Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

VERZEICHNISS SPRACHWISSENSCHAFTLICHER WERKE.
liche Gemeinschaft und knüpfen die Welt an einander. In ihrer Ent-
wicklung werden drei Hauptperioden unterschieden, welche mit meister-
hafter Feinheit und Durchsichtigkeit geschildert werden.


ÜBER DIE VERSCHIEDENHEIT DES MENSCHLI-
CHEN SPRACHBAUES und ihren Einfluß auf die
geistige Entwickelung des Menschengeschlechts von
Wilhelm von Humboldt. 1836. gr. 4. geh. 4 Thlr.

In diesem Werke hat der berühmte Verfasser den Kern seines
ideellen Lebens niedergelegt. Wie er darin eine Anschauungsweise
der Sprachwissenschaft vom Standpunkte der Weltgeschichte aus be-
gründet, eben so sehr lehrt er darin eine Weltanschauung von dem
Standpunkte der Sprache aus. Beginnend mit der Betrachtung der die
geistige Entwickelung des Menschengeschlechts hauptsächlich bestimmen-
den Momente (§. 1--6) gelangt er zur Sprache, als einem vorzüglichen
Erklärungsgrunde jenes Entwickelungsganges (§. 7). Er zeichnet die
Richtung vor, welche die Sprachforschung zu nehmen hat, um ihren
Gegenstand in dieser Weise zu beurtheilen (§. 8) und wird dadurch
zu einer tieferen Darlegung des Wesens der Sprache geführt (§. 9--12).
Sodann genauer auf das Sprachverfahren eingehend, stellt er die allge-
meinsten und alle Theile der Sprache durchdringenden Eigenthümlich-
keiten derselben dar (§. 13--18), nach welchen er sie classificirt (§. 19).
Als den Punkt aber, von dem die Vollendung der Sprache, ihre Ent-
wickelungsfähigkeit und ihr Einfluß auf den Volksgeist abhängt, hebt
er die größere oder geringere Stärke der synthetischen Kraft dersel-
ben hervor und führt den Nachweis sowohl rücksichtlich der indoeuro-
päischen, als der semitischen, amerikanischen und der einsylbigen Spra-
chen (§. 21--24). Die Beantwortung der Frage, ob der mehrsylbige
Sprachbau aus der Einsylbigkeit hervorgegangen sei, bildet den Schluß
(§. 25) dieses großartigen Werkes.


ÜBER DEN DUALIS von Wilhelm von Humboldt. 1828.
gr. 4. 121/2 Sgr.

Diese Abhandlung dürfte aus manchen Gründen Humboldt's schönste
und tiefste Arbeit genannt werden; auch wirft sie auf viele wichtige
Stellen seines größeren Werkes ein sehr erwünschtes Licht. Die Noth-
wendigkeit solcher Untersuchungen über einzelne grammatische Formen
wird vom Verfasser selbst im Eingange dargestellt. Nach der Ueber-
sicht des räumlichen Umfanges der Sprachstämme, in denen sich die
Dualform findet, wird die Natur derselben zuerst nach der Beobachtung
der Sprachen selbst bestimmt, dann in tiefster Weise aus allgemeinen
Ideen abgeleitet, mit Berücksichtigung der phantasievollen und rein ver-
ständigen Seite der Sprache.


VERZEICHNISS SPRACHWISSENSCHAFTLICHER WERKE.
liche Gemeinschaft und knüpfen die Welt an einander. In ihrer Ent-
wicklung werden drei Hauptperioden unterschieden, welche mit meister-
hafter Feinheit und Durchsichtigkeit geschildert werden.


ÜBER DIE VERSCHIEDENHEIT DES MENSCHLI-
CHEN SPRACHBAUES und ihren Einfluß auf die
geistige Entwickelung des Menschengeschlechts von
Wilhelm von Humboldt. 1836. gr. 4. geh. 4 Thlr.

