welchen man nicht leicht abzuweichen pfleget: wolte aber ein Potentate etwas mehres bey Re- ception seines Ambassadeurs im Ceremonien- Werck geniessen, als man ihm in einem Hoffe biß- hero nicht ertheilet, so müste er ihm solches ent- weder,
1. Durch Pacta bedingen, oder da man ihm nichts neues einräumen wolte,
2. Die Gesandschafft in eine blosse Abgesand- schafft verwandeln.
§. 2.
Jedem Souverainen stehet frey, das Ceremoniel gegen einem oder den andern Gesand- ten zu vermehren, und das Tractament zu vergrös- sern, welches nicht selten zu geschehen pfleget, wenn ein Ambassadeur von einem nahen Verwand- ten, oder in favorabilibus, v. gr. eine Ehe, oder Alliance zu stifften, gesendet wird; aber kein Sou- verainer kan hingegen, ohne den, von welchem der Ambassadeur kommt, zu beleidigen, das ein- mahl eingeführete Ceremoniel, mindern, weil sich der Sendende auf das Herkommen und die Pos- session beruffen kan. Denn das Interesse des mittentis versiret mehr in dem Ceremoniel, als das Interesse accipientis legationem.
§. 3.
Dieses Ceremoniel, ob es gleich zur Haupt-Sache der Gesandschafft nichts contri- buiret, und offtermahls die negotia mehr hindert als befördert, machet selbiges doch meistens, nebst dem Character, von welchen es ein insepara-
bles
Europaͤiſches
welchen man nicht leicht abzuweichen pfleget: wolte aber ein Potentate etwas mehres bey Re- ception ſeines Ambaſſadeurs im Ceremonien- Werck genieſſen, als man ihm in einem Hoffe biß- hero nicht ertheilet, ſo muͤſte er ihm ſolches ent- weder,
1. Durch Pacta bedingen, oder da man ihm nichts neues einraͤumen wolte,
2. Die Geſandſchafft in eine bloſſe Abgeſand- ſchafft verwandeln.
§. 2.
Jedem Souverainen ſtehet frey, das Ceremoniel gegen einem oder den andern Geſand- ten zu vermehren, und das Tractament zu vergroͤſ- ſern, welches nicht ſelten zu geſchehen pfleget, wenn ein Ambaſſadeur von einem nahen Verwand- ten, oder in favorabilibus, v. gr. eine Ehe, oder Alliance zu ſtifften, geſendet wird; aber kein Sou- verainer kan hingegen, ohne den, von welchem der Ambaſſadeur kommt, zu beleidigen, das ein- mahl eingefuͤhrete Ceremoniel, mindern, weil ſich der Sendende auf das Herkommen und die Poſ- ſeſſion beruffen kan. Denn das Intereſſe des mittentis verſiret mehr in dem Ceremoniel, als das Intereſſe accipientis legationem.
§. 3.
Dieſes Ceremoniel, ob es gleich zur Haupt-Sache der Geſandſchafft nichts contri- buiret, und offtermahls die negotia mehr hindert als befoͤrdert, machet ſelbiges doch meiſtens, nebſt dem Character, von welchen es ein inſepara-
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Europaͤiſches
welchen man nicht leicht abzuweichen pfleget:
wolte aber ein Potentate etwas mehres bey Re-
ception ſeines Ambaſſadeurs im Ceremonien-
Werck genieſſen, als man ihm in einem Hoffe biß-
hero nicht ertheilet, ſo muͤſte er ihm ſolches ent-
weder,
1. Durch Pacta bedingen, oder da man ihm
nichts neues einraͤumen wolte,
2. Die Geſandſchafft in eine bloſſe Abgeſand-
ſchafft verwandeln.
§. 2. Jedem Souverainen ſtehet frey, das
Ceremoniel gegen einem oder den andern Geſand-
ten zu vermehren, und das Tractament zu vergroͤſ-
ſern, welches nicht ſelten zu geſchehen pfleget, wenn
ein Ambaſſadeur von einem nahen Verwand-
ten, oder in favorabilibus, v. gr. eine Ehe, oder
Alliance zu ſtifften, geſendet wird; aber kein Sou-
verainer kan hingegen, ohne den, von welchem
der Ambaſſadeur kommt, zu beleidigen, das ein-
mahl eingefuͤhrete Ceremoniel, mindern, weil ſich
der Sendende auf das Herkommen und die Poſ-
ſeſſion beruffen kan. Denn das Intereſſe des
mittentis verſiret mehr in dem Ceremoniel, als
das Intereſſe accipientis legationem.
§. 3. Dieſes Ceremoniel, ob es gleich zur
Haupt-Sache der Geſandſchafft nichts contri-
buiret, und offtermahls die negotia mehr hindert
als befoͤrdert, machet ſelbiges doch meiſtens, nebſt
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/248>, abgerufen am 22.11.2024.
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