chen hat, wie ihm jener Begriff höher stehe und als etwas Wesent- licheres gelte, als dieses Verhältniß der Grammatik zur Logik. Er sagt nämlich (S. CCLXVIII.), daß es, um eine Anschauung von dem eigenthümlichen Wesen einer Sprache im Unterschiede gegen die andern zu geben, das Unbedeutendste sei, wenn man aufzählt, welche Kategorien sie bezeichne, wie viel Tem- pora und Modi sie habe u. s. w., kurz wenn man ihr Verhält- niß zur logischen Grammatik angiebt. Hierdurch, sagt Hum- boldt ausdrücklich, bleibe man ohne Belehrung über das, worauf es hauptsächlich ankomme, über die synthetische Kraft der Spra- che. Wenn man, meint er, bei der Betrachtung der Sprachen nur bis zur Aufzählung und Vergleichung der logischen, in der Sprache ausgedrückten Formen der Anschauung und des Den- kens geht und nicht weiter schreitet zu jener synthetischen Kraft, so "geht man nicht tief genug und nicht bis zu den wahren in- neren Bestrebungen der Sprachformung zurück, sondern bleibt bei den Aeußerlichkeiten des Sprachbaues stehen". Dieser Vorwurf trifft Becker nicht minder, als die Verfasser der amerikanischen, polynesischen, hinterindischen u. s. w. Gramma- tiken, auf welche er sich in der Vorrede beruft. Aber auch die Vermittler mögen sich fragen, in wiefern auch sie vielleicht ihn noch immer verdienen.
chen hat, wie ihm jener Begriff höher stehe und als etwas Wesent- licheres gelte, als dieses Verhältniß der Grammatik zur Logik. Er sagt nämlich (S. CCLXVIII.), daß es, um eine Anschauung von dem eigenthümlichen Wesen einer Sprache im Unterschiede gegen die andern zu geben, das Unbedeutendste sei, wenn man aufzählt, welche Kategorien sie bezeichne, wie viel Tem- pora und Modi sie habe u. s. w., kurz wenn man ihr Verhält- niß zur logischen Grammatik angiebt. Hierdurch, sagt Hum- boldt ausdrücklich, bleibe man ohne Belehrung über das, worauf es hauptsächlich ankomme, über die synthetische Kraft der Spra- che. Wenn man, meint er, bei der Betrachtung der Sprachen nur bis zur Aufzählung und Vergleichung der logischen, in der Sprache ausgedrückten Formen der Anschauung und des Den- kens geht und nicht weiter schreitet zu jener synthetischen Kraft, so „geht man nicht tief genug und nicht bis zu den wahren in- neren Bestrebungen der Sprachformung zurück, sondern bleibt bei den Aeußerlichkeiten des Sprachbaues stehen“. Dieser Vorwurf trifft Becker nicht minder, als die Verfasser der amerikanischen, polynesischen, hinterindischen u. s. w. Gramma- tiken, auf welche er sich in der Vorrede beruft. Aber auch die Vermittler mögen sich fragen, in wiefern auch sie vielleicht ihn noch immer verdienen.
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chen hat, wie ihm jener Begriff höher stehe und als etwas Wesent-
licheres gelte, als dieses Verhältniß der Grammatik zur Logik.
Er sagt nämlich (S. CCLXVIII.), daß es, um eine Anschauung
von dem eigenthümlichen Wesen einer Sprache im Unterschiede
gegen die andern zu geben, das Unbedeutendste sei, wenn
man aufzählt, welche Kategorien sie bezeichne, wie viel Tem-
pora und Modi sie habe u. s. w., kurz wenn man ihr Verhält-
niß zur logischen Grammatik angiebt. Hierdurch, sagt Hum-
boldt ausdrücklich, bleibe man ohne Belehrung über das, worauf
es hauptsächlich ankomme, über die synthetische Kraft der Spra-
che. Wenn man, meint er, bei der Betrachtung der Sprachen
nur bis zur Aufzählung und Vergleichung der logischen, in der
Sprache ausgedrückten Formen der Anschauung und des Den-
kens geht und nicht weiter schreitet zu jener synthetischen Kraft,
so „geht man nicht tief genug und nicht bis zu den wahren in-
neren Bestrebungen der Sprachformung zurück, sondern bleibt
bei den Aeußerlichkeiten des Sprachbaues stehen“.
Dieser Vorwurf trifft Becker nicht minder, als die Verfasser der
amerikanischen, polynesischen, hinterindischen u. s. w. Gramma-
tiken, auf welche er sich in der Vorrede beruft. Aber auch die
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Steinthal, Heymann: Grammatik, Logik und Psychologie. Ihre Principien und ihr Verhältniss zu einander. Berlin, 1855, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinthal_grammatik_1855/174>, abgerufen am 23.11.2024.
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