In diesem Werke hat der berühmte Verfasser den Kern seines
ideellen Lebens niedergelegt. Wie er darin eine Anschauungsweise
der Sprachwissenschaft vom Standpunkte der Weltgeschichte aus be-
gründet, eben so sehr lehrt er darin eine Weltanschauung von dem
Standpunkte der Sprache aus. Beginnend mit der Betrachtung der die
geistige Entwickelung des Menschengeschlechts hauptsächlich bestimmen-
den Momente (§. 1—6) gelangt er zur Sprache, als einem vorzüglichen
Erklärungsgrunde jenes Entwickelungsganges (§. 7). Er zeichnet die
Richtung vor, welche die Sprachforschung zu nehmen hat, um ihren
Gegenstand in dieser Weise zu beurtheilen (§. 8) und wird dadurch
zu einer tieferen Darlegung des Wesens der Sprache geführt (§. 9—12).
Sodann genauer auf das Sprachverfahren eingehend, stellt er die allge-
meinsten und alle Theile der Sprache durchdringenden Eigenthümlich-
keiten derselben dar (§. 13—18), nach welchen er sie classificirt (§. 19).
Als den Punkt aber, von dem die Vollendung der Sprache, ihre Ent-
wickelungsfähigkeit und ihr Einfluß auf den Volksgeist abhängt, hebt
er die größere oder geringere Stärke der synthetischen Kraft dersel-
ben hervor und führt den Nachweis sowohl rücksichtlich der indoeuro-
päischen, als der semitischen, amerikanischen und der einsylbigen Spra-
chen (§. 21—24). Die Beantwortung der Frage, ob der mehrsylbige
Sprachbau aus der Einsylbigkeit hervorgegangen sei, bildet den Schluß
(§. 25) dieses großartigen Werkes.


ÜBER DEN DUALIS von Wilhelm von Humboldt. 1828.
gr. 4. 12½ Sgr.

Diese Abhandlung dürfte aus manchen Gründen Humboldt’s schönste
und tiefste Arbeit genannt werden; auch wirft sie auf viele wichtige
Stellen seines größeren Werkes ein sehr erwünschtes Licht. Die Noth-
wendigkeit solcher Untersuchungen über einzelne grammatische Formen
wird vom Verfasser selbst im Eingange dargestellt. Nach der Ueber-
sicht des räumlichen Umfanges der Sprachstämme, in denen sich die
Dualform findet, wird die Natur derselben zuerst nach der Beobachtung
der Sprachen selbst bestimmt, dann in tiefster Weise aus allgemeinen
Ideen abgeleitet, mit Berücksichtigung der phantasievollen und rein ver-
ständigen Seite der Sprache.


