viel besser als auf Sprache. Hier ist wenigstens Stätiggewor- denes.
Wenn man so, wie Becker hier gethan hat, das Ende an den Anfang setzt und sich dadurch den ganzen Weg der Ent- wickelung abschneidet, so ist natürlich Bewegung nur scheinbar möglich; man rückt nicht von der Stelle, man dreht sich im Kreise. Das ist die Tautologie: sie haftet an Beckers Fer- sen wie ein Fluch; wir sind ihr wohl schon oben bei der De- finition der Verrichtung begegnet und werden sie weiter nach- weisen im Einzelnen und im Ganzen.
§. 11. Erstes Merkmal des Organischen nachgewiesen in der Sprache.
Auf den betrachteten Eingang folgt die seiner würdige, oben schon besprochene, Definition der organischen Verrichtung; aus ihr will Becker erweisen, daß auch die Sprache eine or- ganische Verrichtung ist. Das kann nach der Beschaffenheit dieser Definition, wonach alles Mögliche organisch ist, nicht schwer sein. Schwer wäre nur das Gegentheil, wie es auch Becker unterlassen hat, dieses Gegentheil, das Todte und die Freiheit, wirklich nachzuweisen. Das Anziehende im Folgenden liegt also nur darin, zu sehen, theils wie sich Becker bei die- ser Arbeit, die keine ist, benimmt, theils aber auch, als welche Art der organischen Verrichtung die Sprache von ihm bestimmt wird.
Es werden die beiden in der Definition gegebenen Merk- male: die aus dem Leben des Dinges nothwendig folgende Ent- stehung und die Rückbeziehung auf das Leben als den Zweck, jedes besonders rücksichtlich der Sprache untersucht. Zuerst heißt es: "Die Verrichtung des Sprechens geht mit einer in- neren Nothwendigkeit aus dem organischen Leben des Menschen hervor: denn der Mensch spricht, weil er denkt, und mit der Verrichtung des Denkens ist zugleich die Verrichtung des Sprechens gegeben. Es ist ein allgemeines Gesetz der lebenden Natur, daß in ihr jede Thätigkeit in einem Stoffe, jedes Geistige in einem Leiblichen in die Erscheinung tritt und in der leibli- chen Erscheinung seine Begrenzung und Gestaltung findet. Nach diesem Gesetze tritt auch der Gedanke nothwendig in die Er- scheinung und wird ein Leibliches in der Sprache. Die Spra- che ist nichts anderes als der in die Erscheinung tretende Ge- danke und beide sind innerlich nur eins und dasselbe." Dies
viel besser als auf Sprache. Hier ist wenigstens Stätiggewor- denes.
Wenn man so, wie Becker hier gethan hat, das Ende an den Anfang setzt und sich dadurch den ganzen Weg der Ent- wickelung abschneidet, so ist natürlich Bewegung nur scheinbar möglich; man rückt nicht von der Stelle, man dreht sich im Kreise. Das ist die Tautologie: sie haftet an Beckers Fer- sen wie ein Fluch; wir sind ihr wohl schon oben bei der De- finition der Verrichtung begegnet und werden sie weiter nach- weisen im Einzelnen und im Ganzen.
§. 11. Erstes Merkmal des Organischen nachgewiesen in der Sprache.
Auf den betrachteten Eingang folgt die seiner würdige, oben schon besprochene, Definition der organischen Verrichtung; aus ihr will Becker erweisen, daß auch die Sprache eine or- ganische Verrichtung ist. Das kann nach der Beschaffenheit dieser Definition, wonach alles Mögliche organisch ist, nicht schwer sein. Schwer wäre nur das Gegentheil, wie es auch Becker unterlassen hat, dieses Gegentheil, das Todte und die Freiheit, wirklich nachzuweisen. Das Anziehende im Folgenden liegt also nur darin, zu sehen, theils wie sich Becker bei die- ser Arbeit, die keine ist, benimmt, theils aber auch, als welche Art der organischen Verrichtung die Sprache von ihm bestimmt wird.
Es werden die beiden in der Definition gegebenen Merk- male: die aus dem Leben des Dinges nothwendig folgende Ent- stehung und die Rückbeziehung auf das Leben als den Zweck, jedes besonders rücksichtlich der Sprache untersucht. Zuerst heißt es: „Die Verrichtung des Sprechens geht mit einer in- neren Nothwendigkeit aus dem organischen Leben des Menschen hervor: denn der Mensch spricht, weil er denkt, und mit der Verrichtung des Denkens ist zugleich die Verrichtung des Sprechens gegeben. Es ist ein allgemeines Gesetz der lebenden Natur, daß in ihr jede Thätigkeit in einem Stoffe, jedes Geistige in einem Leiblichen in die Erscheinung tritt und in der leibli- chen Erscheinung seine Begrenzung und Gestaltung findet. Nach diesem Gesetze tritt auch der Gedanke nothwendig in die Er- scheinung und wird ein Leibliches in der Sprache. Die Spra- che ist nichts anderes als der in die Erscheinung tretende Ge- danke und beide sind innerlich nur eins und dasselbe.“ Dies
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viel besser als auf Sprache. Hier ist wenigstens Stätiggewor-
denes.
Wenn man so, wie Becker hier gethan hat, das Ende an
den Anfang setzt und sich dadurch den ganzen Weg der Ent-
wickelung abschneidet, so ist natürlich Bewegung nur scheinbar
möglich; man rückt nicht von der Stelle, man dreht sich im
Kreise. Das ist die Tautologie: sie haftet an Beckers Fer-
sen wie ein Fluch; wir sind ihr wohl schon oben bei der De-
finition der Verrichtung begegnet und werden sie weiter nach-
weisen im Einzelnen und im Ganzen.
§. 11. Erstes Merkmal des Organischen nachgewiesen in der Sprache.
Auf den betrachteten Eingang folgt die seiner würdige,
oben schon besprochene, Definition der organischen Verrichtung;
aus ihr will Becker erweisen, daß auch die Sprache eine or-
ganische Verrichtung ist. Das kann nach der Beschaffenheit
dieser Definition, wonach alles Mögliche organisch ist, nicht
schwer sein. Schwer wäre nur das Gegentheil, wie es auch
Becker unterlassen hat, dieses Gegentheil, das Todte und die
Freiheit, wirklich nachzuweisen. Das Anziehende im Folgenden
liegt also nur darin, zu sehen, theils wie sich Becker bei die-
ser Arbeit, die keine ist, benimmt, theils aber auch, als welche
Art der organischen Verrichtung die Sprache von ihm bestimmt
wird.
Es werden die beiden in der Definition gegebenen Merk-
male: die aus dem Leben des Dinges nothwendig folgende Ent-
stehung und die Rückbeziehung auf das Leben als den Zweck,
jedes besonders rücksichtlich der Sprache untersucht. Zuerst
heißt es: „Die Verrichtung des Sprechens geht mit einer in-
neren Nothwendigkeit aus dem organischen Leben des
Menschen hervor: denn der Mensch spricht, weil er denkt,
und mit der Verrichtung des Denkens ist zugleich die Verrichtung
des Sprechens gegeben. Es ist ein allgemeines Gesetz der lebenden
Natur, daß in ihr jede Thätigkeit in einem Stoffe, jedes Geistige
in einem Leiblichen in die Erscheinung tritt und in der leibli-
chen Erscheinung seine Begrenzung und Gestaltung findet. Nach
diesem Gesetze tritt auch der Gedanke nothwendig in die Er-
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Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/67>, abgerufen am 22.11.2024.
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