Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
Grab-Schrifften.
Den hier kein Sterblicher jemahls vermeiden kan.
Nun schlaffe, bis der HErr sich dir wird offenbaren,
Denn stimme dein Glück auf! dereinst im Himmel an.
Auf eine alte blinde Frau/
A. M. Küchlerin. 1736.
Nun HErr, du, deine Allmachts-Hand
Hat mich auch endlich ausgespannt,
Da ich im Finstern seuffzen müssen,
Bey herber Zähren-Fluth und Güssen.
Du heist mich in dein Salem gehn,
GOtt Lob! nun kan ich wieder sehn.
Die Blindheit weicht, o meine Wonne,
Du bist die rechte Gnaden-Sonne.
Da, HErr, dein Glantz das dunckle bricht,
So leuchtet mir ein ewig Licht.
Auf eine liebe Tochter,
C. E. Georgin. 1736.
Wo JEsus ist, da muß ich leben,
Er geht zu seinem Vater ein,
Drum will auch ich den Geist aufgeben,
Wo JEsus ist, da muß ich seyn.
Fault gleich mein Leib im Schooß der Erden,
Einst wird er neu belebet werden,
Er ruhet sanfft in seiner Grufft;
Ob ihn gleich Sand und Bogen decken,
Mein Joel wird ihn auferwecken,
Wenn er dereinst die Seinen rufft.
Darum rechnet meinen Tod euch zu keinem Her-
tzeleide,
Papa, Schwester, lebet wohl, gönnet mir die
süsse Freude.
Auf
Grab-Schrifften.
Den hier kein Sterblicher jemahls vermeiden kan.
Nun ſchlaffe, bis der HErr ſich dir wird offenbaren,
Denn ſtimme dein Gluͤck auf! dereinſt im Him̃el an.
Auf eine alte blinde Frau/
A. M. Küchlerin. 1736.
Nun HErr, du, deine Allmachts-Hand
Hat mich auch endlich ausgeſpannt,
Da ich im Finſtern ſeuffzen muͤſſen,
Bey herber Zaͤhren-Fluth und Guͤſſen.
Du heiſt mich in dein Salem gehn,
GOtt Lob! nun kan ich wieder ſehn.
Die Blindheit weicht, o meine Wonne,
Du biſt die rechte Gnaden-Sonne.
Da, HErr, dein Glantz das dunckle bricht,
So leuchtet mir ein ewig Licht.
Auf eine liebe Tochter,
C. E. Georgin. 1736.
Wo JEſus iſt, da muß ich leben,
Er geht zu ſeinem Vater ein,
Drum will auch ich den Geiſt aufgeben,
Wo JEſus iſt, da muß ich ſeyn.
Fault gleich mein Leib im Schooß der Erden,
Einſt wird er neu belebet werden,
Er ruhet ſanfft in ſeiner Grufft;
Ob ihn gleich Sand und Bogen decken,
Mein Joel wird ihn auferwecken,
Wenn er dereinſt die Seinen rufft.
Darum rechnet meinen Tod euch zu keinem Her-
tzeleide,
Papa, Schweſter, lebet wohl, goͤnnet mir die
ſuͤſſe Freude.
Auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0104" n="84"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Grab-Schrifften.</hi> </fw><lb/>
              <l>Den hier kein Sterblicher jemahls vermeiden kan.</l><lb/>
              <l>Nun &#x017F;chlaffe, bis der HErr &#x017F;ich dir wird offenbaren,</l><lb/>
              <l>Denn &#x017F;timme dein Glu&#x0364;ck auf! derein&#x017F;t im Him&#x0303;el an.</l>
            </lg><lb/>
            <lg type="poem">
              <head><hi rendition="#b">Auf eine alte blinde Frau/</hi><lb/><hi rendition="#fr">A. M. Küchlerin.</hi> 1736.</head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">N</hi>un HErr, du, deine Allmachts-Hand</l><lb/>
              <l>Hat mich auch endlich ausge&#x017F;pannt,</l><lb/>
              <l>Da ich im Fin&#x017F;tern &#x017F;euffzen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>Bey herber Za&#x0364;hren-Fluth und Gu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
              <l>Du hei&#x017F;t mich in dein Salem gehn,</l><lb/>
              <l>GOtt Lob! nun kan ich wieder &#x017F;ehn.</l><lb/>
              <l>Die Blindheit weicht, o meine Wonne,</l><lb/>
              <l>Du bi&#x017F;t die rechte Gnaden-Sonne.</l><lb/>
              <l>Da, HErr, dein Glantz das dunckle bricht,</l><lb/>
              <l>So leuchtet mir ein ewig Licht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg type="poem">
              <head><hi rendition="#b">Auf eine liebe Tochter,</hi><lb/><hi rendition="#fr">C. E. Georgin.</hi> 1736.</head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">W</hi>o JE&#x017F;us i&#x017F;t, da muß ich leben,</l><lb/>
              <l>Er geht zu &#x017F;einem Vater ein,</l><lb/>
              <l>Drum will auch ich den Gei&#x017F;t aufgeben,</l><lb/>
              <l>Wo JE&#x017F;us i&#x017F;t, da muß ich &#x017F;eyn.</l><lb/>
              <l>Fault gleich mein Leib im Schooß der Erden,</l><lb/>
              <l>Ein&#x017F;t wird er neu belebet werden,</l><lb/>
              <l>Er ruhet &#x017F;anfft in &#x017F;einer Grufft;</l><lb/>
              <l>Ob ihn gleich Sand und Bogen decken,</l><lb/>
              <l>Mein Joel wird ihn auferwecken,</l><lb/>
              <l>Wenn er derein&#x017F;t die Seinen rufft.</l><lb/>
              <l>Darum rechnet meinen Tod euch zu keinem Her-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">tzeleide,</hi> </l><lb/>
              <l><hi rendition="#aq">Papa,</hi> Schwe&#x017F;ter, lebet wohl, go&#x0364;nnet mir die</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">&#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Freude.</hi> </l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Auf</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[84/0104] Grab-Schrifften. Den hier kein Sterblicher jemahls vermeiden kan. Nun ſchlaffe, bis der HErr ſich dir wird offenbaren, Denn ſtimme dein Gluͤck auf! dereinſt im Him̃el an. Auf eine alte blinde Frau/ A. M. Küchlerin. 1736. Nun HErr, du, deine Allmachts-Hand Hat mich auch endlich ausgeſpannt, Da ich im Finſtern ſeuffzen muͤſſen, Bey herber Zaͤhren-Fluth und Guͤſſen. Du heiſt mich in dein Salem gehn, GOtt Lob! nun kan ich wieder ſehn. Die Blindheit weicht, o meine Wonne, Du biſt die rechte Gnaden-Sonne. Da, HErr, dein Glantz das dunckle bricht, So leuchtet mir ein ewig Licht. Auf eine liebe Tochter, C. E. Georgin. 1736. Wo JEſus iſt, da muß ich leben, Er geht zu ſeinem Vater ein, Drum will auch ich den Geiſt aufgeben, Wo JEſus iſt, da muß ich ſeyn. Fault gleich mein Leib im Schooß der Erden, Einſt wird er neu belebet werden, Er ruhet ſanfft in ſeiner Grufft; Ob ihn gleich Sand und Bogen decken, Mein Joel wird ihn auferwecken, Wenn er dereinſt die Seinen rufft. Darum rechnet meinen Tod euch zu keinem Her- tzeleide, Papa, Schweſter, lebet wohl, goͤnnet mir die ſuͤſſe Freude. Auf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/104
Zitationshilfe: Spindler, Christian Gotthold: Unschuldige Jugend-Früchte. Leipzig, 1745, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spindler_jugendfruechte_1745/104>, abgerufen am 24.11.2024.