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Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

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Vermischte Send-Schreiben.
Da hast du nun gantz ungeheuchelt,
Da ich mir warrlich nicht geschmeichelt,
Die Nachricht, wie dein Brief befohl,
Geliebter Vater, lebe wohl!
4) Als er ihm zur Bade-Cur gratulirte.
Gesegnet sey dein Bad, gesegnet deine Reise,
Damit des Höchsten Huld sich täglich neu
erweise;
GOtt nehme diß Gebet von meinen Lippen an,
Damit man seine Treu in Ehrfurcht rühmen kan.
Der Prudel, Mühlen-Bad, das Saltz und andre
Sachen,
Die werden deinen Leib aufs neue lebend machen.
Doch siehe auf dich selbst; mein Vater! schone dich,
Jch flehe Tag und Nacht, ich seuffze ängstiglich.
Ein Land, ein Ort, ein Volck voll kriegerischer
Waffen,
Die können bey der Cur auch vieles Schrecken
schaffen,
Und da ein harter Thon an dieser Gräntze schallt,
Jn Eger, wo es blitzt, wo Stück und Donner knallt,
So wolle GOttes Heer, das Heer der Cherubinen,
Dir auch bey deiner Cur zum besten Schutze dienen.
So brauche es vergnügt, geniesse der Alee,
Coffee ist nicht dein Tranck, bediene dich des Thee;
Genieß das gute Bier, sey deiner Sorgen Meister,
Komm glücklich wieder an, bestärck die Lebens-
Geister.
Jch zehle jeden Tag, ich zehle jede Stund,
Bis du mir schreiben wirst: mein Sohn, ich bin
gesund.
5) Als
G 5
Vermiſchte Send-Schreiben.
Da haſt du nun gantz ungeheuchelt,
Da ich mir warrlich nicht geſchmeichelt,
Die Nachricht, wie dein Brief befohl,
Geliebter Vater, lebe wohl!
4) Als er ihm zur Bade-Cur gratulirte.
Geſegnet ſey dein Bad, geſegnet deine Reiſe,
Damit des Hoͤchſten Huld ſich taͤglich neu
erweiſe;
GOtt nehme diß Gebet von meinen Lippen an,
Damit man ſeine Treu in Ehrfurcht ruͤhmen kan.
Der Prudel, Muͤhlen-Bad, das Saltz und andre
Sachen,
Die werden deinen Leib aufs neue lebend machen.
Doch ſiehe auf dich ſelbſt; mein Vater! ſchone dich,
Jch flehe Tag und Nacht, ich ſeuffze aͤngſtiglich.
Ein Land, ein Ort, ein Volck voll kriegeriſcher
Waffen,
Die koͤnnen bey der Cur auch vieles Schrecken
ſchaffen,
Und da ein harter Thon an dieſer Graͤntze ſchallt,
Jn Eger, wo es blitzt, wo Stuͤck und Donner knallt,
So wolle GOttes Heer, das Heer der Cherubinen,
Dir auch bey deiner Cur zum beſten Schutze dienen.
So brauche es vergnuͤgt, genieſſe der Alee,
Coffee iſt nicht dein Tranck, bediene dich des Thee;
Genieß das gute Bier, ſey deiner Sorgen Meiſter,
Komm gluͤcklich wieder an, beſtaͤrck die Lebens-
Geiſter.
Jch zehle jeden Tag, ich zehle jede Stund,
Bis du mir ſchreiben wirſt: mein Sohn, ich bin
geſund.
5) Als
G 5
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[105/0125] Vermiſchte Send-Schreiben. Da haſt du nun gantz ungeheuchelt, Da ich mir warrlich nicht geſchmeichelt, Die Nachricht, wie dein Brief befohl, Geliebter Vater, lebe wohl! 4) Als er ihm zur Bade-Cur gratulirte. Geſegnet ſey dein Bad, geſegnet deine Reiſe, Damit des Hoͤchſten Huld ſich taͤglich neu erweiſe; GOtt nehme diß Gebet von meinen Lippen an, Damit man ſeine Treu in Ehrfurcht ruͤhmen kan. Der Prudel, Muͤhlen-Bad, das Saltz und andre Sachen, Die werden deinen Leib aufs neue lebend machen. Doch ſiehe auf dich ſelbſt; mein Vater! ſchone dich, Jch flehe Tag und Nacht, ich ſeuffze aͤngſtiglich. Ein Land, ein Ort, ein Volck voll kriegeriſcher Waffen, Die koͤnnen bey der Cur auch vieles Schrecken ſchaffen, Und da ein harter Thon an dieſer Graͤntze ſchallt, Jn Eger, wo es blitzt, wo Stuͤck und Donner knallt, So wolle GOttes Heer, das Heer der Cherubinen, Dir auch bey deiner Cur zum beſten Schutze dienen. So brauche es vergnuͤgt, genieſſe der Alee, Coffee iſt nicht dein Tranck, bediene dich des Thee; Genieß das gute Bier, ſey deiner Sorgen Meiſter, Komm gluͤcklich wieder an, beſtaͤrck die Lebens- Geiſter. Jch zehle jeden Tag, ich zehle jede Stund, Bis du mir ſchreiben wirſt: mein Sohn, ich bin geſund. 5) Als G 5

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Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/125>, abgerufen am 28.04.2024.