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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Glückwünschungs-Schreiben.
Hast du nun Eid und Treu zu den Parnass ge-
schwohren,
So flieh den schlechten Weg der lasterhafften Thoren.
Scheint offt die Tugend selbst dir allzu bang und
rauh,
O! glaub es nimmermehr; denn deines Glückes
Bau
Muß seinen ersten Grund durch einen Zufall legen,
Sey standhafft, sey getrost, und laß dich nichts
bewegen.
Hat auch dein Unterhalt nicht grossen Uberfluß,
Bedencke daß ein Mensch sehr viel erdulten muß.
Ein Pursche, ein Student ist allezeit gelassen,
Und nur darauf erpicht, der Weißheit Kost zu fassen.
So blühet denn dein Wohl; doch sprichst du mir
wohl drein
Wer setzt dich über mich zu einen Richter ein?
Verzeyh, der bin ich nicht; dieß dürffte mancher
hören,
Gewiß, er ruffte laut: was will dir dieser lehren?
Nein Freund! es täuscht mich nicht ein schwaches
Vorurtheil,
Jch suche nur dein Wohl, dein Glücke, Lust und
Heil.
Wie wird nicht mit der Zeit auch deine Wohl-
fahrt grünen,
Wirst du den Musen nur wie ehmahls eyffrigst
dienen.
Die Weißheit hat dich schon mit ihrem Strahl
entflammt,
Und die versorgt dich auch einst mit dem schönsten
Amt.
Laß
C
Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben.
Haſt du nun Eid und Treu zu den Parnaſſ ge-
ſchwohren,
So flieh den ſchlechten Weg der laſterhafften Thorẽ.
Scheint offt die Tugend ſelbſt dir allzu bang und
rauh,
O! glaub es nimmermehr; denn deines Gluͤckes
Bau
Muß ſeinen erſten Grund durch einen Zufall legen,
Sey ſtandhafft, ſey getroſt, und laß dich nichts
bewegen.
Hat auch dein Unterhalt nicht groſſen Uberfluß,
Bedencke daß ein Menſch ſehr viel erdulten muß.
Ein Purſche, ein Student iſt allezeit gelaſſen,
Und nur darauf erpicht, der Weißheit Koſt zu faſſen.
So bluͤhet denn dein Wohl; doch ſprichſt du mir
wohl drein
Wer ſetzt dich uͤber mich zu einen Richter ein?
Verzeyh, der bin ich nicht; dieß duͤrffte mancher
hoͤren,
Gewiß, er ruffte laut: was will dir dieſer lehren?
Nein Freund! es taͤuſcht mich nicht ein ſchwaches
Vorurtheil,
Jch ſuche nur dein Wohl, dein Gluͤcke, Luſt und
Heil.
Wie wird nicht mit der Zeit auch deine Wohl-
fahrt gruͤnen,
Wirſt du den Muſen nur wie ehmahls eyffrigſt
dienen.
Die Weißheit hat dich ſchon mit ihrem Strahl
entflammt,
Und die verſorgt dich auch einſt mit dem ſchoͤnſten
Amt.
Laß
C
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[33/0053] Gluͤckwuͤnſchungs-Schreiben. Haſt du nun Eid und Treu zu den Parnaſſ ge- ſchwohren, So flieh den ſchlechten Weg der laſterhafften Thorẽ. Scheint offt die Tugend ſelbſt dir allzu bang und rauh, O! glaub es nimmermehr; denn deines Gluͤckes Bau Muß ſeinen erſten Grund durch einen Zufall legen, Sey ſtandhafft, ſey getroſt, und laß dich nichts bewegen. Hat auch dein Unterhalt nicht groſſen Uberfluß, Bedencke daß ein Menſch ſehr viel erdulten muß. Ein Purſche, ein Student iſt allezeit gelaſſen, Und nur darauf erpicht, der Weißheit Koſt zu faſſen. So bluͤhet denn dein Wohl; doch ſprichſt du mir wohl drein Wer ſetzt dich uͤber mich zu einen Richter ein? Verzeyh, der bin ich nicht; dieß duͤrffte mancher hoͤren, Gewiß, er ruffte laut: was will dir dieſer lehren? Nein Freund! es taͤuſcht mich nicht ein ſchwaches Vorurtheil, Jch ſuche nur dein Wohl, dein Gluͤcke, Luſt und Heil. Wie wird nicht mit der Zeit auch deine Wohl- fahrt gruͤnen, Wirſt du den Muſen nur wie ehmahls eyffrigſt dienen. Die Weißheit hat dich ſchon mit ihrem Strahl entflammt, Und die verſorgt dich auch einſt mit dem ſchoͤnſten Amt. Laß C

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/53>, abgerufen am 28.04.2024.