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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
müssen, biß sie zuvorhero des Königes Con-
se
ns darüber ausgebeten und selbigen er-
halten, auch zuvor den Eyd abgeleget: daß
sie in Engelland nichts zum Nachtheil der
Königl. Autorität oder der Cron fürneh-
men wolten.

2. Daß man aus Engelland nicht nach Rom
appelliren dürffen,

3. Daß Henricus IV. den Bischoff von Car-
lile,
ob er gleich ein Clericus, ohne Vorbe-
wust und Bericht an den Pabst, zum Tode
verurtheilet. Allein diese Argumenta fallen,
wenn man die exempla contraria neuer
Zeiten ansiehet, alle hin. Denn man weiß,
daß nicht nur die Engliche Regenten an die
Päbste Legationes oboedientiae gesen-
det, und sich dadurch des Juris indepen-
dentiae quoad spiritualia
verziehen, son-
dern auch, als Johannes Barnesius ein Be-
nedicti
ner-Mönch zu Paris gerathen, es
möchte der Pabst die Engelländische Kirche
doch wieder in gremium Ecclesiae zu brin-
gen trachten, solte es auch gleich nicht an-
ders als mit dieser Erlaubnüß, daß sie von
Rom independent bliebe, geschehen, die-
ser Consulent von dem Pabst scharff re-
primendi
ret worden. Ja, als zu Zeiten
der Königin Mariae, viele der Englischen
Stände nach Rom eine Legation sende-

ten

Europaͤiſches
muͤſſen, biß ſie zuvorhero des Koͤniges Con-
ſe
ns daruͤber ausgebeten und ſelbigen er-
halten, auch zuvor den Eyd abgeleget: daß
ſie in Engelland nichts zum Nachtheil der
Koͤnigl. Autoritaͤt oder der Cron fuͤrneh-
men wolten.

2. Daß man aus Engelland nicht nach Rom
appelliren duͤrffen,

3. Daß Henricus IV. den Biſchoff von Car-
lile,
ob er gleich ein Clericus, ohne Vorbe-
wuſt und Bericht an den Pabſt, zum Tode
verurtheilet. Allein dieſe Argumenta fallen,
wenn man die exempla contraria neuer
Zeiten anſiehet, alle hin. Denn man weiß,
daß nicht nur die Engliche Regenten an die
Paͤbſte Legationes obœdientiæ geſen-
det, und ſich dadurch des Juris indepen-
dentiæ quoad ſpiritualia
verziehen, ſon-
dern auch, als Johannes Barneſius ein Be-
nedicti
ner-Moͤnch zu Paris gerathen, es
moͤchte der Pabſt die Engellaͤndiſche Kirche
doch wieder in gremium Eccleſiæ zu brin-
gen trachten, ſolte es auch gleich nicht an-
ders als mit dieſer Erlaubnuͤß, daß ſie von
Rom independent bliebe, geſchehen, die-
ſer Conſulent von dem Pabſt ſcharff re-
primendi
ret worden. Ja, als zu Zeiten
der Koͤnigin Mariæ, viele der Engliſchen
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[116/0144] Europaͤiſches muͤſſen, biß ſie zuvorhero des Koͤniges Con- ſens daruͤber ausgebeten und ſelbigen er- halten, auch zuvor den Eyd abgeleget: daß ſie in Engelland nichts zum Nachtheil der Koͤnigl. Autoritaͤt oder der Cron fuͤrneh- men wolten. 2. Daß man aus Engelland nicht nach Rom appelliren duͤrffen, 3. Daß Henricus IV. den Biſchoff von Car- lile, ob er gleich ein Clericus, ohne Vorbe- wuſt und Bericht an den Pabſt, zum Tode verurtheilet. Allein dieſe Argumenta fallen, wenn man die exempla contraria neuer Zeiten anſiehet, alle hin. Denn man weiß, daß nicht nur die Engliche Regenten an die Paͤbſte Legationes obœdientiæ geſen- det, und ſich dadurch des Juris indepen- dentiæ quoad ſpiritualia verziehen, ſon- dern auch, als Johannes Barneſius ein Be- nedictiner-Moͤnch zu Paris gerathen, es moͤchte der Pabſt die Engellaͤndiſche Kirche doch wieder in gremium Eccleſiæ zu brin- gen trachten, ſolte es auch gleich nicht an- ders als mit dieſer Erlaubnuͤß, daß ſie von Rom independent bliebe, geſchehen, die- ſer Conſulent von dem Pabſt ſcharff re- primendiret worden. Ja, als zu Zeiten der Koͤnigin Mariæ, viele der Engliſchen Staͤnde nach Rom eine Legation ſende- ten

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/144>, abgerufen am 28.03.2024.