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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
Religion, gegen alle andere Arten der Reli-
gionen zu befördern; welches man in dem
Münsterischen Frieden gar deutlich sehen
können, auf welchem der Pabst seinem
Amte gemäß die Aufnahme und Conser-
vati
on des Catholischen Glaubens im Rö-
mischen Reiche zu behaupten trachtete: und
weil in dem Oßnabrügischen Frieden aller-
hand Dinge zu seiner Praejuditz etabliret
wurden, so ließ Innocentius der X. durch
seinen Nuntium Fabium Chigi, nicht nur
gegen gemeldten Frieden protestiren; son-
dern er publicirte auch so gar eine Bullam
annulatoriam
dieses Friedens, welche aber
von den Deutschen Fürsten und Ständen
beyderley Religionen pro inani & nihili,
wie die Worte gemeltes Friedens Art. V.
§. 1. lauten, und in denen Kayserl. Wahl-
Capitulationibus pro invalida erkläret
worden. Eben aus diesem Principio kunte
der König Wilhelmus in Engelland, die
von Franckreich dem Pabste zuerkennete
Mediation, bey dem Rißwigischen Frieden
nicht acceptiren; weil die Religio in selbi-
gen gar zu sehr mit eingemenget war, und
der Pabst in seiner Mediation nicht hätte
indifferent seyn können.
§. 9.

Nach und neben dem Pabst, ist in Jta-
lien die Republic Venedig auch gar geschickt, die

Frie-
Europaͤiſches
Religion, gegen alle andere Arten der Reli-
gionen zu befoͤrdern; welches man in dem
Muͤnſteriſchen Frieden gar deutlich ſehen
koͤnnen, auf welchem der Pabſt ſeinem
Amte gemaͤß die Aufnahme und Conſer-
vati
on des Catholiſchen Glaubens im Roͤ-
miſchen Reiche zu behaupten trachtete: und
weil in dem Oßnabruͤgiſchen Frieden aller-
hand Dinge zu ſeiner Præjuditz etabliret
wurden, ſo ließ Innocentius der X. durch
ſeinen Nuntium Fabium Chigi, nicht nur
gegen gemeldten Frieden proteſtiren; ſon-
dern er publicirte auch ſo gar eine Bullam
annulatoriam
dieſes Friedens, welche aber
von den Deutſchen Fuͤrſten und Staͤnden
beyderley Religionen pro inani & nihili,
wie die Worte gemeltes Friedens Art. V.
§. 1. lauten, und in denen Kayſerl. Wahl-
Capitulationibus pro invalida erklaͤret
worden. Eben aus dieſem Principio kunte
der Koͤnig Wilhelmus in Engelland, die
von Franckreich dem Pabſte zuerkennete
Mediation, bey dem Rißwigiſchen Frieden
nicht acceptiren; weil die Religio in ſelbi-
gen gar zu ſehr mit eingemenget war, und
der Pabſt in ſeiner Mediation nicht haͤtte
indifferent ſeyn koͤnnen.
§. 9.

Nach und neben dem Pabſt, iſt in Jta-
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[326/0354] Europaͤiſches Religion, gegen alle andere Arten der Reli- gionen zu befoͤrdern; welches man in dem Muͤnſteriſchen Frieden gar deutlich ſehen koͤnnen, auf welchem der Pabſt ſeinem Amte gemaͤß die Aufnahme und Conſer- vation des Catholiſchen Glaubens im Roͤ- miſchen Reiche zu behaupten trachtete: und weil in dem Oßnabruͤgiſchen Frieden aller- hand Dinge zu ſeiner Præjuditz etabliret wurden, ſo ließ Innocentius der X. durch ſeinen Nuntium Fabium Chigi, nicht nur gegen gemeldten Frieden proteſtiren; ſon- dern er publicirte auch ſo gar eine Bullam annulatoriam dieſes Friedens, welche aber von den Deutſchen Fuͤrſten und Staͤnden beyderley Religionen pro inani & nihili, wie die Worte gemeltes Friedens Art. V. §. 1. lauten, und in denen Kayſerl. Wahl- Capitulationibus pro invalida erklaͤret worden. Eben aus dieſem Principio kunte der Koͤnig Wilhelmus in Engelland, die von Franckreich dem Pabſte zuerkennete Mediation, bey dem Rißwigiſchen Frieden nicht acceptiren; weil die Religio in ſelbi- gen gar zu ſehr mit eingemenget war, und der Pabſt in ſeiner Mediation nicht haͤtte indifferent ſeyn koͤnnen. §. 9. Nach und neben dem Pabſt, iſt in Jta- lien die Republic Venedig auch gar geſchickt, die Frie-

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/354>, abgerufen am 07.05.2024.