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Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880.

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treffen, wie ein neuer Lerneifer und eine neue Lehrmethode,
und beide können Nichts schaden, Herr Candidat. Jetzt
wollen wir uns freuen, daß das Kind so weit ist, und auf
guten Fortgang hoffen."

Damit begleitete sie den Herrn Candidaten zur Thür
hinaus und ging rasch nach dem Studierzimmer, um sich
selbst der erfreulichen Nachricht zu versichern. Richtig saß
hier Heidi neben Klara und las dieser eine Geschichte vor,
sichtlich selbst mit dem größten Erstaunen und mit einem
wachsenden Eifer in die neue Welt eindringend, die ihm
aufgegangen war, nun ihm mit einem Mal aus den
schwarzen Buchstaben Menschen und Dinge entgegentraten
und Leben gewannen und zu herzbewegenden Geschichten
wurden. Noch an demselben Abend, als man sich zu Tische
setzte, fand Heidi auf seinem Teller das große Buch liegen
mit den schönen Bildern, und als es fragend nach der Gro߬
mama blickte, sagte diese freundlich nickend: "Ja, ja, nun
gehört es dir."

"Für immer? Auch wenn ich heimgehe?" fragte Heidi,
ganz roth vor Freude.

"Gewiß, für immer!" versicherte die Großmama, "mor¬
gen fangen wir an zu lesen."

"Aber du gehst nicht heim, noch viele Jahre nicht,
Heidi", warf Klara hier ein; "wenn nun die Gro߬
mama wieder fortgeht, dann mußt du erst recht bei mir
bleiben."

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treffen, wie ein neuer Lerneifer und eine neue Lehrmethode,
und beide können Nichts ſchaden, Herr Candidat. Jetzt
wollen wir uns freuen, daß das Kind ſo weit iſt, und auf
guten Fortgang hoffen.“

Damit begleitete ſie den Herrn Candidaten zur Thür
hinaus und ging raſch nach dem Studierzimmer, um ſich
ſelbſt der erfreulichen Nachricht zu verſichern. Richtig ſaß
hier Heidi neben Klara und las dieſer eine Geſchichte vor,
ſichtlich ſelbſt mit dem größten Erſtaunen und mit einem
wachſenden Eifer in die neue Welt eindringend, die ihm
aufgegangen war, nun ihm mit einem Mal aus den
ſchwarzen Buchſtaben Menſchen und Dinge entgegentraten
und Leben gewannen und zu herzbewegenden Geſchichten
wurden. Noch an demſelben Abend, als man ſich zu Tiſche
ſetzte, fand Heidi auf ſeinem Teller das große Buch liegen
mit den ſchönen Bildern, und als es fragend nach der Gro߬
mama blickte, ſagte dieſe freundlich nickend: „Ja, ja, nun
gehört es dir.“

„Für immer? Auch wenn ich heimgehe?“ fragte Heidi,
ganz roth vor Freude.

„Gewiß, für immer!“ verſicherte die Großmama, „mor¬
gen fangen wir an zu leſen.“

„Aber du gehſt nicht heim, noch viele Jahre nicht,
Heidi“, warf Klara hier ein; „wenn nun die Gro߬
mama wieder fortgeht, dann mußt du erſt recht bei mir
bleiben.“

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[163/0173] treffen, wie ein neuer Lerneifer und eine neue Lehrmethode, und beide können Nichts ſchaden, Herr Candidat. Jetzt wollen wir uns freuen, daß das Kind ſo weit iſt, und auf guten Fortgang hoffen.“ Damit begleitete ſie den Herrn Candidaten zur Thür hinaus und ging raſch nach dem Studierzimmer, um ſich ſelbſt der erfreulichen Nachricht zu verſichern. Richtig ſaß hier Heidi neben Klara und las dieſer eine Geſchichte vor, ſichtlich ſelbſt mit dem größten Erſtaunen und mit einem wachſenden Eifer in die neue Welt eindringend, die ihm aufgegangen war, nun ihm mit einem Mal aus den ſchwarzen Buchſtaben Menſchen und Dinge entgegentraten und Leben gewannen und zu herzbewegenden Geſchichten wurden. Noch an demſelben Abend, als man ſich zu Tiſche ſetzte, fand Heidi auf ſeinem Teller das große Buch liegen mit den ſchönen Bildern, und als es fragend nach der Gro߬ mama blickte, ſagte dieſe freundlich nickend: „Ja, ja, nun gehört es dir.“ „Für immer? Auch wenn ich heimgehe?“ fragte Heidi, ganz roth vor Freude. „Gewiß, für immer!“ verſicherte die Großmama, „mor¬ gen fangen wir an zu leſen.“ „Aber du gehſt nicht heim, noch viele Jahre nicht, Heidi“, warf Klara hier ein; „wenn nun die Gro߬ mama wieder fortgeht, dann mußt du erſt recht bei mir bleiben.“ 11*

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Zitationshilfe: Spyri, Johanna: Heidi's Lehr- und Wanderjahre. Gotha, 1880, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spyri_heidi_1880/173>, abgerufen am 23.11.2024.