sich gegen dem Mediatore danck- bahr bezeigen, und ihn sein Amt desto hurtiger zu verrichten aufmuntern, keines weges aber sel- bigen corrumpiren wolle.
3. Reinen Mund zu halten wisse, und keiner Par- tie, der andern ihme eröffnete Absicht, incon- siderant, oder doch in keinen andern Absehen und Meinung entdecke, als selbige zu Beföde- rung der Freundschafft und des Friedens dien- lich. Denn wo ein Mediator aus allzu grosser Vertraulichkeit und zur Unzeit, das Geheim- nüß einer Parthey der andern beybringen wolte; würden die Gemüther der pacisciren- den nur dadurch mißtraulicher gemacht, der zu- schliessende Friede mehr retardiret als beschlei- niget werden, und eine der Intention der Par- theyen und diesem Officio gantz contraire Würckung entstehen.
4. Die Quarantie übernehmen, selbige auch in der That auf bedürfftigen Fall leisten, und den Frieden in Execution bringen und erhalten könne. Denn was würde es nutzen, wenn man den Frieden durch die Feder auf die schönste und billigste Art abgefasset, ratihabiret und geschlossen: nicht aber in Willens hätte selbi- gen in der That zu vollziehen und heilig zu hal-
ten?
Hoff-Ceremoniel.
menen Muͤhe Geſchencke zu thun; ſo muͤſſen doch ſelbige in keinem anderen als nur dieſem Abſehen gegeben und angenommen werden, daß man ſich gegen dem Mediatore danck- bahr bezeigen, und ihn ſein Amt deſto hurtiger zu verrichten aufmuntern, keines weges aber ſel- bigen corrumpiren wolle.
3. Reinen Mund zu halten wiſſe, und keiner Par- tie, der andern ihme eroͤffnete Abſicht, incon- ſiderant, oder doch in keinen andern Abſehen und Meinung entdecke, als ſelbige zu Befoͤde- rung der Freundſchafft und des Friedens dien- lich. Denn wo ein Mediator aus allzu groſſer Vertraulichkeit und zur Unzeit, das Geheim- nuͤß einer Parthey der andern beybringen wolte; wuͤrden die Gemuͤther der paciſciren- den nur dadurch mißtraulicher gemacht, der zu- ſchlieſſende Friede mehr retardiret als beſchlei- niget werden, und eine der Intention der Par- theyen und dieſem Officio gantz contraire Wuͤrckung entſtehen.
4. Die Quarantie uͤbernehmen, ſelbige auch in der That auf beduͤrfftigen Fall leiſten, und den Frieden in Execution bringen und erhalten koͤnne. Denn was wuͤrde es nutzen, wenn man den Frieden durch die Feder auf die ſchoͤnſte und billigſte Art abgefaſſet, ratihabiret und geſchloſſen: nicht aber in Willens haͤtte ſelbi- gen in der That zu vollziehen und heilig zu hal-
ten?
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Hoff-Ceremoniel.
menen Muͤhe Geſchencke zu thun; ſo muͤſſen
doch ſelbige in keinem anderen als nur dieſem
Abſehen gegeben und angenommen werden,
daß man ſich gegen dem Mediatore danck-
bahr bezeigen, und ihn ſein Amt deſto hurtiger
zu verrichten aufmuntern, keines weges aber ſel-
bigen corrumpiren wolle.
3. Reinen Mund zu halten wiſſe, und keiner Par-
tie, der andern ihme eroͤffnete Abſicht, incon-
ſiderant, oder doch in keinen andern Abſehen
und Meinung entdecke, als ſelbige zu Befoͤde-
rung der Freundſchafft und des Friedens dien-
lich. Denn wo ein Mediator aus allzu groſſer
Vertraulichkeit und zur Unzeit, das Geheim-
nuͤß einer Parthey der andern beybringen
wolte; wuͤrden die Gemuͤther der paciſciren-
den nur dadurch mißtraulicher gemacht, der zu-
ſchlieſſende Friede mehr retardiret als beſchlei-
niget werden, und eine der Intention der Par-
theyen und dieſem Officio gantz contraire
Wuͤrckung entſtehen.
4. Die Quarantie uͤbernehmen, ſelbige auch in
der That auf beduͤrfftigen Fall leiſten, und den
Frieden in Execution bringen und erhalten
koͤnne. Denn was wuͤrde es nutzen, wenn man
den Frieden durch die Feder auf die ſchoͤnſte
und billigſte Art abgefaſſet, ratihabiret und
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gen in der That zu vollziehen und heilig zu hal-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/363>, abgerufen am 23.11.2024.
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