praetendire v. gr. Candien, Cypern, wie auch diejenigen, welche sie etwan noch würcklich besässen, als Morea, und einen Theil Dalmatien: wie auch die den Hol- ländern ausser Europa zustehende König- reiche, diese zwey Republiquen zwar reich, aber deswegen nicht würdiger macheten, als die Churfürsten wären. Weil nun Reich- thum keine Tugend, so könne selbiges auch keine Praecedentz geben, sonsten müste man auch statuiren, daß ein reicher Schultze ei- nem armen Edelmann vorzugehen berech- tiget sey.
6. Daß schon A. 1490. in der Päbstlichen Capelle zu Rom, als der Venetianische Gesandte dem Chur-Maintzischen den Rang disputirlich machen wollen, der Pabst, welcher gleich selbst zugegen gewe- sen, für dem Maintzischen Ambassadeur ge- sprochen, und ihme die Stelle bald nach den gekröneten Häuptern, und noch für Vene- dig zuerkennet.
§. 8.
Haben sich demnach die Churfürsten biß dato in der Praecedentz gegen die Cardinäle und freyen Republiquen mainteniret, und da diese Säulen des Röm. Reichs und der vierdten Universal-Monarchie, von Tage zu Tage mäch- tiger, und Herren über Königreiche werden, so wird ihnen den Rang, welchen sie possessione ge-
niessen,
Hoff-Ceremoniel.
prætendire v. gr. Candien, Cypern, wie auch diejenigen, welche ſie etwan noch wuͤrcklich beſaͤſſen, als Morea, und einen Theil Dalmatien: wie auch die den Hol- laͤndern auſſer Europa zuſtehende Koͤnig- reiche, dieſe zwey Republiquen zwar reich, aber deswegen nicht wuͤrdiger macheten, als die Chuꝛfuͤrſten waͤren. Weil nun Reich- thum keine Tugend, ſo koͤnne ſelbiges auch keine Præcedentz geben, ſonſten muͤſte man auch ſtatuiren, daß ein reicher Schultze ei- nem armen Edelmann vorzugehen berech- tiget ſey.
6. Daß ſchon A. 1490. in der Paͤbſtlichen Capelle zu Rom, als der Venetianiſche Geſandte dem Chur-Maintziſchen den Rang diſputirlich machen wollen, der Pabſt, welcher gleich ſelbſt zugegen gewe- ſen, fuͤr dem Maintziſchen Ambaſſadeur ge- ſprochen, und ihme die Stelle bald nach den gekroͤneten Haͤuptern, und noch fuͤr Vene- dig zuerkennet.
§. 8.
Haben ſich demnach die Churfuͤrſten biß dato in der Præcedentz gegen die Cardinaͤle und freyen Republiquen mainteniret, und da dieſe Saͤulen des Roͤm. Reichs und der vierdten Univerſal-Monarchie, von Tage zu Tage maͤch- tiger, und Herren uͤber Koͤnigreiche werden, ſo wird ihnen den Rang, welchen ſie poſſesſione ge-
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Hoff-Ceremoniel.
prætendire v. gr. Candien, Cypern, wie
auch diejenigen, welche ſie etwan noch
wuͤrcklich beſaͤſſen, als Morea, und einen
Theil Dalmatien: wie auch die den Hol-
laͤndern auſſer Europa zuſtehende Koͤnig-
reiche, dieſe zwey Republiquen zwar reich,
aber deswegen nicht wuͤrdiger macheten,
als die Chuꝛfuͤrſten waͤren. Weil nun Reich-
thum keine Tugend, ſo koͤnne ſelbiges auch
keine Præcedentz geben, ſonſten muͤſte man
auch ſtatuiren, daß ein reicher Schultze ei-
nem armen Edelmann vorzugehen berech-
tiget ſey.
6. Daß ſchon A. 1490. in der Paͤbſtlichen
Capelle zu Rom, als der Venetianiſche
Geſandte dem Chur-Maintziſchen den
Rang diſputirlich machen wollen, der
Pabſt, welcher gleich ſelbſt zugegen gewe-
ſen, fuͤr dem Maintziſchen Ambaſſadeur ge-
ſprochen, und ihme die Stelle bald nach den
gekroͤneten Haͤuptern, und noch fuͤr Vene-
dig zuerkennet.
§. 8. Haben ſich demnach die Churfuͤrſten biß
dato in der Præcedentz gegen die Cardinaͤle
und freyen Republiquen mainteniret, und da
dieſe Saͤulen des Roͤm. Reichs und der vierdten
Univerſal-Monarchie, von Tage zu Tage maͤch-
tiger, und Herren uͤber Koͤnigreiche werden, ſo
wird ihnen den Rang, welchen ſie poſſesſione ge-
nieſſen,
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/171>, abgerufen am 23.11.2024.
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