Wille der Monarchin erfordert würde, da er hinzu fügte, daß sie solchen nie gewähre, wenn die Braut nicht eignes Vermögen be- weisen könne, so hatte sie schon von Lübeck aus an ihre Mutter geschrieben, und Wil- helm hatte selbst den Wechsler bestimmt, wel- chem das Geld geschickt werden sollte. Amalie duldete es überdies aus oben angeführten Gründen willig, daß ihr Geliebter bis zu erhaltener Erlaubniß für sie im abgelegen- sten Theile der großen Stadt eine Wohnung miethete, und war zufrieden, wenn er sie nur oft besuchte, und ihr einige Stunden des Tags widmete. Ein neuer, wichtiger Grund, bald Wilhelms Gattin zu werden, äußerte sich kurz nachher deutlich. Amalie fühlte sich schwanger, und bat ihren Wilhelm dringend, sie für der nahen Schande zu retten, sich in Gottes und der Menschen Gegenwart als Vater des werdenden Kindes zu bekennen.
Wille der Monarchin erfordert wuͤrde, da er hinzu fuͤgte, daß ſie ſolchen nie gewaͤhre, wenn die Braut nicht eignes Vermoͤgen be- weiſen koͤnne, ſo hatte ſie ſchon von Luͤbeck aus an ihre Mutter geſchrieben, und Wil- helm hatte ſelbſt den Wechsler beſtimmt, wel- chem das Geld geſchickt werden ſollte. Amalie duldete es uͤberdies aus oben angefuͤhrten Gruͤnden willig, daß ihr Geliebter bis zu erhaltener Erlaubniß fuͤr ſie im abgelegen- ſten Theile der großen Stadt eine Wohnung miethete, und war zufrieden, wenn er ſie nur oft beſuchte, und ihr einige Stunden des Tags widmete. Ein neuer, wichtiger Grund, bald Wilhelms Gattin zu werden, aͤußerte ſich kurz nachher deutlich. Amalie fuͤhlte ſich ſchwanger, und bat ihren Wilhelm dringend, ſie fuͤr der nahen Schande zu retten, ſich in Gottes und der Menſchen Gegenwart als Vater des werdenden Kindes zu bekennen.
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Wille der Monarchin erfordert wuͤrde, da er
hinzu fuͤgte, daß ſie ſolchen nie gewaͤhre,
wenn die Braut nicht eignes Vermoͤgen be-
weiſen koͤnne, ſo hatte ſie ſchon von Luͤbeck
aus an ihre Mutter geſchrieben, und Wil-
helm hatte ſelbſt den Wechsler beſtimmt, wel-
chem das Geld geſchickt werden ſollte. Amalie
duldete es uͤberdies aus oben angefuͤhrten
Gruͤnden willig, daß ihr Geliebter bis
zu erhaltener Erlaubniß fuͤr ſie im abgelegen-
ſten Theile der großen Stadt eine Wohnung
miethete, und war zufrieden, wenn er ſie
nur oft beſuchte, und ihr einige Stunden des
Tags widmete. Ein neuer, wichtiger Grund,
bald Wilhelms Gattin zu werden, aͤußerte
ſich kurz nachher deutlich. Amalie fuͤhlte ſich
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ſie fuͤr der nahen Schande zu retten, ſich
in Gottes und der Menſchen Gegenwart als
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien03_1796/135>, abgerufen am 21.11.2024.
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