dieser begann am folgenden das Verhör mit Kon- raden. Er gestand willig und frei, daß er mit Karolinen, ohne irgendwo einzutreten, von ein bis gegen vier Uhr spazieren gegangen, dann aber in ihrer Gesellschaft in den Gasthof zurückge- kehrt sei, dort von ihr die Wechsel erhalten, und sie, mit der Versicherung, daß sie seiner warten wolle, im Zimmer verlassen habe. Er erinnerte sich auch, daß er, um sie noch einmal über den möglichen Nachlaß zu befragen, rückgekehrt, und bald darauf wieder fortgegangen sei. Weiter konnte er nichts sagen, auch keine Zeugen bestim- men, welche Karolinen mit ihm in den Gasthof rückkehren sahen, er hielts ganz für wahrschein- lich, daß sie auf die Nachricht seines Verhaftes entflohen sei, und bat den Richter, ihn wegen ei- ner Sache, die er nicht wissen könne, auch nicht zur Verantwortung zu ziehen. Aber, diesem gnügte die Entschuldigung nicht, er forschte wei- ter, da aber Konrad sichs fest vorgenommen hat- te, nichts von Karolinens Liebe zu entdecken, so beharrte er immer auf seiner ersten Erzählung, und behauptete, daß er erst in Ulm mit Karoli- nen zusammentraf, und da sie ihn schon zu Stras- burg kennen lernte, von ihr zum Reisegefährden erwählt wurde.
Dieser Aussage widersprach aber bald laut und überzeugend der Fuhrmann, welchen Konrad selbst gedungen, und der ihn und Karolinen bis Basel geführt hatte. Er stellte sich, als er die ganze
dieſer begann am folgenden das Verhoͤr mit Kon- raden. Er geſtand willig und frei, daß er mit Karolinen, ohne irgendwo einzutreten, von ein bis gegen vier Uhr ſpazieren gegangen, dann aber in ihrer Geſellſchaft in den Gaſthof zuruͤckge- kehrt ſei, dort von ihr die Wechſel erhalten, und ſie, mit der Verſicherung, daß ſie ſeiner warten wolle, im Zimmer verlaſſen habe. Er erinnerte ſich auch, daß er, um ſie noch einmal uͤber den moͤglichen Nachlaß zu befragen, ruͤckgekehrt, und bald darauf wieder fortgegangen ſei. Weiter konnte er nichts ſagen, auch keine Zeugen beſtim- men, welche Karolinen mit ihm in den Gaſthof ruͤckkehren ſahen, er hielts ganz fuͤr wahrſchein- lich, daß ſie auf die Nachricht ſeines Verhaftes entflohen ſei, und bat den Richter, ihn wegen ei- ner Sache, die er nicht wiſſen koͤnne, auch nicht zur Verantwortung zu ziehen. Aber, dieſem gnuͤgte die Entſchuldigung nicht, er forſchte wei- ter, da aber Konrad ſichs feſt vorgenommen hat- te, nichts von Karolinens Liebe zu entdecken, ſo beharrte er immer auf ſeiner erſten Erzaͤhlung, und behauptete, daß er erſt in Ulm mit Karoli- nen zuſammentraf, und da ſie ihn ſchon zu Stras- burg kennen lernte, von ihr zum Reiſegefaͤhrden erwaͤhlt wurde.
Dieſer Ausſage widerſprach aber bald laut und uͤberzeugend der Fuhrmann, welchen Konrad ſelbſt gedungen, und der ihn und Karolinen bis Baſel gefuͤhrt hatte. Er ſtellte ſich, als er die ganze
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dieſer begann am folgenden das Verhoͤr mit Kon-
raden. Er geſtand willig und frei, daß er mit
Karolinen, ohne irgendwo einzutreten, von ein
bis gegen vier Uhr ſpazieren gegangen, dann
aber in ihrer Geſellſchaft in den Gaſthof zuruͤckge-
kehrt ſei, dort von ihr die Wechſel erhalten, und
ſie, mit der Verſicherung, daß ſie ſeiner warten
wolle, im Zimmer verlaſſen habe. Er erinnerte
ſich auch, daß er, um ſie noch einmal uͤber den
moͤglichen Nachlaß zu befragen, ruͤckgekehrt, und
bald darauf wieder fortgegangen ſei. Weiter
konnte er nichts ſagen, auch keine Zeugen beſtim-
men, welche Karolinen mit ihm in den Gaſthof
ruͤckkehren ſahen, er hielts ganz fuͤr wahrſchein-
lich, daß ſie auf die Nachricht ſeines Verhaftes
entflohen ſei, und bat den Richter, ihn wegen ei-
ner Sache, die er nicht wiſſen koͤnne, auch nicht
zur Verantwortung zu ziehen. Aber, dieſem
gnuͤgte die Entſchuldigung nicht, er forſchte wei-
ter, da aber Konrad ſichs feſt vorgenommen hat-
te, nichts von Karolinens Liebe zu entdecken, ſo
beharrte er immer auf ſeiner erſten Erzaͤhlung,
und behauptete, daß er erſt in Ulm mit Karoli-
nen zuſammentraf, und da ſie ihn ſchon zu Stras-
burg kennen lernte, von ihr zum Reiſegefaͤhrden
erwaͤhlt wurde.
Dieſer Ausſage widerſprach aber bald laut und
uͤberzeugend der Fuhrmann, welchen Konrad ſelbſt
gedungen, und der ihn und Karolinen bis Baſel
gefuͤhrt hatte. Er ſtellte ſich, als er die ganze
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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 2. Leipzig, 1796, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien02_1796/130>, abgerufen am 29.06.2024.
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