Steinen, Karl von den: Unter den Naturvölkern Zentral-Brasiliens. Berlin, 1894.gebracht. Säugetierknochen fanden mancherlei Verwendung, mit dem Ober- Muscheln. Flache Flussmuscheln wurden zum Schneiden, weniger wo es [Abbildung]
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Abb. 27. Messermuschel und Hobelmuschel. Arbeitsmuscheln hat Herr Prot. von Martens bestimmt: tyutsi, Anodonta war die Muschel zum Abschaben der Mandiokawurzel, "manioka pinap"; die Frauen sassen auf ein paar aneinandergereihten Bambusstücken und schabten, schruppten, kratzten, bis ihre Beine in den Schnitzelhaufen verschwanden. Diese Muschel diente auch als Hobel, um den Griff des Steinbeils oder das Ruder durch feineres Schaben zu glätten, aber nicht etwa mit dem Rande, sondern mit einem in der Mitte angebrachten Loch. Die Leute bissen mit ihren Zähnen die äusserste Schale ab und stiessen mit der spitzigen Akurinuss das Hobelloch hinein. Eine andere Anodonta-Art, ita-i, "kleine Muschel", gebrauchte man ebenfalls zum Fein- schaben des Holzes. Auch verwandte man diese wie die anderen Arten zum Aufbewahren der Farbe, mit der man sich rot oder schwarz bemalte; sie waren gewöhnlich an der Hängematte aufgehängt. Eine zweite grosse Schabmuschel für Wurzeln war ita, "Muschel", eine Varietät der von Castelnau aus dem Araguay mitgebrachten Leila pulvinata Hupe. Mit der grössten Art ita kuraa, gebracht. Säugetierknochen fanden mancherlei Verwendung, mit dem Ober- Muscheln. Flache Flussmuscheln wurden zum Schneiden, weniger wo es [Abbildung]
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Abb. 27. Messermuschel und Hobelmuschel. Arbeitsmuscheln hat Herr Prot. von Martens bestimmt: tyutsí, Anodonta war die Muschel zum Abschaben der Mandiokawurzel, „manióka pináp“; die Frauen sassen auf ein paar aneinandergereihten Bambusstücken und schabten, schruppten, kratzten, bis ihre Beine in den Schnitzelhaufen verschwanden. Diese Muschel diente auch als Hobel, um den Griff des Steinbeils oder das Ruder durch feineres Schaben zu glätten, aber nicht etwa mit dem Rande, sondern mit einem in der Mitte angebrachten Loch. Die Leute bissen mit ihren Zähnen die äusserste Schale ab und stiessen mit der spitzigen Akurínuss das Hobelloch hinein. Eine andere Anodonta-Art, ita-í, »kleine Muschel«, gebrauchte man ebenfalls zum Fein- schaben des Holzes. Auch verwandte man diese wie die anderen Arten zum Aufbewahren der Farbe, mit der man sich rot oder schwarz bemalte; sie waren gewöhnlich an der Hängematte aufgehängt. Eine zweite grosse Schabmuschel für Wurzeln war itá, »Muschel«, eine Varietät der von Castelnau aus dem Araguay mitgebrachten Leila pulvinata Hupé. Mit der grössten Art itá kuraá, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0251" n="207"/> gebracht. Säugetierknochen fanden mancherlei Verwendung, mit dem Ober-<lb/> schenkelknochen des Rehs strich man die mit dem Wundkratzer behandelte Haut,<lb/> den Splitter von einem Jaguarknochen sahen wir zugespitzt, um Ohrlöcher zu<lb/> bohren, mit einem Knochen wurde auf die Pfeilspitzen das Wachs aufgetragen,<lb/> das die Umschnürung verschmierte. Die Vorderklauen des Riesengürteltiers<lb/><hi rendition="#i">Dasypus gigas</hi> dienten dem Menschen, wie dem Tier selbst, zum Graben und<lb/> Aufwühlen des Bodens und waren die Erdhacke unserer Indianer. Die Spindel-<lb/> scheiben stammten vielfach aus dem Bauchstück des Schildkrötenpanzers, der mit<lb/> einem Stein zerschlagen wurde. Jaguarklauen wurden als Halsketten getragen,<lb/> Fischwirbel an der Gürtelschnur; ein quer durch die Nasenscheidewand gesteckter<lb/> Knochen schmückte die alten Bakaïrí.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Muscheln</hi>. Flache Flussmuscheln wurden zum Schneiden, weniger wo es<lb/> auf ein Durchschneiden als ein Längsschneiden ankam, zum Schaben, Hobeln,<lb/> Glätten in ausgedehntem Masse gebraucht. Die von den Kamayurá mitgebrachten<lb/><figure/> <figure/> <figure><head>Abb. 27. </head><p><hi rendition="#g">Messermuschel und Hobelmuschel</hi>.