zur leeren Phrase. Es heißt bei ihm §. 7 Anf.: "Die Verbin- dung alles Besonderen und Einzelnen zu einem organischen Gan- zen kömmt durch diejenige Wechselbeziehung zu Stande, welche sich auf ein organisches Differenzverhältniß gründet. Orga- nisch different nennt man nämlich in der Naturwissenschaft solche Thätigkeiten und Stoffe, welche einander entgegen- gesetzt sind, aber gerade durch den Gegensatz einander be- dingen, und mit einander ein gegenseitiges Verhältniß eingehen, vermöge dessen a nur dadurch a ist, daß es einem b entgegen- gesetzt ist, und umgekehrt. Diese organischen Differenzverhält- nisse treten in der Natur je nach den verschiedenen Arten der organischen Dinge unter verschiedenen Gestalten hervor, z. B. in dem Organism der Erde als Differenzen der positiven und negativen Electricität, der Nord- und Südpolarität u. s. f." -- wie sollten nicht auch die chemischen Differenzverhältnisse, das der Säuren und Basen, hierher gehören? --; "in den Thier- organismen als Gegensatz von Contraction und Expansion" -- welches Verhältniß aber auch in den unorganischen Dingen vor- kommt, die vielfach durch Wärme Expansion, durch Kälte Con- traction erleiden --, "von Assimilation und Secretion, von Mus- kel und Nerv u. s. f." Wer so über den Gegensatz, den die gemeine Anschauung wie die Wissenschaft zwischen todter und lebender, unorganischer und organischer Natur macht, hinweg- geht, dem dürfen wir wohl sagen: gieb sie nur frei, diese so- genannt organischen Differenzverhältnisse im Thier- und Pflan- zenkörper, und wenn du dann noch nicht weißt, was du an ihnen hast, so wirst du es bald riechen. Auch Aristoteles, dieser Gründer der Logik spricht sich, wo er auf das Reich des Or- ganischen zu reden kommt, wie in dem Werke über die Theile der Thiere, entschieden gegen die Dichotomirung aus, weil sie den Organismus zerreiße. Wie willkürlich ist es, Muskel und Nerv aus dem organischen Zusammenhange mit den Knochen, den blutführenden Adern, mit dem ganzen Leibe herauszureißen, um sie in einen polaren Gegensatz zu bringen!
Das eine allgemeine Leben der Natur ist der eine Tod, die eine Starrheit der Natur. Der Begriff des Organismus, des Lebens, hat nur Werth und Sinn im Gegensatze zu einem un- organischen, todten Theile der Natur, der dem organischen Theile fortwährend dient, den sich dieser fortwährend dienstbar zu ma- chen, von dem er sich zu erhalten, zu ernähren, aus dem er
zur leeren Phrase. Es heißt bei ihm §. 7 Anf.: „Die Verbin- dung alles Besonderen und Einzelnen zu einem organischen Gan- zen kömmt durch diejenige Wechselbeziehung zu Stande, welche sich auf ein organisches Differenzverhältniß gründet. Orga- nisch different nennt man nämlich in der Naturwissenschaft solche Thätigkeiten und Stoffe, welche einander entgegen- gesetzt sind, aber gerade durch den Gegensatz einander be- dingen, und mit einander ein gegenseitiges Verhältniß eingehen, vermöge dessen a nur dadurch a ist, daß es einem b entgegen- gesetzt ist, und umgekehrt. Diese organischen Differenzverhält- nisse treten in der Natur je nach den verschiedenen Arten der organischen Dinge unter verschiedenen Gestalten hervor, z. B. in dem Organism der Erde als Differenzen der positiven und negativen Electricität, der Nord- und Südpolarität u. s. f.“ — wie sollten nicht auch die chemischen Differenzverhältnisse, das der Säuren und Basen, hierher gehören? —; „in den Thier- organismen als Gegensatz von Contraction und Expansion“ — welches Verhältniß aber auch in den unorganischen Dingen vor- kommt, die vielfach durch Wärme Expansion, durch Kälte Con- traction erleiden —, „von Assimilation und Secretion, von Mus- kel und Nerv u. s. f.“ Wer so über den Gegensatz, den die gemeine Anschauung wie die Wissenschaft zwischen todter und lebender, unorganischer und organischer Natur macht, hinweg- geht, dem dürfen wir wohl sagen: gieb sie nur frei, diese so- genannt organischen Differenzverhältnisse im Thier- und Pflan- zenkörper, und wenn du dann noch nicht weißt, was du an ihnen hast, so wirst du es bald riechen. Auch Aristoteles, dieser Gründer der Logik spricht sich, wo er auf das Reich des Or- ganischen zu reden kommt, wie in dem Werke über die Theile der Thiere, entschieden gegen die Dichotomirung aus, weil sie den Organismus zerreiße. Wie willkürlich ist es, Muskel und Nerv aus dem organischen Zusammenhange mit den Knochen, den blutführenden Adern, mit dem ganzen Leibe herauszureißen, um sie in einen polaren Gegensatz zu bringen!
