Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.Vermischte Send-Schreiben. Jch weiß du läst mich nicht, ich seh den Brief schon da,Denn rufft mein hoffend Hertz ein frohes eurika! Die Sehnsucht eilt indeß dir diesen Brief zu schicken, Und einen treuen Kuß statt Siegels aufzudrücken. 3) Als er ihm seinen Zustand melden muste. Mir hat des Vaters Bild gezeigtWie man zum Ehren-Gipffel steigt, Da ihn der Weißheit Sanfftmuths-Proben, GOtt Lob! bis itzo hoch erhoben, Du frommer Priester deiner Stadt, Du redlicher aus Gilead, Dein Beyspiel soll mich künfftig lehren Die Tugend ernstlich zu verehren. Jch folge willig deinem Rath, Den dein Befehl geheissen hat. Jch suche stets in wahren Gründen Der Weißheit süsse Kost zu finden, Diß lehren die Collegia. Jst denn der späte Abend da, So such ich, wie du mir befohlen, Mit Ernst und Fleiß zu wiederholen, Diß ist mein eintzig Augenmerck, Die Dichtkunst bleibt ein Nebenwerck, Die legt die Ruhe zum Vergnügen, Eh ich mich kan ins Bett verfügen. Jn meinem Thun bin ich getrost, Jch liebe keine reiche Kost, Mich reitzen keine Zauber-Thöne, Gelassenheit ist meine Schöne. Diß alles, Vater! ist die Frucht Von deiner treuen Kinder-Zucht. Da
Vermiſchte Send-Schreiben. Jch weiß du laͤſt mich nicht, ich ſeh den Bꝛief ſchon da,Denn rufft mein hoffend Hertz ein frohes ἕυρικα! Die Sehnſucht eilt indeß dir dieſen Brief zu ſchicken, Und einen treuen Kuß ſtatt Siegels aufzudruͤcken. 3) Als er ihm ſeinen Zuſtand melden muſte. Mir hat des Vaters Bild gezeigtWie man zum Ehren-Gipffel ſteigt, Da ihn der Weißheit Sanfftmuths-Proben, GOtt Lob! bis itzo hoch erhoben, Du frommer Prieſter deiner Stadt, Du redlicher aus Gilead, Dein Beyſpiel ſoll mich kuͤnfftig lehren Die Tugend ernſtlich zu verehren. Jch folge willig deinem Rath, Den dein Befehl geheiſſen hat. Jch ſuche ſtets in wahren Gruͤnden Der Weißheit ſuͤſſe Koſt zu finden, Diß lehren die Collegia. Jſt denn der ſpaͤte Abend da, So ſuch ich, wie du mir befohlen, Mit Ernſt und Fleiß zu wiederholen, Diß iſt mein eintzig Augenmerck, Die Dichtkunſt bleibt ein Nebenwerck, Die legt die Ruhe zum Vergnuͤgen, Eh ich mich kan ins Bett verfuͤgen. Jn meinem Thun bin ich getroſt, Jch liebe keine reiche Koſt, Mich reitzen keine Zauber-Thoͤne, Gelaſſenheit iſt meine Schoͤne. Diß alles, Vater! iſt die Frucht Von deiner treuen Kinder-Zucht. Da
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Vermiſchte Send-Schreiben.
Jch weiß du laͤſt mich nicht, ich ſeh den Bꝛief ſchon da,
Denn rufft mein hoffend Hertz ein frohes ἕυρικα!
Die Sehnſucht eilt indeß dir dieſen Brief zu ſchicken,
Und einen treuen Kuß ſtatt Siegels aufzudruͤcken.
3) Als er ihm ſeinen Zuſtand melden muſte.
Mir hat des Vaters Bild gezeigt
Wie man zum Ehren-Gipffel ſteigt,
Da ihn der Weißheit Sanfftmuths-Proben,
GOtt Lob! bis itzo hoch erhoben,
Du frommer Prieſter deiner Stadt,
Du redlicher aus Gilead,
Dein Beyſpiel ſoll mich kuͤnfftig lehren
Die Tugend ernſtlich zu verehren.
Jch folge willig deinem Rath,
Den dein Befehl geheiſſen hat.
Jch ſuche ſtets in wahren Gruͤnden
Der Weißheit ſuͤſſe Koſt zu finden,
Diß lehren die Collegia.
Jſt denn der ſpaͤte Abend da,
So ſuch ich, wie du mir befohlen,
Mit Ernſt und Fleiß zu wiederholen,
Diß iſt mein eintzig Augenmerck,
Die Dichtkunſt bleibt ein Nebenwerck,
Die legt die Ruhe zum Vergnuͤgen,
Eh ich mich kan ins Bett verfuͤgen.
Jn meinem Thun bin ich getroſt,
Jch liebe keine reiche Koſt,
Mich reitzen keine Zauber-Thoͤne,
Gelaſſenheit iſt meine Schoͤne.
Diß alles, Vater! iſt die Frucht
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