"Er soll bei uns bleiben," murmelte Czika schlaf¬ trunken, sich an Oswald, der nun auch eingestiegen war, schmiegend. "Czika ist müde; Czika will in Dei¬ nen Armen schlafen."
"Ich glaube," sagte der Baron, als sich der Wagen in Bewegung setzte, "Sie haben einen unauslöschlich tiefen Eindruck auf Czika gemacht. Sie spricht sehr oft von Ihnen und fragt, warum der Mann mit den blauen Augen -- so bezeichnet sie Sie stets -- nicht wieder kommt? Es ist doch ein wunderliches Ding, das Menschenherz; ein unergründliches Räthsel, zu dem der Weiseste der Weisen keinen Schlüssel hat. Wer erklärt uns das Wunder der Sympathien und Antipathien? Welche Mühe habe ich mir gegeben, das Herz dieses Kindes mir zueigen zu machen! Ich möchte so gern etwas auf der Welt mein eigen nennen! Und ist es mir gelungen? Ich weiß es kaum. Sie folgt mir, aber nur wie ein Kind, dem die Mutter gesagt hat: geh mit dem Herrn und sei hübsch artig! Ich bin ihr heute noch, was ich ihr am ersten Tage war. Ich habe sie mit der zärtlichsten Sorge umgeben. Sie nimmt Alles hin, wie eine Gabe, die man nicht aus¬ schlägt, um den Geber nicht zu beleidigen."
„Wer iſt der Mann bei Dir?“
„Dein Freund, der Mann mit den blauen Augen.“
„Er ſoll bei uns bleiben,“ murmelte Czika ſchlaf¬ trunken, ſich an Oswald, der nun auch eingeſtiegen war, ſchmiegend. „Czika iſt müde; Czika will in Dei¬ nen Armen ſchlafen.“
„Ich glaube,“ ſagte der Baron, als ſich der Wagen in Bewegung ſetzte, „Sie haben einen unauslöſchlich tiefen Eindruck auf Czika gemacht. Sie ſpricht ſehr oft von Ihnen und fragt, warum der Mann mit den blauen Augen — ſo bezeichnet ſie Sie ſtets — nicht wieder kommt? Es iſt doch ein wunderliches Ding, das Menſchenherz; ein unergründliches Räthſel, zu dem der Weiſeſte der Weiſen keinen Schlüſſel hat. Wer erklärt uns das Wunder der Sympathien und Antipathien? Welche Mühe habe ich mir gegeben, das Herz dieſes Kindes mir zueigen zu machen! Ich möchte ſo gern etwas auf der Welt mein eigen nennen! Und iſt es mir gelungen? Ich weiß es kaum. Sie folgt mir, aber nur wie ein Kind, dem die Mutter geſagt hat: geh mit dem Herrn und ſei hübſch artig! Ich bin ihr heute noch, was ich ihr am erſten Tage war. Ich habe ſie mit der zärtlichſten Sorge umgeben. Sie nimmt Alles hin, wie eine Gabe, die man nicht aus¬ ſchlägt, um den Geber nicht zu beleidigen.“
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„Wer iſt der Mann bei Dir?“
„Dein Freund, der Mann mit den blauen Augen.“
„Er ſoll bei uns bleiben,“ murmelte Czika ſchlaf¬
trunken, ſich an Oswald, der nun auch eingeſtiegen
war, ſchmiegend. „Czika iſt müde; Czika will in Dei¬
nen Armen ſchlafen.“
„Ich glaube,“ ſagte der Baron, als ſich der Wagen
in Bewegung ſetzte, „Sie haben einen unauslöſchlich
tiefen Eindruck auf Czika gemacht. Sie ſpricht ſehr
oft von Ihnen und fragt, warum der Mann mit den
blauen Augen — ſo bezeichnet ſie Sie ſtets — nicht
wieder kommt? Es iſt doch ein wunderliches Ding,
das Menſchenherz; ein unergründliches Räthſel, zu
dem der Weiſeſte der Weiſen keinen Schlüſſel hat.
Wer erklärt uns das Wunder der Sympathien und
Antipathien? Welche Mühe habe ich mir gegeben, das
Herz dieſes Kindes mir zueigen zu machen! Ich möchte
ſo gern etwas auf der Welt mein eigen nennen! Und
iſt es mir gelungen? Ich weiß es kaum. Sie folgt
mir, aber nur wie ein Kind, dem die Mutter geſagt
hat: geh mit dem Herrn und ſei hübſch artig! Ich
bin ihr heute noch, was ich ihr am erſten Tage war.
Ich habe ſie mit der zärtlichſten Sorge umgeben. Sie
nimmt Alles hin, wie eine Gabe, die man nicht aus¬
ſchlägt, um den Geber nicht zu beleidigen.“
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/98>, abgerufen am 02.05.2024.
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