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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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Kind kann nicht essen, begreiflicher Weise. Geh' hinüber zu
Klara, bis der Wagen vorfährt", setzte er freundlich, zu
Heidi gewandt, hinzu.

Das war Heidi's Wunsch; es sprang hinüber. Mitten
in Klaras Zimmer war ein ungeheurer Koffer zu sehen,
noch stand dessen Deckel weit offen.

"Komm', Heidi, komm'", rief ihm Klara entgegen,
"sieh', was ich dir habe einpacken lassen, komm', freut's
dich?"

Und sie nannte ihm eine ganze Menge von Dingen,
Kleider und Schürzen, Tücher und Nähgeräth, "und sieh'
hier, Heidi", und Klara hob triumphirend einen Korb in
die Höhe. Heidi guckte hinein und sprang hoch auf vor
Freude, denn drinnen lagen wohl zwölf schöne, weiße, runde
Brödchen, alle für die Großmutter. Die Kinder vergaßen
in ihrem Jubel ganz, daß nun der Augenblick komme, da
sie sich trennen mußten, und als mit einem Mal der Ruf
erschallte: "Der Wagen ist bereit!"-- da war keine Zeit
mehr zum Traurigwerden. Heidi lief in sein Zimmer, da
mußte noch sein schönes Buch von der Großmama liegen,
Niemand konnte es eingepackt haben, denn es lag unter dem
Kopfkissen, weil Heidi Tag und Nacht sich nicht davon
trennen konnte. Das wurde in den Korb auf die Bröd¬
chen gelegt. Dann machte es seinen Schrank auf; noch
suchte es nach einem Gute, das man vielleicht auch nicht
eingepackt hatte. Richtig -- auch das alte rothe Tuch

Kind kann nicht eſſen, begreiflicher Weiſe. Geh' hinüber zu
Klara, bis der Wagen vorfährt“, ſetzte er freundlich, zu
Heidi gewandt, hinzu.

Das war Heidi's Wunſch; es ſprang hinüber. Mitten
in Klaras Zimmer war ein ungeheurer Koffer zu ſehen,
noch ſtand deſſen Deckel weit offen.

„Komm', Heidi, komm'“, rief ihm Klara entgegen,
„ſieh', was ich dir habe einpacken laſſen, komm', freut's
dich?“

Und ſie nannte ihm eine ganze Menge von Dingen,
Kleider und Schürzen, Tücher und Nähgeräth, „und ſieh'
hier, Heidi“, und Klara hob triumphirend einen Korb in
die Höhe. Heidi guckte hinein und ſprang hoch auf vor
Freude, denn drinnen lagen wohl zwölf ſchöne, weiße, runde
Brödchen, alle für die Großmutter. Die Kinder vergaßen
in ihrem Jubel ganz, daß nun der Augenblick komme, da
ſie ſich trennen mußten, und als mit einem Mal der Ruf
erſchallte: „Der Wagen iſt bereit!“— da war keine Zeit
mehr zum Traurigwerden. Heidi lief in ſein Zimmer, da
mußte noch ſein ſchönes Buch von der Großmama liegen,
Niemand konnte es eingepackt haben, denn es lag unter dem
Kopfkiſſen, weil Heidi Tag und Nacht ſich nicht davon
trennen konnte. Das wurde in den Korb auf die Bröd¬
chen gelegt. Dann machte es ſeinen Schrank auf; noch
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[200/0210] Kind kann nicht eſſen, begreiflicher Weiſe. Geh' hinüber zu Klara, bis der Wagen vorfährt“, ſetzte er freundlich, zu Heidi gewandt, hinzu. Das war Heidi's Wunſch; es ſprang hinüber. Mitten in Klaras Zimmer war ein ungeheurer Koffer zu ſehen, noch ſtand deſſen Deckel weit offen. „Komm', Heidi, komm'“, rief ihm Klara entgegen, „ſieh', was ich dir habe einpacken laſſen, komm', freut's dich?“ Und ſie nannte ihm eine ganze Menge von Dingen, Kleider und Schürzen, Tücher und Nähgeräth, „und ſieh' hier, Heidi“, und Klara hob triumphirend einen Korb in die Höhe. Heidi guckte hinein und ſprang hoch auf vor Freude, denn drinnen lagen wohl zwölf ſchöne, weiße, runde Brödchen, alle für die Großmutter. Die Kinder vergaßen in ihrem Jubel ganz, daß nun der Augenblick komme, da ſie ſich trennen mußten, und als mit einem Mal der Ruf erſchallte: „Der Wagen iſt bereit!“— da war keine Zeit mehr zum Traurigwerden. Heidi lief in ſein Zimmer, da mußte noch ſein ſchönes Buch von der Großmama liegen, Niemand konnte es eingepackt haben, denn es lag unter dem Kopfkiſſen, weil Heidi Tag und Nacht ſich nicht davon trennen konnte. Das wurde in den Korb auf die Bröd¬ chen gelegt. Dann machte es ſeinen Schrank auf; noch ſuchte es nach einem Gute, das man vielleicht auch nicht eingepackt hatte. Richtig — auch das alte rothe Tuch

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/210>, abgerufen am 23.11.2024.