<TEI>
  <text>
    <back>
      <div type="advertisement">
        <p><pb facs="#f0436" n="6"/><fw place="top" type="header">VERZEICHNISS SPRACHWISSENSCHAFTLICHER WERKE.</fw><lb/>
liche Gemeinschaft und knüpfen die Welt an einander. In ihrer Ent-<lb/>
wicklung werden drei Hauptperioden unterschieden, welche mit meister-<lb/>
hafter Feinheit und Durchsichtigkeit geschildert werden.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>ÜBER DIE VERSCHIEDENHEIT DES MENSCHLI-<lb/>
CHEN SPRACHBAUES und ihren Einfluß auf die<lb/>
geistige Entwickelung des Menschengeschlechts von<lb/><hi rendition="#k">Wilhelm von Humboldt</hi>. 1836. gr. 4. geh. 4 Thlr.</p><lb/>
        <p>In diesem Werke hat der berühmte Verfasser den Kern seines<lb/>
ideellen Lebens niedergelegt. Wie er darin eine Anschauungsweise<lb/>
der Sprachwissenschaft vom Standpunkte der Weltgeschichte aus be-<lb/>
gründet, eben so sehr lehrt er darin eine Weltanschauung von dem<lb/>
Standpunkte der Sprache aus. Beginnend mit der Betrachtung der die<lb/>
geistige Entwickelung des Menschengeschlechts hauptsächlich bestimmen-<lb/>
den Momente (§. 1&#x2014;6) gelangt er zur Sprache, als einem vorzüglichen<lb/>
Erklärungsgrunde jenes Entwickelungsganges (§. 7). Er zeichnet die<lb/>
Richtung vor, welche die Sprachforschung zu nehmen hat, um ihren<lb/>
Gegenstand in dieser Weise zu beurtheilen (§. 8) und wird dadurch<lb/>
zu einer tieferen Darlegung des Wesens der Sprache geführt (§. 9&#x2014;12).<lb/>
Sodann genauer auf das Sprachverfahren eingehend, stellt er die allge-<lb/>
meinsten und alle Theile der Sprache durchdringenden Eigenthümlich-<lb/>
keiten derselben dar (§. 13&#x2014;18), nach welchen er sie classificirt (§. 19).<lb/>
Als den Punkt aber, von dem die Vollendung der Sprache, ihre Ent-<lb/>
wickelungsfähigkeit und ihr Einfluß auf den Volksgeist abhängt, hebt<lb/>
er die größere oder geringere Stärke der <hi rendition="#g">synthetischen</hi> Kraft dersel-<lb/>
ben hervor und führt den Nachweis sowohl rücksichtlich der indoeuro-<lb/>
päischen, als der semitischen, amerikanischen und der einsylbigen Spra-<lb/>
chen (§. 21&#x2014;24). Die Beantwortung der Frage, ob der mehrsylbige<lb/>
Sprachbau aus der Einsylbigkeit hervorgegangen sei, bildet den Schluß<lb/>
(§. 25) dieses großartigen Werkes.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>ÜBER DEN DUALIS von <hi rendition="#k">Wilhelm von Humboldt</hi>. 1828.<lb/>
gr. 4. 12½ Sgr.</p><lb/>
        <p>Diese Abhandlung dürfte aus manchen Gründen Humboldt&#x2019;s schönste<lb/>
und tiefste Arbeit genannt werden; auch wirft sie auf viele wichtige<lb/>
Stellen seines größeren Werkes ein sehr erwünschtes Licht. Die Noth-<lb/>
wendigkeit solcher Untersuchungen über einzelne grammatische Formen<lb/>
wird vom Verfasser selbst im Eingange dargestellt. Nach der Ueber-<lb/>
sicht des räumlichen Umfanges der Sprachstämme, in denen sich die<lb/>
Dualform findet, wird die Natur derselben zuerst nach der Beobachtung<lb/>
der Sprachen selbst bestimmt, dann in tiefster Weise aus allgemeinen<lb/>
Ideen abgeleitet, mit Berücksichtigung der phantasievollen und rein ver-<lb/>
ständigen Seite der Sprache.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </back>
  </text>
</TEI>
[6/0436] VERZEICHNISS SPRACHWISSENSCHAFTLICHER WERKE. liche Gemeinschaft und knüpfen die Welt an einander. In ihrer Ent- wicklung werden drei Hauptperioden unterschieden, welche mit meister- hafter Feinheit und Durchsichtigkeit geschildert werden. ÜBER DIE VERSCHIEDENHEIT DES MENSCHLI- CHEN SPRACHBAUES und ihren Einfluß auf die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts von Wilhelm von Humboldt. 1836. gr. 4. geh. 4 Thlr. In diesem Werke hat der berühmte Verfasser den Kern seines ideellen Lebens niedergelegt. Wie er darin eine Anschauungsweise der Sprachwissenschaft vom Standpunkte der Weltgeschichte aus be- gründet, eben so sehr lehrt er darin eine Weltanschauung von dem Standpunkte der Sprache aus. Beginnend mit der Betrachtung der die geistige Entwickelung des Menschengeschlechts hauptsächlich bestimmen- den Momente (§. 1—6) gelangt er zur Sprache, als einem vorzüglichen Erklärungsgrunde jenes Entwickelungsganges (§. 7). Er zeichnet die Richtung vor, welche die Sprachforschung zu nehmen hat, um ihren Gegenstand in dieser Weise zu beurtheilen (§. 8) und wird dadurch zu einer tieferen Darlegung des Wesens der Sprache geführt (§. 9—12). Sodann genauer auf das Sprachverfahren eingehend, stellt er die allge- meinsten und alle Theile der Sprache durchdringenden Eigenthümlich- keiten derselben dar (§. 13—18), nach welchen er sie classificirt (§. 19). Als den Punkt aber, von dem die Vollendung der Sprache, ihre Ent- wickelungsfähigkeit und ihr Einfluß auf den Volksgeist abhängt, hebt er die größere oder geringere Stärke der synthetischen Kraft dersel- ben hervor und führt den Nachweis sowohl rücksichtlich der indoeuro- päischen, als der semitischen, amerikanischen und der einsylbigen Spra- chen (§. 21—24). Die Beantwortung der Frage, ob der mehrsylbige Sprachbau aus der Einsylbigkeit hervorgegangen sei, bildet den Schluß (§. 25) dieses großartigen Werkes. ÜBER DEN DUALIS von Wilhelm von Humboldt. 1828. gr. 4. 12½ Sgr. Diese Abhandlung dürfte aus manchen Gründen Humboldt’s schönste und tiefste Arbeit genannt werden; auch wirft sie auf viele wichtige Stellen seines größeren Werkes ein sehr erwünschtes Licht. Die Noth- wendigkeit solcher Untersuchungen über einzelne grammatische Formen wird vom Verfasser selbst im Eingange dargestellt. Nach der Ueber- sicht des räumlichen Umfanges der Sprachstämme, in denen sich die Dualform findet, wird die Natur derselben zuerst nach der Beobachtung der Sprachen selbst bestimmt, dann in tiefster Weise aus allgemeinen Ideen abgeleitet, mit Berücksichtigung der phantasievollen und rein ver- ständigen Seite der Sprache.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/436
Zitationshilfe: Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/436>, abgerufen am 03.05.2024.