alleine derselbige, in dem der Ambassadeur sitzet, in den Bassa-Cour: die Wache unter dem Schloß-Thore praesentiret das Gewehre unter klingendem Spiel. Der Ober-Hoff- Meister, oder der Ober-Marschall, von einigen Räthen und Cavallieren begleitet, empfangen selbigen bey Aussteigen aus dem Wagen, oder auch nach avenant an der untersten Steigen, welche, wie auch die erste Anti-chambre oder Vor-Saal mit Hallebardiren und Schwei- tzern besetzet ist. Oben an der Stiegen em- pfänget ihn der Premier-Ministre, er habe nun Nahmen wie er wolle (v. gr. Oberster Cammer-Herr, Oberster Hoff-Meister, Ober- ste Marschall, Oberster Stall-Meister) und führet ihn durch die Anti-chambres, welche mit Hoff-Cavalliers angefüllet sind. Der Cammer-Herr, welcher die Aufwartung hat, öffnet das Audientz-Zimmer, und der Souve- raiine gehet dem Ambassadeur biß an die Thüre entgegen, und schreitet einen Schritt über die Schwelle, empfänget selbigen so dann stehend oder auch sitzende, jedoch daß der Souveraine die Ober-Hand behält und be- decket ist, auch den Ambassadeur sich zu de- cken nöthiget: und dafern diese Nöthigung in Vergessen gestellet werden solte, würde der Ambassadeur sich seines Characters und Ju- ris tegendi wohl selbsten erinnern, und sich
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Europaͤiſches
alleine derſelbige, in dem der Ambaſſadeur ſitzet, in den Baſſa-Cour: die Wache unter dem Schloß-Thore præſentiret das Gewehre unter klingendem Spiel. Der Ober-Hoff- Meiſter, oder der Ober-Marſchall, von einigen Raͤthen und Cavallieren begleitet, empfangen ſelbigen bey Ausſteigen aus dem Wagen, oder auch nach avenant an der unterſten Steigen, welche, wie auch die erſte Anti-chambre oder Vor-Saal mit Hallebardiren und Schwei- tzern beſetzet iſt. Oben an der Stiegen em- pfaͤnget ihn der Premier-Miniſtre, er habe nun Nahmen wie er wolle (v. gr. Oberſter Cammer-Herr, Oberſter Hoff-Meiſter, Ober- ſte Marſchall, Oberſter Stall-Meiſter) und fuͤhret ihn durch die Anti-chambres, welche mit Hoff-Cavalliers angefuͤllet ſind. Der Cammer-Herr, welcher die Aufwartung hat, oͤffnet das Audientz-Zimmer, und der Souve- raiine gehet dem Ambaſſadeur biß an die Thuͤre entgegen, und ſchreitet einen Schritt uͤber die Schwelle, empfaͤnget ſelbigen ſo dann ſtehend oder auch ſitzende, jedoch daß der Souveraine die Ober-Hand behaͤlt und be- decket iſt, auch den Ambaſſadeur ſich zu de- cken noͤthiget: und dafern dieſe Noͤthigung in Vergeſſen geſtellet werden ſolte, wuͤrde der Ambaſſadeur ſich ſeines Characters und Ju- ris tegendi wohl ſelbſten erinnern, und ſich
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Europaͤiſches
alleine derſelbige, in dem der Ambaſſadeur
ſitzet, in den Baſſa-Cour: die Wache unter
dem Schloß-Thore præſentiret das Gewehre
unter klingendem Spiel. Der Ober-Hoff-
Meiſter, oder der Ober-Marſchall, von einigen
Raͤthen und Cavallieren begleitet, empfangen
ſelbigen bey Ausſteigen aus dem Wagen, oder
auch nach avenant an der unterſten Steigen,
welche, wie auch die erſte Anti-chambre oder
Vor-Saal mit Hallebardiren und Schwei-
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pfaͤnget ihn der Premier-Miniſtre, er habe
nun Nahmen wie er wolle (v. gr. Oberſter
Cammer-Herr, Oberſter Hoff-Meiſter, Ober-
ſte Marſchall, Oberſter Stall-Meiſter) und
fuͤhret ihn durch die Anti-chambres, welche
mit Hoff-Cavalliers angefuͤllet ſind. Der
Cammer-Herr, welcher die Aufwartung hat,
oͤffnet das Audientz-Zimmer, und der Souve-
raiine gehet dem Ambaſſadeur biß an die
Thuͤre entgegen, und ſchreitet einen Schritt
uͤber die Schwelle, empfaͤnget ſelbigen ſo
dann ſtehend oder auch ſitzende, jedoch daß der
Souveraine die Ober-Hand behaͤlt und be-
decket iſt, auch den Ambaſſadeur ſich zu de-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/252>, abgerufen am 23.11.2024.
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