eins sei auch mir bedungen, und hoch ge- lobt -- --
Fürstin. Fordern sie!
Gräfin. Daß Euer Durchlaucht mich nicht in einem ähnlichen Falle, auf eine ähn- liche Art zur Fürbitterin wählen; nicht for- dern, daß ich einst auch um Gnade für den Mörder flehen sollte. Und würde es mir ih- ren Zorn, ihre Verfolgung zuziehen, so fühle ichs doch deutlich, daß ich dieser Ver- läugnung nicht fähig wäre. Ich liebte mei- nen Bruder innig, möglich daß er den Gra- fen beleidigte, aber diese Beleidigung ver- diente doch keinen Mord. (weinend) Wenn ich mir sein schreckliches Ende denke, so ruft immer noch eine innere Stimme laut und anhaltend Rache über den Thäter aus, ich wünschte -- --
Biogr. d. W. 4r Bd. I
eins ſei auch mir bedungen, und hoch ge- lobt — —
Fuͤrſtin. Fordern ſie!
Graͤfin. Daß Euer Durchlaucht mich nicht in einem aͤhnlichen Falle, auf eine aͤhn- liche Art zur Fuͤrbitterin waͤhlen; nicht for- dern, daß ich einſt auch um Gnade fuͤr den Moͤrder flehen ſollte. Und wuͤrde es mir ih- ren Zorn, ihre Verfolgung zuziehen, ſo fuͤhle ichs doch deutlich, daß ich dieſer Ver- laͤugnung nicht faͤhig waͤre. Ich liebte mei- nen Bruder innig, moͤglich daß er den Gra- fen beleidigte, aber dieſe Beleidigung ver- diente doch keinen Mord. (weinend) Wenn ich mir ſein ſchreckliches Ende denke, ſo ruft immer noch eine innere Stimme laut und anhaltend Rache uͤber den Thaͤter aus, ich wuͤnſchte — —
Biogr. d. W. 4r Bd. I
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eins ſei auch mir bedungen, und hoch ge-
lobt — —
Fuͤrſtin. Fordern ſie!
Graͤfin. Daß Euer Durchlaucht mich
nicht in einem aͤhnlichen Falle, auf eine aͤhn-
liche Art zur Fuͤrbitterin waͤhlen; nicht for-
dern, daß ich einſt auch um Gnade fuͤr den
Moͤrder flehen ſollte. Und wuͤrde es mir ih-
ren Zorn, ihre Verfolgung zuziehen, ſo
fuͤhle ichs doch deutlich, daß ich dieſer Ver-
laͤugnung nicht faͤhig waͤre. Ich liebte mei-
nen Bruder innig, moͤglich daß er den Gra-
fen beleidigte, aber dieſe Beleidigung ver-
diente doch keinen Mord. (weinend) Wenn
ich mir ſein ſchreckliches Ende denke, ſo ruft
immer noch eine innere Stimme laut und
anhaltend Rache uͤber den Thaͤter aus, ich
wuͤnſchte — —
Biogr. d. W. 4r Bd. I
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 4. Leipzig, 1796, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien04_1796/139>, abgerufen am 03.05.2024.
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