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Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796.

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Paris ebenfalls, und wie wir diese Stadt ver-
ließen, so erhob Karl abermals fünfzig tausend
Gulden, welche der Verwalter gegen Obligatio-
nen überschickt hatte. Diese letzte Summe war
in zwei Jahren wieder verschwendet; Karl hatte
unter dieser langen Zeit nicht nach Böhmen geschrie-
ben, er that's jetzt, und erhielt von daher einen
Brief, welcher ihn aus seinem Leichtsinne schreck-
lich weckte. Sie haben, schrieb ihm der Ver-
walter, durch fünf Jahre zweimalhundert sieben-
zig tausend Gulden Schulden auf Ihre Herrschaft
gemacht, und diese Summe, laut Ihren Origi-
nalquittungen, richtig erhalten. Wie ich Ihnen
die letzten fünfzig tausend Gulden nach Paris
übersandt hatte, kündigten Ihre Gläubiger mit
einmal alle Schuldposten auf. Ich gab Ihnen
sogleich Nachricht davon, und erhielt keine Ant-
wort, ich schrieb fünfmal nach Paris, ich stellte
Ihnen die dringende Gefahr augenscheinlich vor,
ich bat um Ihre schleunige Zurückkunft, Sie ka-
men, Sie antworteten nicht. Die Schuldner
klagten, die Herrschaft wurde vom Gerichte feil
gebothen, und, da keine andern Käufer sich fan-
den, um die Schuldsumme von zweimal hundert
siebenzig tausend Gulden an den Onkel ihrer Frau
Gemahlin verkauft; dieser besitzt sie schon ein hal-
bes Jahr, ich bin jetzt sein Verwalter, und kann
Ihnen daher keinen Pfennig mehr senden, weil
Sie nichts mehr zu fordern haben. Daß Sie,

N 2

Paris ebenfalls, und wie wir dieſe Stadt ver-
ließen, ſo erhob Karl abermals fuͤnfzig tauſend
Gulden, welche der Verwalter gegen Obligatio-
nen uͤberſchickt hatte. Dieſe letzte Summe war
in zwei Jahren wieder verſchwendet; Karl hatte
unter dieſer langen Zeit nicht nach Boͤhmen geſchrie-
ben, er that's jetzt, und erhielt von daher einen
Brief, welcher ihn aus ſeinem Leichtſinne ſchreck-
lich weckte. Sie haben, ſchrieb ihm der Ver-
walter, durch fuͤnf Jahre zweimalhundert ſieben-
zig tauſend Gulden Schulden auf Ihre Herrſchaft
gemacht, und dieſe Summe, laut Ihren Origi-
nalquittungen, richtig erhalten. Wie ich Ihnen
die letzten fuͤnfzig tauſend Gulden nach Paris
uͤberſandt hatte, kuͤndigten Ihre Glaͤubiger mit
einmal alle Schuldpoſten auf. Ich gab Ihnen
ſogleich Nachricht davon, und erhielt keine Ant-
wort, ich ſchrieb fuͤnfmal nach Paris, ich ſtellte
Ihnen die dringende Gefahr augenſcheinlich vor,
ich bat um Ihre ſchleunige Zuruͤckkunft, Sie ka-
men, Sie antworteten nicht. Die Schuldner
klagten, die Herrſchaft wurde vom Gerichte feil
gebothen, und, da keine andern Kaͤufer ſich fan-
den, um die Schuldſumme von zweimal hundert
ſiebenzig tauſend Gulden an den Onkel ihrer Frau
Gemahlin verkauft; dieſer beſitzt ſie ſchon ein hal-
bes Jahr, ich bin jetzt ſein Verwalter, und kann
Ihnen daher keinen Pfennig mehr ſenden, weil
Sie nichts mehr zu fordern haben. Daß Sie,

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[195/0209] Paris ebenfalls, und wie wir dieſe Stadt ver- ließen, ſo erhob Karl abermals fuͤnfzig tauſend Gulden, welche der Verwalter gegen Obligatio- nen uͤberſchickt hatte. Dieſe letzte Summe war in zwei Jahren wieder verſchwendet; Karl hatte unter dieſer langen Zeit nicht nach Boͤhmen geſchrie- ben, er that's jetzt, und erhielt von daher einen Brief, welcher ihn aus ſeinem Leichtſinne ſchreck- lich weckte. Sie haben, ſchrieb ihm der Ver- walter, durch fuͤnf Jahre zweimalhundert ſieben- zig tauſend Gulden Schulden auf Ihre Herrſchaft gemacht, und dieſe Summe, laut Ihren Origi- nalquittungen, richtig erhalten. Wie ich Ihnen die letzten fuͤnfzig tauſend Gulden nach Paris uͤberſandt hatte, kuͤndigten Ihre Glaͤubiger mit einmal alle Schuldpoſten auf. Ich gab Ihnen ſogleich Nachricht davon, und erhielt keine Ant- wort, ich ſchrieb fuͤnfmal nach Paris, ich ſtellte Ihnen die dringende Gefahr augenſcheinlich vor, ich bat um Ihre ſchleunige Zuruͤckkunft, Sie ka- men, Sie antworteten nicht. Die Schuldner klagten, die Herrſchaft wurde vom Gerichte feil gebothen, und, da keine andern Kaͤufer ſich fan- den, um die Schuldſumme von zweimal hundert ſiebenzig tauſend Gulden an den Onkel ihrer Frau Gemahlin verkauft; dieſer beſitzt ſie ſchon ein hal- bes Jahr, ich bin jetzt ſein Verwalter, und kann Ihnen daher keinen Pfennig mehr ſenden, weil Sie nichts mehr zu fordern haben. Daß Sie, N 2

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Zitationshilfe: Spiess, Christian Heinrich: Biographien der Wahnsinnigen. Bd. 1. Leipzig, 1796, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spiess_biographien01_1796/209>, abgerufen am 18.04.2024.