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Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946.

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Wir haben es jetzt weiter hinauf zu verfolgen und pst_123.002
schließen die Gleichnisse an. Sie sind sehr häufig schon pst_123.003
grammatisch nur lose mit ihrer Umgebung verbunden, pst_123.004
indem der Dichter gerne aus der Konstruktion "wie - pst_123.005
so" ausbricht und sie erst nachträglich, unbekümmert pst_123.006
um strenge Fügung, wieder aufnimmt, so im folgenden pst_123.007
Gleichnis, bei dem ich die Vossische Übertragung syntaktisch pst_123.008
dem Urtext anzunähern versuche: pst_123.009

"... und er fiel in den Staub wie die Pappel, pst_123.010
Die in gewässerter Aue des großen Sumpfes emporwuchs, pst_123.011
Glatten Stammes, doch oben entwachsen ihr grünende pst_123.012
Zweige; pst_123.013
Diese haut der Wagner jetzt ab mit blinkendem Eisen, pst_123.014
Daß er sie beuge zum Kranz des Rades am zierlichen pst_123.015
Wagen; pst_123.016
Die aber liegt nun welkend am Bord des rinnenden pst_123.017
Baches: pst_123.018
So Anthemios' Sohn Simoeisios ..."
   (Ilias IV, 482 ff.)

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Schon aus dem Satzbau ist ersichtlich, daß sich das pst_123.020
Gleichnis selbständig macht. Prüfen wir es auf seinen pst_123.021
Inhalt, so finden wir, daß es einzig durch die Vorstellung pst_123.022
des Sinkens und Liegens mit der Handlung verbunden pst_123.023
bleibt. Antike Erklärer haben zwar bei jeder pst_123.024
Gelegenheit versucht, möglichst viele Bezüge ausfindig pst_123.025
zu machen. So wird das Gleichnis von Athene, die den pst_123.026
Pfeil wegscheucht wie die Mutter die Fliege vom schlafenden pst_123.027
Kindlein, so ausgelegt, daß die Mutter die Sorge pst_123.028
der Göttin um Menelaos bedeute, der Schlaf des Kindes pst_123.029
die Ahnungslosigkeit des Bedrohten - und so fort! Obwohl pst_123.030
das in diesem Beispiel noch nicht zu ausgesprochenem

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schließen die Gleichnisse an. Sie sind sehr häufig schon pst_123.003
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um strenge Fügung, wieder aufnimmt, so im folgenden pst_123.007
Gleichnis, bei dem ich die Vossische Übertragung syntaktisch pst_123.008
dem Urtext anzunähern versuche: pst_123.009

«... und er fiel in den Staub wie die Pappel, pst_123.010
Die in gewässerter Aue des großen Sumpfes emporwuchs, pst_123.011
Glatten Stammes, doch oben entwachsen ihr grünende pst_123.012
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Diese haut der Wagner jetzt ab mit blinkendem Eisen, pst_123.014
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Die aber liegt nun welkend am Bord des rinnenden pst_123.017
Baches: pst_123.018
So Anthemios' Sohn Simoeisios ...»
   (Ilias IV, 482 ff.)

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  Schon aus dem Satzbau ist ersichtlich, daß sich das pst_123.020
Gleichnis selbständig macht. Prüfen wir es auf seinen pst_123.021
Inhalt, so finden wir, daß es einzig durch die Vorstellung pst_123.022
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bleibt. Antike Erklärer haben zwar bei jeder pst_123.024
Gelegenheit versucht, möglichst viele Bezüge ausfindig pst_123.025
zu machen. So wird das Gleichnis von Athene, die den pst_123.026
Pfeil wegscheucht wie die Mutter die Fliege vom schlafenden pst_123.027
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Zitationshilfe: Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staiger_poetik_1946/127>, abgerufen am 22.11.2024.