Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.lag noch da, Fräulein Rottenmeier hatte es zu gering er¬ Die beiden Kinder mußten sich schnell Lebewohl sagen, "Nein, Adelheid", sagte sie tadelnd, "so kannst du Auf dieses Verbot hin durfte Heidi sein Bündelchen "Nein, nein", sagte Herr Sesemann in sehr bestimmtem Heidi hob eilig sein Bündelchen wieder vom Boden lag noch da, Fräulein Rottenmeier hatte es zu gering er¬ Die beiden Kinder mußten ſich ſchnell Lebewohl ſagen, „Nein, Adelheid“, ſagte ſie tadelnd, „ſo kannſt du Auf dieſes Verbot hin durfte Heidi ſein Bündelchen „Nein, nein“, ſagte Herr Seſemann in ſehr beſtimmtem Heidi hob eilig ſein Bündelchen wieder vom Boden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0211" n="201"/> lag noch da, Fräulein Rottenmeier hatte es zu gering er¬<lb/> achtet, um noch eingepackt zu werden. Heidi wickelte es<lb/> um einen andern Gegenſtand und legte es zu oberſt auf<lb/> den Korb, ſo daß das rothe Packet ſehr ſichtbar zur Er¬<lb/> ſcheinung kam. Dann ſetzte es ſein ſchönes Hütchen auf<lb/> und verließ ſein Zimmer.</p><lb/> <p>Die beiden Kinder mußten ſich ſchnell Lebewohl ſagen,<lb/> denn Herr Seſemann ſtand ſchon da, um Heidi nach dem<lb/> Wagen zu bringen. Fräulein Rottenmeier ſtand oben an<lb/> der Treppe, um hier Heidi zu verabſchieden. Als ſie das<lb/> ſeltſame rothe Bündelchen erblickte, nahm ſie es ſchnell aus<lb/> dem Korb heraus und warf es auf den Boden.</p><lb/> <p>„Nein, Adelheid“, ſagte ſie tadelnd, „ſo kannſt du<lb/> nicht reiſen von dieſem Hauſe aus, ſolches Zeug brauchſt<lb/> du überhaupt nicht mitzuſchleppen. Nun lebe wohl.“</p><lb/> <p>Auf dieſes Verbot hin durfte Heidi ſein Bündelchen<lb/> nicht wieder aufnehmen, aber es ſchaute mit einem flehent¬<lb/> lichen Blick zu dem Hausherrn auf, ſo, als wollte man ihm<lb/> ſeinen größten Schatz nehmen.</p><lb/> <p>„Nein, nein“, ſagte Herr Seſemann in ſehr beſtimmtem<lb/> Ton, „das Kind ſoll mit heimtragen, was ihm Freude<lb/> macht, und ſollte es auch junge Katzen oder Schildkröten<lb/> mit fortſchleppen, ſo wollen wir uns darüber nicht auf¬<lb/> regen, Fräulein Rottenmeier.“</p><lb/> <p>Heidi hob eilig ſein Bündelchen wieder vom Boden<lb/> auf, und Dank und Freude leuchteten ihm aus den Augen.<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0211]
lag noch da, Fräulein Rottenmeier hatte es zu gering er¬
achtet, um noch eingepackt zu werden. Heidi wickelte es
um einen andern Gegenſtand und legte es zu oberſt auf
den Korb, ſo daß das rothe Packet ſehr ſichtbar zur Er¬
ſcheinung kam. Dann ſetzte es ſein ſchönes Hütchen auf
und verließ ſein Zimmer.
Die beiden Kinder mußten ſich ſchnell Lebewohl ſagen,
denn Herr Seſemann ſtand ſchon da, um Heidi nach dem
Wagen zu bringen. Fräulein Rottenmeier ſtand oben an
der Treppe, um hier Heidi zu verabſchieden. Als ſie das
ſeltſame rothe Bündelchen erblickte, nahm ſie es ſchnell aus
dem Korb heraus und warf es auf den Boden.
„Nein, Adelheid“, ſagte ſie tadelnd, „ſo kannſt du
nicht reiſen von dieſem Hauſe aus, ſolches Zeug brauchſt
du überhaupt nicht mitzuſchleppen. Nun lebe wohl.“
Auf dieſes Verbot hin durfte Heidi ſein Bündelchen
nicht wieder aufnehmen, aber es ſchaute mit einem flehent¬
lichen Blick zu dem Hausherrn auf, ſo, als wollte man ihm
ſeinen größten Schatz nehmen.
„Nein, nein“, ſagte Herr Seſemann in ſehr beſtimmtem
Ton, „das Kind ſoll mit heimtragen, was ihm Freude
macht, und ſollte es auch junge Katzen oder Schildkröten
mit fortſchleppen, ſo wollen wir uns darüber nicht auf¬
regen, Fräulein Rottenmeier.“
Heidi hob eilig ſein Bündelchen wieder vom Boden
auf, und Dank und Freude leuchteten ihm aus den Augen.
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