Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.vater. Nun bist du ohne Armee und mußt am Griffel "Warum muß er am Griffel nagen, Großvater?" "Im Winter muß er in die Schule gehen", erklärte "Ja, 's ist wahr", bestätigte Peter. Jetzt war Heidi's Theilnahme an der Sache wach ge¬ Der Großvater hatte sich ganz still verhalten während vater. Nun biſt du ohne Armee und mußt am Griffel „Warum muß er am Griffel nagen, Großvater?“ „Im Winter muß er in die Schule gehen“, erklärte „Ja, 's iſt wahr“, beſtätigte Peter. Jetzt war Heidi's Theilnahme an der Sache wach ge¬ Der Großvater hatte ſich ganz ſtill verhalten während <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="55"/> vater. Nun biſt du ohne Armee und mußt am Griffel<lb/> nagen!“</p><lb/> <p>„Warum muß er am Griffel nagen, Großvater?“<lb/> fragte Heidi ſogleich mit Wißbegierde.</p><lb/> <p>„Im Winter muß er in die Schule gehen“, erklärte<lb/> der Großvater, „da lernt man leſen und ſchreiben und das<lb/> geht manchmal ſchwer, da hilft's ein wenig nach, wenn<lb/> man am Griffel nagt, iſt's nicht wahr, General?“</p><lb/> <p>„Ja, 's iſt wahr“, beſtätigte Peter.</p><lb/> <p>Jetzt war Heidi's Theilnahme an der Sache wach ge¬<lb/> worden und es hatte ſehr viele Fragen über die Schule und<lb/> Alles, was da begegnete und zu hören und zu ſehen war,<lb/> an den Peter zu richten, und da immer viel Zeit verfloß<lb/> über einer Unterhaltung, an der Peter Theil nehmen mußte,<lb/> ſo konnte er derweilen ſchön trocknen von oben bis unten.<lb/> Es war immer eine große Anſtrengung für ihn, ſeine Vor¬<lb/> ſtellungen in die Worte zu bringen, die bedeuteten, was er<lb/> meinte, aber diesmal hatte er's beſonders ſtreng, denn<lb/> kaum hatte er eine Antwort zu Stande gebracht, ſo hatte<lb/> ihm Heidi ſchon wieder zwei oder drei unerwartete Fragen<lb/> zugeworfen und meiſtens ſolche, die einen ganzen Satz als<lb/> Antwort erforderten.</p><lb/> <p>Der Großvater hatte ſich ganz ſtill verhalten während<lb/> dieſer Unterhaltung, aber es hatte ihm öfter ganz luſtig<lb/> um die Mundwinkel gezuckt, was ein Zeichen war, daß er<lb/> zuhörte.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [55/0065]
vater. Nun biſt du ohne Armee und mußt am Griffel
nagen!“
„Warum muß er am Griffel nagen, Großvater?“
fragte Heidi ſogleich mit Wißbegierde.
„Im Winter muß er in die Schule gehen“, erklärte
der Großvater, „da lernt man leſen und ſchreiben und das
geht manchmal ſchwer, da hilft's ein wenig nach, wenn
man am Griffel nagt, iſt's nicht wahr, General?“
„Ja, 's iſt wahr“, beſtätigte Peter.
Jetzt war Heidi's Theilnahme an der Sache wach ge¬
worden und es hatte ſehr viele Fragen über die Schule und
Alles, was da begegnete und zu hören und zu ſehen war,
an den Peter zu richten, und da immer viel Zeit verfloß
über einer Unterhaltung, an der Peter Theil nehmen mußte,
ſo konnte er derweilen ſchön trocknen von oben bis unten.
Es war immer eine große Anſtrengung für ihn, ſeine Vor¬
ſtellungen in die Worte zu bringen, die bedeuteten, was er
meinte, aber diesmal hatte er's beſonders ſtreng, denn
kaum hatte er eine Antwort zu Stande gebracht, ſo hatte
ihm Heidi ſchon wieder zwei oder drei unerwartete Fragen
zugeworfen und meiſtens ſolche, die einen ganzen Satz als
Antwort erforderten.
Der Großvater hatte ſich ganz ſtill verhalten während
dieſer Unterhaltung, aber es hatte ihm öfter ganz luſtig
um die Mundwinkel gezuckt, was ein Zeichen war, daß er
zuhörte.
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