</p></figure><lb/> Arbeitsmuscheln hat Herr Prot. <hi rendition="#g">von Martens</hi> bestimmt: <hi rendition="#i">tyutsí</hi>, <hi rendition="#i">Anodonta</hi> war<lb/> die Muschel zum Abschaben der Mandiokawurzel, „<hi rendition="#i">manióka pináp</hi>“; die Frauen<lb/> sassen auf ein paar aneinandergereihten Bambusstücken und schabten, schruppten,<lb/> kratzten, bis ihre Beine in den Schnitzelhaufen verschwanden. Diese Muschel<lb/> diente auch als Hobel, um den Griff des Steinbeils oder das Ruder durch feineres<lb/> Schaben zu glätten, aber nicht etwa mit dem Rande, sondern mit einem in der<lb/> Mitte angebrachten Loch. Die Leute bissen mit ihren Zähnen die äusserste<lb/> Schale ab und stiessen mit der spitzigen Akurínuss das Hobelloch hinein. Eine<lb/> andere Anodonta-Art, <hi rendition="#i">ita-í</hi>, »kleine Muschel«, gebrauchte man ebenfalls zum Fein-<lb/> schaben des Holzes. Auch verwandte man diese wie die anderen Arten zum<lb/> Aufbewahren der Farbe, mit der man sich rot oder schwarz bemalte; sie waren<lb/> gewöhnlich an der Hängematte aufgehängt. Eine zweite grosse Schabmuschel<lb/> für Wurzeln war <hi rendition="#i">itá</hi>, »Muschel«, eine Varietät der von <hi rendition="#g">Castelnau</hi> aus dem<lb/> Araguay mitgebrachten <hi rendition="#i">Leila pulvinata Hupé</hi>. Mit der grössten Art <hi rendition="#i">itá kuraá</hi>,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [207/0251]
gebracht. Säugetierknochen fanden mancherlei Verwendung, mit dem Ober-
schenkelknochen des Rehs strich man die mit dem Wundkratzer behandelte Haut,
den Splitter von einem Jaguarknochen sahen wir zugespitzt, um Ohrlöcher zu
bohren, mit einem Knochen wurde auf die Pfeilspitzen das Wachs aufgetragen,
das die Umschnürung verschmierte. Die Vorderklauen des Riesengürteltiers
Dasypus gigas dienten dem Menschen, wie dem Tier selbst, zum Graben und
Aufwühlen des Bodens und waren die Erdhacke unserer Indianer. Die Spindel-
scheiben stammten vielfach aus dem Bauchstück des Schildkrötenpanzers, der mit
einem Stein zerschlagen wurde. Jaguarklauen wurden als Halsketten getragen,
Fischwirbel an der Gürtelschnur; ein quer durch die Nasenscheidewand gesteckter
Knochen schmückte die alten Bakaïrí.
Muscheln. Flache Flussmuscheln wurden zum Schneiden, weniger wo es
auf ein Durchschneiden als ein Längsschneiden ankam, zum Schaben, Hobeln,
Glätten in ausgedehntem Masse gebraucht. Die von den Kamayurá mitgebrachten
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[Abbildung Abb. 27. Messermuschel und Hobelmuschel.]
Arbeitsmuscheln hat Herr Prot. von Martens bestimmt: tyutsí, Anodonta war
die Muschel zum Abschaben der Mandiokawurzel, „manióka pináp“; die Frauen
sassen auf ein paar aneinandergereihten Bambusstücken und schabten, schruppten,
kratzten, bis ihre Beine in den Schnitzelhaufen verschwanden. Diese Muschel
diente auch als Hobel, um den Griff des Steinbeils oder das Ruder durch feineres
Schaben zu glätten, aber nicht etwa mit dem Rande, sondern mit einem in der
Mitte angebrachten Loch. Die Leute bissen mit ihren Zähnen die äusserste
Schale ab und stiessen mit der spitzigen Akurínuss das Hobelloch hinein. Eine
andere Anodonta-Art, ita-í, »kleine Muschel«, gebrauchte man ebenfalls zum Fein-
schaben des Holzes. Auch verwandte man diese wie die anderen Arten zum
Aufbewahren der Farbe, mit der man sich rot oder schwarz bemalte; sie waren
gewöhnlich an der Hängematte aufgehängt. Eine zweite grosse Schabmuschel
für Wurzeln war itá, »Muschel«, eine Varietät der von Castelnau aus dem
Araguay mitgebrachten Leila pulvinata Hupé. Mit der grössten Art itá kuraá,
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