sich so leichten Kaufs aus dem fatalen Handel zu zie¬ hen, hatte Oldenburg's Rath pünktlich befolgt und von Stund an begonnen, Fräulein von Breesen zum Gegenstand seiner Huldigungen zu machen. Er war indessen bisher in seinen Bemühungen sehr wenig glücklich gewesen. Im Gegentheil. Er hatte viel Spott und Hohn aus dem Munde des übermüthigen Mädchens über sich ergehen lassen müssen; seine Lie¬ besversicherungen wurden mit ironischen Bemerkungen zurückgewiesen und seine Ritterdienste mit einer Gleich¬ gültigkeit entgegen genommen, die ihn, wenn es ihm wirklich Ernst gewesen wäre, zur Verzweiflung ge¬ bracht haben würden. Und es war ihm, wie es in solchen Dingen zu gehen pflegt, nach und nach wirk¬ lich Ernst mit der anfänglich so leichtsinnigen Tän¬ delei geworden. Fräulein Emilie gehörte nicht zu den Damen, mit welchen man ungestraft spielen und tän¬ deln kann. Sie war so reizend selbst in ihrem Ueber¬ muth, so liebenswürdig selbst in ihrer Ungezogenheit, daß der unglückliche Vogelsteller sich von Tag zu Tag tiefer in die Netze, die er selbst gelegt hatte, ver¬ strickte, und jetzt Alles darum gegeben haben würde, ein freundliches Wort aus dem angebeteten Munde zu erhalten. Wie überrascht war er deshalb, wie außer sich vor Entzücken, als ihm Fräulein Emilie,
ſich ſo leichten Kaufs aus dem fatalen Handel zu zie¬ hen, hatte Oldenburg's Rath pünktlich befolgt und von Stund an begonnen, Fräulein von Breeſen zum Gegenſtand ſeiner Huldigungen zu machen. Er war indeſſen bisher in ſeinen Bemühungen ſehr wenig glücklich geweſen. Im Gegentheil. Er hatte viel Spott und Hohn aus dem Munde des übermüthigen Mädchens über ſich ergehen laſſen müſſen; ſeine Lie¬ besverſicherungen wurden mit ironiſchen Bemerkungen zurückgewieſen und ſeine Ritterdienſte mit einer Gleich¬ gültigkeit entgegen genommen, die ihn, wenn es ihm wirklich Ernſt geweſen wäre, zur Verzweiflung ge¬ bracht haben würden. Und es war ihm, wie es in ſolchen Dingen zu gehen pflegt, nach und nach wirk¬ lich Ernſt mit der anfänglich ſo leichtſinnigen Tän¬ delei geworden. Fräulein Emilie gehörte nicht zu den Damen, mit welchen man ungeſtraft ſpielen und tän¬ deln kann. Sie war ſo reizend ſelbſt in ihrem Ueber¬ muth, ſo liebenswürdig ſelbſt in ihrer Ungezogenheit, daß der unglückliche Vogelſteller ſich von Tag zu Tag tiefer in die Netze, die er ſelbſt gelegt hatte, ver¬ ſtrickte, und jetzt Alles darum gegeben haben würde, ein freundliches Wort aus dem angebeteten Munde zu erhalten. Wie überraſcht war er deshalb, wie außer ſich vor Entzücken, als ihm Fräulein Emilie,
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ſich ſo leichten Kaufs aus dem fatalen Handel zu zie¬
hen, hatte Oldenburg's Rath pünktlich befolgt und
von Stund an begonnen, Fräulein von Breeſen zum
Gegenſtand ſeiner Huldigungen zu machen. Er war
indeſſen bisher in ſeinen Bemühungen ſehr wenig
glücklich geweſen. Im Gegentheil. Er hatte viel
Spott und Hohn aus dem Munde des übermüthigen
Mädchens über ſich ergehen laſſen müſſen; ſeine Lie¬
besverſicherungen wurden mit ironiſchen Bemerkungen
zurückgewieſen und ſeine Ritterdienſte mit einer Gleich¬
gültigkeit entgegen genommen, die ihn, wenn es ihm
wirklich Ernſt geweſen wäre, zur Verzweiflung ge¬
bracht haben würden. Und es war ihm, wie es in
ſolchen Dingen zu gehen pflegt, nach und nach wirk¬
lich Ernſt mit der anfänglich ſo leichtſinnigen Tän¬
delei geworden. Fräulein Emilie gehörte nicht zu den
Damen, mit welchen man ungeſtraft ſpielen und tän¬
deln kann. Sie war ſo reizend ſelbſt in ihrem Ueber¬
muth, ſo liebenswürdig ſelbſt in ihrer Ungezogenheit,
daß der unglückliche Vogelſteller ſich von Tag zu Tag
tiefer in die Netze, die er ſelbſt gelegt hatte, ver¬
ſtrickte, und jetzt Alles darum gegeben haben würde,
ein freundliches Wort aus dem angebeteten Munde
zu erhalten. Wie überraſcht war er deshalb, wie
außer ſich vor Entzücken, als ihm Fräulein Emilie,
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/63>, abgerufen am 22.12.2024.
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