Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite
Hoff-Ceremoniel.
unterhalten, v. gr. der Schwede den Mosco-
witischen, und der Moscowitische den Schwe-
dischen. Es sind auch die Exempel vorhanden,
daß Ambassadeurs ein, zwey, und mehrere
Jahre sich an einem Orte aufgehalten, und
ihre negotia getrieben, die publique Entree
aber erst nach solcher Zeit, und manchmahl al-
lererst, wenn sie bald wieder von dannen schei-
den wollen, gehalten. Welches ihrem Cha-
racter
nichts benommen, indem sie in Visiten
und Revisiten gleichwohl das ihnen gebühren-
de Tractement erhalten, weil man aus ihren
producireten Creditiven gewust, daß sie Le-
gati cum Charactere
gewesen.
2. Abholung zu der Audientz, diese geschie-
het nun, wenn sich ein Ambassadeur an dem
Hoffe eines Souverainen befindet, und ist
wohl zu unterscheiden von der Visite, welche
ein Ambassadeur dem andern, oder einem
Envoye giebet. Man hohlet demnach den
Ambassadeur mit drey Carossen a sechs Pfer-
den und zugehörigen Pages und Laqvays abe,
wobey ein Cammer-Herr mit zugeordneten
Cavalliers. Der Ambassadeur setzet sich
in den letzten Wagen, und der Cammer-Herr
zu ihme rückwerts, in dem ersten aber sitzen des
Souverains und Ambassadeurs Hof- und Ge-
sandschaffts-Cavalliere, doch diese letztere jenem
oben an. Unter diesen Wagen fähret nur
allei-
Hoff-Ceremoniel.
unterhalten, v. gr. der Schwede den Moſco-
witiſchen, und der Moſcowitiſche den Schwe-
diſchen. Es ſind auch die Exempel vorhanden,
daß Ambaſſadeurs ein, zwey, und mehrere
Jahre ſich an einem Orte aufgehalten, und
ihre negotia getrieben, die publique Entreé
aber erſt nach ſolcher Zeit, und manchmahl al-
lererſt, wenn ſie bald wieder von dannen ſchei-
den wollen, gehalten. Welches ihrem Cha-
racter
nichts benommen, indem ſie in Viſiten
und Reviſiten gleichwohl das ihnen gebuͤhren-
de Tractement erhalten, weil man aus ihren
producireten Creditiven gewuſt, daß ſie Le-
gati cum Charactere
geweſen.
2. Abholung zu der Audientz, dieſe geſchie-
het nun, wenn ſich ein Ambaſſadeur an dem
Hoffe eines Souverainen befindet, und iſt
wohl zu unterſcheiden von der Viſite, welche
ein Ambaſſadeur dem andern, oder einem
Envoyé giebet. Man hohlet demnach den
Ambaſſadeur mit drey Caroſſen à ſechs Pfer-
den und zugehoͤrigen Pages und Laqvays abe,
wobey ein Cammer-Herr mit zugeordneten
Cavalliers. Der Ambaſſadeur ſetzet ſich
in den letzten Wagen, und der Cammer-Herr
zu ihme ruͤckwerts, in dem erſten aber ſitzen des
Souverains und Ambaſſadeurs Hof- und Ge-
ſandſchaffts-Cavallieꝛe, doch dieſe letzteꝛe jenem
oben an. Unter dieſen Wagen faͤhret nur
allei-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <list>
              <item><pb facs="#f0251" n="223"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Hoff-<hi rendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>
unterhalten, <hi rendition="#aq">v. gr.</hi> der Schwede den Mo&#x017F;co-<lb/>
witi&#x017F;chen, und der Mo&#x017F;cowiti&#x017F;che den Schwe-<lb/>
di&#x017F;chen. Es &#x017F;ind auch die Exempel vorhanden,<lb/>
daß <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeu</hi>rs ein, zwey, und mehrere<lb/>
Jahre &#x017F;ich an einem Orte aufgehalten, und<lb/>
ihre <hi rendition="#aq">negotia</hi> getrieben, die <hi rendition="#aq">publique Entreé</hi><lb/>
aber er&#x017F;t nach &#x017F;olcher Zeit, und manchmahl al-<lb/>
lerer&#x017F;t, wenn &#x017F;ie bald wieder von dannen &#x017F;chei-<lb/>
