Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.pst_174.001 So geschieht es im idealen Fall, für den sich am ehesten pst_174.006 Von Unselbständigkeit der Teile war aber auch im pst_174.028 1 pst_174.030
An Goethe, 15. April 1797. pst_174.001 So geschieht es im idealen Fall, für den sich am ehesten pst_174.006 Von Unselbständigkeit der Teile war aber auch im pst_174.028 1 pst_174.030
An Goethe, 15. April 1797. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0178" n="174"/><lb n="pst_174.001"/> die Pointe mit dem unerwünschten Segen Gottes. <lb n="pst_174.002"/> Zu diesem Vorwurf muß ein Ausgangspunkt der Bewegung <lb n="pst_174.003"/> gegeben sein. Das Gedicht durchmißt die gerade <lb n="pst_174.004"/> Linie vom Ausgangspunkt zum Ziel.</p> <lb n="pst_174.005"/> <p> So geschieht es im idealen Fall, für den sich am ehesten <lb n="pst_174.006"/> unter den Epigrammen Muster finden lassen. <lb n="pst_174.007"/> Wenn es sich um Erzählungen handelt, so sind, je nach <lb n="pst_174.008"/> der Beschaffenheit des Stoffs und nach der Neigung des <lb n="pst_174.009"/> Dichters, alle Stufen von mehr problematischer zu <lb n="pst_174.010"/> mehr epischer Darstellung möglich. Ja, denselben Gegenstand <lb n="pst_174.011"/> könnte man sich verschieden dargestellt denken. <lb n="pst_174.012"/> So zweifelte Goethe, ob sich sein Plan «Die Jagd» <lb n="pst_174.013"/> für die epische Gattung eigne, ob hier nicht alles zu <lb n="pst_174.014"/> sehr in gerader Linie vom Anfang zum Ende gehe, worauf <lb n="pst_174.015"/> ihn Schiller mit dem Hinweis beruhigte, daß nicht <lb n="pst_174.016"/> bloß der Weg, sondern auch die Art des Gehens dem <lb n="pst_174.017"/> Belieben des Dichters anheimgestellt sei<note xml:id="PST_174_1" place="foot" n="1"><lb n="pst_174.030"/> An Goethe, 15. April 1797.</note>. Wählt der <lb n="pst_174.018"/> Dichter die epische Gangart, so wird uns seine Erzählung <lb n="pst_174.019"/> fesseln. Verfährt er dagegen mehr problematisch, <lb n="pst_174.020"/> so versetzt er uns in Spannung. Spannung wird von der <lb n="pst_174.021"/> Unselbständigkeit der Teile ausgelöst. Kein einziger <lb n="pst_174.022"/> Teil ist sich selber oder dem Leser genug. Er bedarf der <lb n="pst_174.023"/> Ergänzung. Der folgende Teil genügt wieder nicht, er <lb n="pst_174.024"/> wirft eine neue Frage auf oder fordert ein neues Supplement. <lb n="pst_174.025"/> Erst am Schluß steht nichts mehr aus und wird <lb n="pst_174.026"/> die Ungeduld befriedigt.</p> <lb n="pst_174.027"/> <p> Von Unselbständigkeit der Teile war aber auch im <lb n="pst_174.028"/> lyrischen Stil die Rede. Gewiß, doch in anderem Sinn. <lb n="pst_174.029"/> Teile der lyrischen Dichtung sind unselbständig und </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [174/0178]
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die Pointe mit dem unerwünschten Segen Gottes. pst_174.002
Zu diesem Vorwurf muß ein Ausgangspunkt der Bewegung pst_174.003
gegeben sein. Das Gedicht durchmißt die gerade pst_174.004
Linie vom Ausgangspunkt zum Ziel.
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So geschieht es im idealen Fall, für den sich am ehesten pst_174.006
unter den Epigrammen Muster finden lassen. pst_174.007
Wenn es sich um Erzählungen handelt, so sind, je nach pst_174.008
der Beschaffenheit des Stoffs und nach der Neigung des pst_174.009
Dichters, alle Stufen von mehr problematischer zu pst_174.010
mehr epischer Darstellung möglich. Ja, denselben Gegenstand pst_174.011
könnte man sich verschieden dargestellt denken. pst_174.012
So zweifelte Goethe, ob sich sein Plan «Die Jagd» pst_174.013
für die epische Gattung eigne, ob hier nicht alles zu pst_174.014
sehr in gerader Linie vom Anfang zum Ende gehe, worauf pst_174.015
ihn Schiller mit dem Hinweis beruhigte, daß nicht pst_174.016
bloß der Weg, sondern auch die Art des Gehens dem pst_174.017
Belieben des Dichters anheimgestellt sei 1. Wählt der pst_174.018
Dichter die epische Gangart, so wird uns seine Erzählung pst_174.019
fesseln. Verfährt er dagegen mehr problematisch, pst_174.020
so versetzt er uns in Spannung. Spannung wird von der pst_174.021
Unselbständigkeit der Teile ausgelöst. Kein einziger pst_174.022
Teil ist sich selber oder dem Leser genug. Er bedarf der pst_174.023
Ergänzung. Der folgende Teil genügt wieder nicht, er pst_174.024
wirft eine neue Frage auf oder fordert ein neues Supplement. pst_174.025
Erst am Schluß steht nichts mehr aus und wird pst_174.026
die Ungeduld befriedigt.
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Von Unselbständigkeit der Teile war aber auch im pst_174.028
lyrischen Stil die Rede. Gewiß, doch in anderem Sinn. pst_174.029
Teile der lyrischen Dichtung sind unselbständig und
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An Goethe, 15. April 1797.
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