Das eine allgemeine Leben der Natur ist der eine Tod, die eine Starrheit der Natur. Der Begriff des Organismus, des Lebens, hat nur Werth und Sinn im Gegensatze zu einem un- organischen, todten Theile der Natur, der dem organischen Theile fortwährend dient, den sich dieser fortwährend dienstbar zu ma- chen, von dem er sich zu erhalten, zu ernähren, aus dem er
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zur leeren Phrase. Es heißt bei ihm §. 7 Anf.: „Die Verbin-
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zen kömmt durch diejenige Wechselbeziehung zu Stande, welche
sich auf ein organisches Differenzverhältniß gründet. Orga-
nisch different nennt man nämlich in der Naturwissenschaft
solche Thätigkeiten und Stoffe, welche einander entgegen-
gesetzt sind, aber gerade durch den Gegensatz einander be-
dingen, und mit einander ein gegenseitiges Verhältniß eingehen,
vermöge dessen a nur dadurch a ist, daß es einem b entgegen-
gesetzt ist, und umgekehrt. Diese organischen Differenzverhält-
nisse treten in der Natur je nach den verschiedenen Arten der
organischen Dinge unter verschiedenen Gestalten hervor, z. B.
in dem Organism der Erde als Differenzen der positiven und
negativen Electricität, der Nord- und Südpolarität u. s. f.“ —
wie sollten nicht auch die chemischen Differenzverhältnisse, das
der Säuren und Basen, hierher gehören? —; „in den Thier-
organismen als Gegensatz von Contraction und Expansion“ —
welches Verhältniß aber auch in den unorganischen Dingen vor-
kommt, die vielfach durch Wärme Expansion, durch Kälte Con-
traction erleiden —, „von Assimilation und Secretion, von Mus-
kel und Nerv u. s. f.“ Wer so über den Gegensatz, den die
gemeine Anschauung wie die Wissenschaft zwischen todter und
lebender, unorganischer und organischer Natur macht, hinweg-
geht, dem dürfen wir wohl sagen: gieb sie nur frei, diese so-
genannt organischen Differenzverhältnisse im Thier- und Pflan-
zenkörper, und wenn du dann noch nicht weißt, was du an ihnen
hast, so wirst du es bald riechen. Auch Aristoteles, dieser
Gründer der Logik spricht sich, wo er auf das Reich des Or-
ganischen zu reden kommt, wie in dem Werke über die Theile
der Thiere, entschieden gegen die Dichotomirung aus, weil sie
den Organismus zerreiße. Wie willkürlich ist es, Muskel und
Nerv aus dem organischen Zusammenhange mit den Knochen,
den blutführenden Adern, mit dem ganzen Leibe herauszureißen,
um sie in einen polaren Gegensatz zu bringen!
Das eine allgemeine Leben der Natur ist der eine Tod,
die eine Starrheit der Natur. Der Begriff des Organismus, des
Lebens, hat nur Werth und Sinn im Gegensatze zu einem un-
organischen, todten Theile der Natur, der dem organischen Theile
fortwährend dient, den sich dieser fortwährend dienstbar zu ma-
chen, von dem er sich zu erhalten, zu ernähren, aus dem er
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Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/58>, abgerufen am 27.11.2024.
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