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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Glückwünschungs-Schreiben.
Das Jason, wenn er will, kan leicht und balde finden,
Jn diesen Götter-Hayn der dickbelaubten Linden.
Und also eilst auch du, nach deinem hohen Geist,
Da dir der Vorsicht Macht so Weg als Mittel weist.
Du willst je mehr und mehr den Sinn zur Weiß-
heit lencken,
Die Pleisse wird dich nun mit Hypocrene träncken.
Wohlan, so mache dich zu ihren Helicon,
Sey Pursche, sey Student, und schwöhre ihrem
Thron.
Von nun an sey nunmehr, o Freund! dein gantzes
Dichten,
Jhn durch den frömsten Fleiß dein Opffer zu ent-
richten.
Die Weißheit sey nunmehr dein auserwehlter
Schatz,
Gieb nur dem trägen Muth auf keine Weise Platz.
Recht ängstlich mustu dich nach ihrem Nectar sehnen.
Verbanne jede Lust der schmeichelnden Syrenen,
Verliebe dich nur nicht; denn glaube gantz gewiß,
Cleander wär gelehrt, wo ihm nicht Dorilis
Durch ihre Reitzungen so Zeit als Fleiß benommen.
Nun ist er wie Hans Dum, ins Vaterland gekommen.
Die Musen lieben nicht, wie andere, so früh.
Freund! alle unser Thun, Freund! unser Schweiß
und Müh
Muß, wenn er anders ächt, die Lockungen verachten,
Und nach dem Lorber-Crantz des hohen Pindus
trachten.
Nur Kunst und Wissenschafft bringt Ehre, Ruhm
und Preiß,
Drum suche selbige durch angewandten Fleiß.
Hast
Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben.
Das Jaſon, weñ er will, kan leicht und balde finden,
Jn dieſen Goͤtter-Hayn der dickbelaubten Linden.
Und alſo eilſt auch du, nach deinem hohen Geiſt,
Da dir der Vorſicht Macht ſo Weg als Mittel weiſt.
Du willſt je mehr und mehr den Sinn zur Weiß-
heit lencken,
Die Pleiſſe wird dich nun mit Hypocrene traͤncken.
Wohlan, ſo mache dich zu ihren Helicon,
Sey Purſche, ſey Student, und ſchwoͤhre ihrem
Thron.
Von nun an ſey nunmehr, o Freund! dein gantzes
Dichten,
Jhn durch den froͤmſten Fleiß dein Opffer zu ent-
richten.
Die Weißheit ſey nunmehr dein auserwehlter
Schatz,
Gieb nur dem traͤgen Muth auf keine Weiſe Platz.
Recht aͤngſtlich muſtu dich nach ihrem Nectar ſehnen.
Verbanne jede Luſt der ſchmeichelnden Syrenen,
Verliebe dich nur nicht; denn glaube gantz gewiß,
Cleander waͤr gelehrt, wo ihm nicht Dorilis
Durch ihre Reitzungen ſo Zeit als Fleiß benommen.
Nun iſt er wie Hans Dum, ins Vaterland gekom̃en.
Die Muſen lieben nicht, wie andere, ſo fruͤh.
Freund! alle unſer Thun, Freund! unſer Schweiß
und Muͤh
Muß, wenn er anders aͤcht, die Lockungen verachten,
Und nach dem Lorber-Crantz des hohen Pindus
trachten.
Nur Kunſt und Wiſſenſchafft bringt Ehre, Ruhm
und Preiß,
Drum ſuche ſelbige durch angewandten Fleiß.
Haſt
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[32/0052] Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben. Das Jaſon, weñ er will, kan leicht und balde finden, Jn dieſen Goͤtter-Hayn der dickbelaubten Linden. Und alſo eilſt auch du, nach deinem hohen Geiſt, Da dir der Vorſicht Macht ſo Weg als Mittel weiſt. Du willſt je mehr und mehr den Sinn zur Weiß- heit lencken, Die Pleiſſe wird dich nun mit Hypocrene traͤncken. Wohlan, ſo mache dich zu ihren Helicon, Sey Purſche, ſey Student, und ſchwoͤhre ihrem Thron. Von nun an ſey nunmehr, o Freund! dein gantzes Dichten, Jhn durch den froͤmſten Fleiß dein Opffer zu ent- richten. Die Weißheit ſey nunmehr dein auserwehlter Schatz, Gieb nur dem traͤgen Muth auf keine Weiſe Platz. Recht aͤngſtlich muſtu dich nach ihrem Nectar ſehnen. Verbanne jede Luſt der ſchmeichelnden Syrenen, Verliebe dich nur nicht; denn glaube gantz gewiß, Cleander waͤr gelehrt, wo ihm nicht Dorilis Durch ihre Reitzungen ſo Zeit als Fleiß benommen. Nun iſt er wie Hans Dum, ins Vaterland gekom̃en. Die Muſen lieben nicht, wie andere, ſo fruͤh. Freund! alle unſer Thun, Freund! unſer Schweiß und Muͤh Muß, wenn er anders aͤcht, die Lockungen verachten, Und nach dem Lorber-Crantz des hohen Pindus trachten. Nur Kunſt und Wiſſenſchafft bringt Ehre, Ruhm und Preiß, Drum ſuche ſelbige durch angewandten Fleiß. Haſt

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/52>, abgerufen am 27.04.2024.