Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.pst_175.001 1 pst_175.030
Vgl. E. Staiger, Meisterwerke deutscher Sprache, Zürich 1943, pst_175.031 S. 82 ff. pst_175.001 1 pst_175.030
Vgl. E. Staiger, Meisterwerke deutscher Sprache, Zürich 1943, pst_175.031 S. 82 ff. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0179" n="175"/><lb n="pst_175.001"/> nicht aufeinander bezogen. Das zeigte sich grammatisch <lb n="pst_175.002"/> in den kurzen, auch wenn sie vollständig waren, oft nur <lb n="pst_175.003"/> durch Komma getrennten Sätzen (Seite 42). Hier dagegen <lb n="pst_175.004"/> sind unselbständige Teile aufeinander bezogen. <lb n="pst_175.005"/> Der Anfang hat vielleicht den Charakter eine Prämisse, <lb n="pst_175.006"/> das Ende den einer Konklusion. Es ist nicht nötig, diese <lb n="pst_175.007"/> Beziehung auch grammatisch auszudrücken. Der Dichter <lb n="pst_175.008"/> kann Hauptsatz an Hauptsatz reihen und es dem <lb n="pst_175.009"/> Leser überlassen, den rechten Zusammenhang herzustellen. <lb n="pst_175.010"/> Drückt er ihn aber aus, so werden die Konjunktionen <lb n="pst_175.011"/> in seiner Sprache eine bedeutende Rolle spielen. <lb n="pst_175.012"/> «Um zu, weil, damit, dergestalt daß, infolgedessen, obgleich, <lb n="pst_175.013"/> zwar, wenn»: das ganze System der konzessiven, <lb n="pst_175.014"/> konsekutiven und zumal finalen Fügungen drängt sich <lb n="pst_175.015"/> hervor. Die epische Parataxe wird von der weitläufigsten <lb n="pst_175.016"/> Hypotaxe verdrängt, wie in den Novellen <lb n="pst_175.017"/> Kleists, die an Problematik ein Äußerstes riskieren und <lb n="pst_175.018"/> manchmal fast den Eindruck erwecken, der Dichter <lb n="pst_175.019"/> möchte am liebsten die ganze Geschichte in <hi rendition="#g">einem</hi> <lb n="pst_175.020"/> Satz erzählen, so, daß sich auch grammatisch kein einziger <lb n="pst_175.021"/> Teil mehr bloß an den andern anschließt, sondern <lb n="pst_175.022"/> der Stellenwert jedes Motivs in der logischen Ordnung <lb n="pst_175.023"/> genau fixiert ist<note xml:id="PST_175_1" place="foot" n="1"><lb n="pst_175.030"/> Vgl. E. Staiger, Meisterwerke deutscher Sprache, Zürich 1943, <lb n="pst_175.031"/> S. 82 ff.</note>. Ähnlich aufzufassen ist Lessings <lb n="pst_175.024"/> Prosa mit ihren erregenden Fragesätzen und jenen Doppelpunkten, <lb n="pst_175.025"/> durch die das Gesagte gleichsam gestaut <lb n="pst_175.026"/> wird, damit der folgende Satz die größtmögliche Energie <lb n="pst_175.027"/> eines Schlusses gewinne – überhaupt die ausgiebige <lb n="pst_175.028"/> Interpunktion, wo immer sie uns begegnen mag, bei <lb n="pst_175.029"/> Lessing, Schiller, Kleist oder Hebbel. Sie zeigt, daß </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0179]
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nicht aufeinander bezogen. Das zeigte sich grammatisch pst_175.002
in den kurzen, auch wenn sie vollständig waren, oft nur pst_175.003
durch Komma getrennten Sätzen (Seite 42). Hier dagegen pst_175.004
sind unselbständige Teile aufeinander bezogen. pst_175.005
Der Anfang hat vielleicht den Charakter eine Prämisse, pst_175.006
das Ende den einer Konklusion. Es ist nicht nötig, diese pst_175.007
Beziehung auch grammatisch auszudrücken. Der Dichter pst_175.008
kann Hauptsatz an Hauptsatz reihen und es dem pst_175.009
Leser überlassen, den rechten Zusammenhang herzustellen. pst_175.010
Drückt er ihn aber aus, so werden die Konjunktionen pst_175.011
in seiner Sprache eine bedeutende Rolle spielen. pst_175.012
«Um zu, weil, damit, dergestalt daß, infolgedessen, obgleich, pst_175.013
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konsekutiven und zumal finalen Fügungen drängt sich pst_175.015
hervor. Die epische Parataxe wird von der weitläufigsten pst_175.016
Hypotaxe verdrängt, wie in den Novellen pst_175.017
Kleists, die an Problematik ein Äußerstes riskieren und pst_175.018
manchmal fast den Eindruck erwecken, der Dichter pst_175.019
möchte am liebsten die ganze Geschichte in einem pst_175.020
Satz erzählen, so, daß sich auch grammatisch kein einziger pst_175.021
Teil mehr bloß an den andern anschließt, sondern pst_175.022
der Stellenwert jedes Motivs in der logischen Ordnung pst_175.023
genau fixiert ist 1. Ähnlich aufzufassen ist Lessings pst_175.024
Prosa mit ihren erregenden Fragesätzen und jenen Doppelpunkten, pst_175.025
durch die das Gesagte gleichsam gestaut pst_175.026
wird, damit der folgende Satz die größtmögliche Energie pst_175.027
eines Schlusses gewinne – überhaupt die ausgiebige pst_175.028
Interpunktion, wo immer sie uns begegnen mag, bei pst_175.029
Lessing, Schiller, Kleist oder Hebbel. Sie zeigt, daß
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Vgl. E. Staiger, Meisterwerke deutscher Sprache, Zürich 1943, pst_175.031
S. 82 ff.
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