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Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.

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spitzen Zähnchen des Trahira-Fisches, Erythrinus, waren die dreieckigen Kürbis-
stücke besetzt, die als Wundkratzer in der kleinen Chirurgie der Indianer, vgl.
Abbildung 15, das wichtigste Instrument darstellten. Auch dienten die Zähnchen
des Aguti, Dasyprocta Aguti, zu gleichem Zweck. Von den Nagetieren bot das
Kapivara, Hydrochoerus Capybara, in den Vorderzähnen des Unterkiefers un-
entbehrliche Schabemeissel; der 6--8 cm lange Zahn wurde mit Baumwoll-
faden an ein Stückchen Ubarohr befestigt oder zwei Zähne wurden zusammen-
geschnürt und auch noch mit etwas Wachs verkittet. Mit dem Aguti-Zahn

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 23.

Hundsfisch. ( nat. Gr.)

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 24.

Piranya. ( nat. Gr.)

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 25.

Vorderklauen
des Riesengürteltiers
.
(Wühlhacke). ( 2/5 nat. Gr.)

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 26.

Kapivara-Zähne.
(Schabmeissel). (1/2 nat. Gr.)

wurden ebenfalls die Pfeillöcher gebohrt. Affenzähne, an der Wurzel durchbohrt
und kunstvoll zu einer Kette aneinander geflochten, waren ein beliebter Gürtel-
oder Halsschmuck.

Knochen. Arm- und Beinknochen von Affen, die in dicken Bündeln in
den Handwerkskörbchen zu Hause aufbewahrt wurden, dienten als Pfeilspitzen.
Sie wurden zugeschliffen und mit ihrem Röhrenkanal dem zwischen Pfeilspitze
und Pfeilschaft vermittelnden Stock aufgesetzt. Der Schwanzstrahl des Rochen
war ebenfalls Pfeilspitze. Kleine spitze Knöchelchen wurden als Widerhaken an-

spitzen Zähnchen des Trahira-Fisches, Erythrinus, waren die dreieckigen Kürbis-
stücke besetzt, die als Wundkratzer in der kleinen Chirurgie der Indianer, vgl.
Abbildung 15, das wichtigste Instrument darstellten. Auch dienten die Zähnchen
des Agutí, Dasyprocta Aguti, zu gleichem Zweck. Von den Nagetieren bot das
Kapivara, Hydrochoerus Capybara, in den Vorderzähnen des Unterkiefers un-
entbehrliche Schabemeissel; der 6—8 cm lange Zahn wurde mit Baumwoll-
faden an ein Stückchen Ubárohr befestigt oder zwei Zähne wurden zusammen-
geschnürt und auch noch mit etwas Wachs verkittet. Mit dem Agutí-Zahn

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 23.

Hundsfisch. ( nat. Gr.)

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 24.

Piranya. ( nat. Gr.)

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 25.

Vorderklauen
des Riesengürteltiers
.
(Wühlhacke). (⅖ nat. Gr.)

[Abbildung]
[Abbildung] Abb. 26.

Kapivara-Zähne.
(Schabmeissel). (½ nat. Gr.)

wurden ebenfalls die Pfeillöcher gebohrt. Affenzähne, an der Wurzel durchbohrt
und kunstvoll zu einer Kette aneinander geflochten, waren ein beliebter Gürtel-
oder Halsschmuck.

Knochen. Arm- und Beinknochen von Affen, die in dicken Bündeln in
den Handwerkskörbchen zu Hause aufbewahrt wurden, dienten als Pfeilspitzen.
Sie wurden zugeschliffen und mit ihrem Röhrenkanal dem zwischen Pfeilspitze
und Pfeilschaft vermittelnden Stock aufgesetzt. Der Schwanzstrahl des Rochen
war ebenfalls Pfeilspitze. Kleine spitze Knöchelchen wurden als Widerhaken an-

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[206/0250] spitzen Zähnchen des Trahira-Fisches, Erythrinus, waren die dreieckigen Kürbis- stücke besetzt, die als Wundkratzer in der kleinen Chirurgie der Indianer, vgl. Abbildung 15, das wichtigste Instrument darstellten. Auch dienten die Zähnchen des Agutí, Dasyprocta Aguti, zu gleichem Zweck. Von den Nagetieren bot das Kapivara, Hydrochoerus Capybara, in den Vorderzähnen des Unterkiefers un- entbehrliche Schabemeissel; der 6—8 cm lange Zahn wurde mit Baumwoll- faden an ein Stückchen Ubárohr befestigt oder zwei Zähne wurden zusammen- geschnürt und auch noch mit etwas Wachs verkittet. Mit dem Agutí-Zahn [Abbildung] [Abbildung Abb. 23. Hundsfisch. ([FORMEL] nat. Gr.)] [Abbildung] [Abbildung Abb. 24. Piranya. ([FORMEL] nat. Gr.)] [Abbildung] [Abbildung Abb. 25. Vorderklauen des Riesengürteltiers. (Wühlhacke). (⅖ nat. Gr.)] [Abbildung] [Abbildung Abb. 26. Kapivara-Zähne. (Schabmeissel). (½ nat. Gr.)] wurden ebenfalls die Pfeillöcher gebohrt. Affenzähne, an der Wurzel durchbohrt und kunstvoll zu einer Kette aneinander geflochten, waren ein beliebter Gürtel- oder Halsschmuck. Knochen. Arm- und Beinknochen von Affen, die in dicken Bündeln in den Handwerkskörbchen zu Hause aufbewahrt wurden, dienten als Pfeilspitzen. Sie wurden zugeschliffen und mit ihrem Röhrenkanal dem zwischen Pfeilspitze und Pfeilschaft vermittelnden Stock aufgesetzt. Der Schwanzstrahl des Rochen war ebenfalls Pfeilspitze. Kleine spitze Knöchelchen wurden als Widerhaken an-

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Zitationshilfe: Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/steinen_naturvoelker_1894/250>, abgerufen am 22.11.2024.