Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796.Geschichte durch Zufall erfuhr, freiwillig vor Ge- Er überstand den ersten Grad derselben, unter Diese Aussage erfüllte das Herz des unglück- Geſchichte durch Zufall erfuhr, freiwillig vor Ge- Er uͤberſtand den erſten Grad derſelben, unter Dieſe Ausſage erfuͤllte das Herz des ungluͤck- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0131" n="123"/> Geſchichte durch Zufall erfuhr, freiwillig vor Ge-<lb/> richte. Konrad war nicht faͤhig, ihm zu wider-<lb/> ſprechen, und vermehrte dadurch den großen Ver-<lb/> dacht, den man gegen ihn geſchoͤpft hatte. Da<lb/> er auf dieſe Art einer falſchen Ausſage war uͤber-<lb/> wieſen worden, den Verdacht des Mordes nicht<lb/> entkraͤften, aber auch eben ſo wenig geſtehen<lb/> konnte, ſo verurtheilte ihn das Gericht zur Folter.</p><lb/> <p>Er uͤberſtand den erſten Grad derſelben, unter<lb/> den heiligſten, kraͤftigſten Betheurungen ſeiner Un-<lb/> ſchuld, als aber der zweite begann, der Henker<lb/> ihn uͤberdieß verſicherte, daß die Schmerzen der<lb/> Marter immer hoͤher ſteigen wuͤrden, da zog er<lb/> den ſchnellen Tod der langſamen und toͤdtlichen<lb/> Quaal vor, bekannte alles, was man von ihm<lb/> forderte. Ich habe, antwortete er auf die Frage<lb/> des Richters, Karolinen bis an das Ufer des<lb/> Lechs gelockt, ſie mit einem Dolche ermordet, und<lb/> ihren Koͤrper ins Waſſer geſtuͤrzt. Ich thats aus<lb/> Habſucht, weil ſie mir am Morgen vorher ver-<lb/> traute, daß ſie eine große Summe an Wechſeln<lb/> bei ſich habe, welche man bei jedem Wechsler<lb/> gegen baares Geld umſetzen koͤnne.</p><lb/> <p>Dieſe Ausſage erfuͤllte das Herz des ungluͤck-<lb/> lichen Vaters mit Schmerz und Trauer. Sein<lb/> erwachtes Gewiſſen machte ihm bittere Vorwuͤrfe,<lb/> uͤberzeugte ihn, daß er die groͤßte Urſache von Ka-<lb/> rolinens ſchrecklichem Tode ſei, weil er ſie durch<lb/> ſeine Drohungen zur Flucht gezwungen und verleitet<lb/> habe. Bei ſolcher Empfindung wars daher na-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0131]
Geſchichte durch Zufall erfuhr, freiwillig vor Ge-
richte. Konrad war nicht faͤhig, ihm zu wider-
ſprechen, und vermehrte dadurch den großen Ver-
dacht, den man gegen ihn geſchoͤpft hatte. Da
er auf dieſe Art einer falſchen Ausſage war uͤber-
wieſen worden, den Verdacht des Mordes nicht
entkraͤften, aber auch eben ſo wenig geſtehen
konnte, ſo verurtheilte ihn das Gericht zur Folter.
Er uͤberſtand den erſten Grad derſelben, unter
den heiligſten, kraͤftigſten Betheurungen ſeiner Un-
ſchuld, als aber der zweite begann, der Henker
ihn uͤberdieß verſicherte, daß die Schmerzen der
Marter immer hoͤher ſteigen wuͤrden, da zog er
den ſchnellen Tod der langſamen und toͤdtlichen
Quaal vor, bekannte alles, was man von ihm
forderte. Ich habe, antwortete er auf die Frage
des Richters, Karolinen bis an das Ufer des
Lechs gelockt, ſie mit einem Dolche ermordet, und
ihren Koͤrper ins Waſſer geſtuͤrzt. Ich thats aus
Habſucht, weil ſie mir am Morgen vorher ver-
traute, daß ſie eine große Summe an Wechſeln
bei ſich habe, welche man bei jedem Wechsler
gegen baares Geld umſetzen koͤnne.
Dieſe Ausſage erfuͤllte das Herz des ungluͤck-
lichen Vaters mit Schmerz und Trauer. Sein
erwachtes Gewiſſen machte ihm bittere Vorwuͤrfe,
uͤberzeugte ihn, daß er die groͤßte Urſache von Ka-
rolinens ſchrecklichem Tode ſei, weil er ſie durch
ſeine Drohungen zur Flucht gezwungen und verleitet
habe. Bei ſolcher Empfindung wars daher na-
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