valliers auf ihren Leib-Wagen nehmen da aber der Cavallier rückwerts und un- bedeckt sitzen muß,
6. Die Visiten und Complimente bey andern Ambassadeurs anmelden und aus- richten,
7. Wenn man die Briefe von Importantz auf der Post nicht wohl fort zu bringen ge- trauet, Curriers abgeben,
8. Gut trincken können etc. und dennoch nüchtern, oder doch wenigstens, wenn sie ei- nen Rausch bekommen, bescheiden blei- ben.
Ausser diesen erzehlten Verrichtungen ha- ben sie sonsten gute und beqveme Zeit, anbey schöne Gelegenheit, sich in den Assembleen, Bällen, Opera etc. mit Leuten von Qualite bekandt und respective familiär, und durch dieses vielmahl ihr Glücke zu machen, wenn sie sonderlich mit alle demjenigen, was zu ei- nem galant homme erfordert wird, ausge- rüstet sind. Jedoch haben sie, wie wir schon in vorhergehenden angemercket, wenige oder gar keine Besoldung, und nur bloß die Tafel und Logement, nebst einem oder zwey Dienern frey, dannenhero sie aus ihrem Beutel zehren, und vorlieb nehmen müssen, wenn ihnen der Ambassadeur irgends eini- ge Präsente thut, oder ihnen das Spielen
favo-
Europaͤiſches
valliers auf ihren Leib-Wagen nehmen da aber der Cavallier ruͤckwerts und un- bedeckt ſitzen muß,
6. Die Viſiten und Complimente bey andern Ambaſſadeurs anmelden und aus- richten,
7. Wenn man die Briefe von Importantz auf der Poſt nicht wohl fort zu bringen ge- trauet, Curriers abgeben,
8. Gut trincken koͤnnen ꝛc. und dennoch nuͤchtern, oder doch wenigſtens, wenn ſie ei- nen Rauſch bekommen, beſcheiden blei- ben.
Auſſer dieſen erzehlten Verrichtungen ha- ben ſie ſonſten gute und beqveme Zeit, anbey ſchoͤne Gelegenheit, ſich in den Aſſembleen, Baͤllen, Opera ꝛc. mit Leuten von Qualité bekandt und reſpective familiaͤr, und durch dieſes vielmahl ihr Gluͤcke zu machen, wenn ſie ſonderlich mit alle demjenigen, was zu ei- nem galant homme erfordert wird, ausge- ruͤſtet ſind. Jedoch haben ſie, wie wir ſchon in vorhergehenden angemercket, wenige oder gar keine Beſoldung, und nur bloß die Tafel und Logement, nebſt einem oder zwey Dienern frey, dannenhero ſie aus ihrem Beutel zehren, und vorlieb nehmen muͤſſen, wenn ihnen der Ambaſſadeur irgends eini- ge Praͤſente thut, oder ihnen das Spielen
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Europaͤiſches
valliers auf ihren Leib-Wagen nehmen
da aber der Cavallier ruͤckwerts und un-
bedeckt ſitzen muß,
6. Die Viſiten und Complimente bey andern
Ambaſſadeurs anmelden und aus-
richten,
7. Wenn man die Briefe von Importantz auf
der Poſt nicht wohl fort zu bringen ge-
trauet, Curriers abgeben,
8. Gut trincken koͤnnen ꝛc. und dennoch
nuͤchtern, oder doch wenigſtens, wenn ſie ei-
nen Rauſch bekommen, beſcheiden blei-
ben.
Auſſer dieſen erzehlten Verrichtungen ha-
ben ſie ſonſten gute und beqveme Zeit, anbey
ſchoͤne Gelegenheit, ſich in den Aſſembleen,
Baͤllen, Opera ꝛc. mit Leuten von Qualité
bekandt und reſpective familiaͤr, und durch
dieſes vielmahl ihr Gluͤcke zu machen, wenn
ſie ſonderlich mit alle demjenigen, was zu ei-
nem galant homme erfordert wird, ausge-
ruͤſtet ſind. Jedoch haben ſie, wie wir ſchon
in vorhergehenden angemercket, wenige
oder gar keine Beſoldung, und nur bloß die
Tafel und Logement, nebſt einem oder zwey
Dienern frey, dannenhero ſie aus ihrem
Beutel zehren, und vorlieb nehmen muͤſſen,
wenn ihnen der Ambaſſadeur irgends eini-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/270>, abgerufen am 23.11.2024.
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