pst_100.001 und Musik (Seite 16). In lyrisch-musikalischer pst_100.002 Sprache klingt eine Stimmung auf. Epische Lautmalerei pst_100.003 will etwas mit sprachlichen Mitteln verdeutlichen. pst_100.004 Auf ein Verdeutlichen, Zeigen, Anschaulich-machen pst_100.005 kommt es hier überall an. Spitteler nennt es das "königliche pst_100.006 Vorrecht" des epischen Dichters, "alles in lebendiges pst_100.007 Geschehen zu verwandeln"1 und so den Augen pst_100.008 darzustellen. Auch Seelenzustände, erklärt er, setze der pst_100.009 Dichter in Erscheinungen um. Er selber hat dies ausgiebig pst_100.010 getan. Wir kennen die Tiere des Prometheus, den pst_100.011 Löwen und die Hündlein des Herzens, die er erwürgt, pst_100.012 oder aus dem "Olympischen Frühling" den Willen des pst_100.013 Zeus, der, eine Kugel, dem Ziel entgegengeschleudert pst_100.014 wird und die gläsernen Willen der andern zerschmettert. pst_100.015 Sogar in Prosa will Spitteler nicht auf dieses epische pst_100.016 Vorrecht verzichten. In "Imago" findet sich folgende pst_100.017 Schilderung der eigenen Seele:
pst_100.018
"Um jedoch vollständig sicher zu sein, tat er ein pst_100.019 übriges und unternahm einen Rundgang durch die pst_100.020 Arche Noah seiner Seele, vom obersten Stock bis in die pst_100.021 Kellergewölbe des Unbewußten, nach allen Seiten Ermahnungen pst_100.022 und Weisheit austeilend. Das edle Getier pst_100.023 faßte er beim Selbstbewußtsein, indem er ihm von pst_100.024 künftigem Ruhm und Triumphen erzählte, im Gegensatz pst_100.025 zu der kläglichen Rolle, die sie als unglücklicher pst_100.026 Liebhaber einer Frau Direktor Wyß spielen würden. pst_100.027 Das Kleingetier dagegen köderte er mit Süßigkeiten, pst_100.028 sie an frühere Liebesgenüsse erinnernd und ihnen noch pst_100.029 weit köstlichere in Aussicht stellend, wenn sie sich nur
1pst_100.030 Vgl. dazu: Lachende Wahrheiten, Zürich 1945, S. 232 ff.
pst_100.001 und Musik (Seite 16). In lyrisch-musikalischer pst_100.002 Sprache klingt eine Stimmung auf. Epische Lautmalerei pst_100.003 will etwas mit sprachlichen Mitteln verdeutlichen. pst_100.004 Auf ein Verdeutlichen, Zeigen, Anschaulich-machen pst_100.005 kommt es hier überall an. Spitteler nennt es das «königliche pst_100.006 Vorrecht» des epischen Dichters, «alles in lebendiges pst_100.007 Geschehen zu verwandeln»1 und so den Augen pst_100.008 darzustellen. Auch Seelenzustände, erklärt er, setze der pst_100.009 Dichter in Erscheinungen um. Er selber hat dies ausgiebig pst_100.010 getan. Wir kennen die Tiere des Prometheus, den pst_100.011 Löwen und die Hündlein des Herzens, die er erwürgt, pst_100.012 oder aus dem «Olympischen Frühling» den Willen des pst_100.013 Zeus, der, eine Kugel, dem Ziel entgegengeschleudert pst_100.014 wird und die gläsernen Willen der andern zerschmettert. pst_100.015 Sogar in Prosa will Spitteler nicht auf dieses epische pst_100.016 Vorrecht verzichten. In «Imago» findet sich folgende pst_100.017 Schilderung der eigenen Seele:
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«Um jedoch vollständig sicher zu sein, tat er ein pst_100.019 übriges und unternahm einen Rundgang durch die pst_100.020 Arche Noah seiner Seele, vom obersten Stock bis in die pst_100.021 Kellergewölbe des Unbewußten, nach allen Seiten Ermahnungen pst_100.022 und Weisheit austeilend. Das edle Getier pst_100.023 faßte er beim Selbstbewußtsein, indem er ihm von pst_100.024 künftigem Ruhm und Triumphen erzählte, im Gegensatz pst_100.025 zu der kläglichen Rolle, die sie als unglücklicher pst_100.026 Liebhaber einer Frau Direktor Wyß spielen würden. pst_100.027 Das Kleingetier dagegen köderte er mit Süßigkeiten, pst_100.028 sie an frühere Liebesgenüsse erinnernd und ihnen noch pst_100.029 weit köstlichere in Aussicht stellend, wenn sie sich nur
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Vorrecht verzichten. In «Imago» findet sich folgende pst_100.017
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«Um jedoch vollständig sicher zu sein, tat er ein pst_100.019
übriges und unternahm einen Rundgang durch die pst_100.020
Arche Noah seiner Seele, vom obersten Stock bis in die pst_100.021
Kellergewölbe des Unbewußten, nach allen Seiten Ermahnungen pst_100.022
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sie an frühere Liebesgenüsse erinnernd und ihnen noch pst_100.029
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Vgl. dazu: Lachende Wahrheiten, Zürich 1945, S. 232 ff.
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Staiger, Emil: Grundbegriffe der Poetik. Zürich, 1946, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/staiger_poetik_1946/104>, abgerufen am 16.07.2024.
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