den wollen, gehalten. Welches ihrem <hi rendition="#aq">Cha-<lb/>
racter</hi> nichts benommen, indem &#x017F;ie in <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;i</hi>ten<lb/>
und <hi rendition="#aq">Revi&#x017F;i</hi>ten gleichwohl das ihnen gebu&#x0364;hren-<lb/>
de Tractement erhalten, weil man aus ihren<lb/><hi rendition="#aq">produci</hi>reten <hi rendition="#aq">Crediti</hi>ven gewu&#x017F;t, daß &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Le-<lb/>
gati cum Charactere</hi> gewe&#x017F;en.</item><lb/>
              <item>2. <hi rendition="#fr">Abholung zu der Audientz,</hi> die&#x017F;e ge&#x017F;chie-<lb/>
het nun, wenn &#x017F;ich ein <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> an dem<lb/>
Hoffe eines <hi rendition="#aq">Souverain</hi>en befindet, und i&#x017F;t<lb/>
wohl zu unter&#x017F;cheiden von der Vi&#x017F;ite, welche<lb/>
ein <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> dem andern, oder einem<lb/><hi rendition="#aq">Envoyé</hi> giebet. Man hohlet demnach den<lb/><hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> mit drey Caro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">à</hi> &#x017F;echs Pfer-<lb/>
den und zugeho&#x0364;rigen Pages und Laqvays abe,<lb/>
wobey ein Cammer-Herr mit zugeordneten<lb/>
Cavalliers. Der <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi> &#x017F;etzet &#x017F;ich<lb/>
in den letzten Wagen, und der Cammer-Herr<lb/>
zu ihme ru&#x0364;ckwerts, in dem er&#x017F;ten aber &#x017F;itzen des<lb/><hi rendition="#aq">Souverain</hi>s und <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeu</hi>rs Hof- und Ge-<lb/>
&#x017F;and&#x017F;chaffts-Cavallie&#xA75B;e, doch die&#x017F;e letzte&#xA75B;e jenem<lb/>
oben an. Unter die&#x017F;en Wagen fa&#x0364;hret nur<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">allei-</fw><lb/></item>
            </list>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0251] Hoff-Ceremoniel. unterhalten, v. gr. der Schwede den Moſco- witiſchen, und der Moſcowitiſche den Schwe- diſchen. Es ſind auch die Exempel vorhanden, daß Ambaſſadeurs ein, zwey, und mehrere Jahre ſich an einem Orte aufgehalten, und ihre negotia getrieben, die publique Entreé aber erſt nach ſolcher Zeit, und manchmahl al- lererſt, wenn ſie bald wieder von dannen ſchei- den wollen, gehalten. Welches ihrem Cha- racter nichts benommen, indem ſie in Viſiten und Reviſiten gleichwohl das ihnen gebuͤhren- de Tractement erhalten, weil man aus ihren producireten Creditiven gewuſt, daß ſie Le- gati cum Charactere geweſen. 2. Abholung zu der Audientz, dieſe geſchie- het nun, wenn ſich ein Ambaſſadeur an dem Hoffe eines Souverainen befindet, und iſt wohl zu unterſcheiden von der Viſite, welche ein Ambaſſadeur dem andern, oder einem Envoyé giebet. Man hohlet demnach den Ambaſſadeur mit drey Caroſſen à ſechs Pfer- den und zugehoͤrigen Pages und Laqvays abe, wobey ein Cammer-Herr mit zugeordneten Cavalliers. Der Ambaſſadeur ſetzet ſich in den letzten Wagen, und der Cammer-Herr zu ihme ruͤckwerts, in dem erſten aber ſitzen des Souverains und Ambaſſadeurs Hof- und Ge- ſandſchaffts-Cavallieꝛe, doch dieſe letzteꝛe jenem oben an. Unter dieſen Wagen faͤhret nur allei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/251
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/251>, abgerufen am 23.11.2024.