die er kaum noch anzureden wagte, heute mit der größten Freundlichkeit entgegenkam, ihn auf dem Spa¬ ziergang, den man durch den Garten machte, zum Be¬ gleiter erwählte, ihren Sonnenschirm von ihm tra¬ gen, sich Blumen von ihm pflücken, ein im Saale vergessenes Taschentuch von ihm holen ließ, mit einem Worte, scheinbar Alles that, die ihm in den letzten Wochen zugefügten Beleidigungen in einer Stunde wieder gut zu machen.
Cloten schwamm in einem Meere von Seligkeit; seine wasserblauen Augen strahlten; er drehte ohne Aufhören seinen kleinen blonden Schnurrbart und lächelte dumm vergnügt, so oft ihm eine Aeußerung, wie: nun, Cloten, kann man gratuliren? oder: recht so, Cloten nur nicht ängstlich! und ähnliche in's Ohr getuschelt wurden.
Oswald wußte nicht, was er von dieser Komödie denken sollte. Im Anfang glaubte er, Emilie wolle ihm nur zeigen: sieh! es fehlt mir nicht an Bewun¬ derern! Er konnte nicht annehmen, daß ein so geist¬ volles und -- mochten ihre Fehler sein, welche sie wollten -- immerhin liebenswürdiges, und jedenfalls sehr hübsches Mädchen sich ernstlich für einen so faden Menschen, wie Cloten, interessiren könnte. Als der Abend aber hereinbrach, die Gesellschaft sich
die er kaum noch anzureden wagte, heute mit der größten Freundlichkeit entgegenkam, ihn auf dem Spa¬ ziergang, den man durch den Garten machte, zum Be¬ gleiter erwählte, ihren Sonnenſchirm von ihm tra¬ gen, ſich Blumen von ihm pflücken, ein im Saale vergeſſenes Taſchentuch von ihm holen ließ, mit einem Worte, ſcheinbar Alles that, die ihm in den letzten Wochen zugefügten Beleidigungen in einer Stunde wieder gut zu machen.
Cloten ſchwamm in einem Meere von Seligkeit; ſeine waſſerblauen Augen ſtrahlten; er drehte ohne Aufhören ſeinen kleinen blonden Schnurrbart und lächelte dumm vergnügt, ſo oft ihm eine Aeußerung, wie: nun, Cloten, kann man gratuliren? oder: recht ſo, Cloten nur nicht ängſtlich! und ähnliche in's Ohr getuſchelt wurden.
Oswald wußte nicht, was er von dieſer Komödie denken ſollte. Im Anfang glaubte er, Emilie wolle ihm nur zeigen: ſieh! es fehlt mir nicht an Bewun¬ derern! Er konnte nicht annehmen, daß ein ſo geiſt¬ volles und — mochten ihre Fehler ſein, welche ſie wollten — immerhin liebenswürdiges, und jedenfalls ſehr hübſches Mädchen ſich ernſtlich für einen ſo faden Menſchen, wie Cloten, intereſſiren könnte. Als der Abend aber hereinbrach, die Geſellſchaft ſich
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die er kaum noch anzureden wagte, heute mit der
größten Freundlichkeit entgegenkam, ihn auf dem Spa¬
ziergang, den man durch den Garten machte, zum Be¬
gleiter erwählte, ihren Sonnenſchirm von ihm tra¬
gen, ſich Blumen von ihm pflücken, ein im Saale
vergeſſenes Taſchentuch von ihm holen ließ, mit einem
Worte, ſcheinbar Alles that, die ihm in den letzten
Wochen zugefügten Beleidigungen in einer Stunde
wieder gut zu machen.
Cloten ſchwamm in einem Meere von Seligkeit;
ſeine waſſerblauen Augen ſtrahlten; er drehte ohne
Aufhören ſeinen kleinen blonden Schnurrbart und
lächelte dumm vergnügt, ſo oft ihm eine Aeußerung,
wie: nun, Cloten, kann man gratuliren? oder: recht
ſo, Cloten nur nicht ängſtlich! und ähnliche in's Ohr
getuſchelt wurden.
Oswald wußte nicht, was er von dieſer Komödie
denken ſollte. Im Anfang glaubte er, Emilie wolle
ihm nur zeigen: ſieh! es fehlt mir nicht an Bewun¬
derern! Er konnte nicht annehmen, daß ein ſo geiſt¬
volles und — mochten ihre Fehler ſein, welche ſie
wollten — immerhin liebenswürdiges, und jedenfalls
ſehr hübſches Mädchen ſich ernſtlich für einen ſo
faden Menſchen, wie Cloten, intereſſiren könnte.
Als der Abend aber hereinbrach, die Geſellſchaft ſich
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/64>, abgerufen am 22.12.2024.
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