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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.

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Schlosse an. Der alte Baron wünschte gute Besse¬
rung, als Oswald sich sofort mit Bruno auf dessen
Zimmer begab, wo er den Knaben sich sogleich zu
Bett legen ließ.

"Du bist kränker, Bruno, als Du zugeben willst,"
sagte er, sich zu ihm auf's Bett setzend, "nicht wahr,
Du hast Deine alten Schmerzen?"

"Ja," sagte Bruno, dessen Zähne zusammenschlu¬
gen und auf dessen Stirn der kalte Schweiß stand.

Oswald beeilte sich, die alten Hausmittel, wie
jenes erste Mal, herbeizuschaffen; und es gelang seinen
Bemühungen auch jetzt, das Uebel zu heben, wenig¬
stens die Schmerzen in kurzer Zeit zu lindern.

"Wirst Du auch mir nicht sagen, Bruno, was
Dich so bewegt hat?" fragte Oswald da.

"Doch!" sagte der Knabe, "ich wollte es nur nicht
in der Anderen Gegenwart, weil ich ihr albernes Ge¬
lächter schon im voraus hörte. -- Ich war etwas
hinter den Anderen zurückgeblieben und durch einen
Vorsprung des Ufers von ihnen getrennt. Ich dachte
immer, ihr würdet nachkommen und deshalb ging ich
so langsam und blickte oft nach oben. Da sah ich
plötzlich Helene ganz nahe an den Rand des Ufers
treten, das an dieser Stelle wol hundert Fuß und
darüber lothrecht hinabfällt. Ich schrie laut auf in

F. Spielhagen, Problematische Naturen. IV. 3

Schloſſe an. Der alte Baron wünſchte gute Beſſe¬
rung, als Oswald ſich ſofort mit Bruno auf deſſen
Zimmer begab, wo er den Knaben ſich ſogleich zu
Bett legen ließ.

„Du biſt kränker, Bruno, als Du zugeben willſt,“
ſagte er, ſich zu ihm auf's Bett ſetzend, „nicht wahr,
Du haſt Deine alten Schmerzen?“

„Ja,“ ſagte Bruno, deſſen Zähne zuſammenſchlu¬
gen und auf deſſen Stirn der kalte Schweiß ſtand.

Oswald beeilte ſich, die alten Hausmittel, wie
jenes erſte Mal, herbeizuſchaffen; und es gelang ſeinen
Bemühungen auch jetzt, das Uebel zu heben, wenig¬
ſtens die Schmerzen in kurzer Zeit zu lindern.

„Wirſt Du auch mir nicht ſagen, Bruno, was
Dich ſo bewegt hat?“ fragte Oswald da.

„Doch!“ ſagte der Knabe, „ich wollte es nur nicht
in der Anderen Gegenwart, weil ich ihr albernes Ge¬
lächter ſchon im voraus hörte. — Ich war etwas
hinter den Anderen zurückgeblieben und durch einen
Vorſprung des Ufers von ihnen getrennt. Ich dachte
immer, ihr würdet nachkommen und deshalb ging ich
ſo langſam und blickte oft nach oben. Da ſah ich
plötzlich Helene ganz nahe an den Rand des Ufers
treten, das an dieſer Stelle wol hundert Fuß und
darüber lothrecht hinabfällt. Ich ſchrie laut auf in

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[33/0043] Schloſſe an. Der alte Baron wünſchte gute Beſſe¬ rung, als Oswald ſich ſofort mit Bruno auf deſſen Zimmer begab, wo er den Knaben ſich ſogleich zu Bett legen ließ. „Du biſt kränker, Bruno, als Du zugeben willſt,“ ſagte er, ſich zu ihm auf's Bett ſetzend, „nicht wahr, Du haſt Deine alten Schmerzen?“ „Ja,“ ſagte Bruno, deſſen Zähne zuſammenſchlu¬ gen und auf deſſen Stirn der kalte Schweiß ſtand. Oswald beeilte ſich, die alten Hausmittel, wie jenes erſte Mal, herbeizuſchaffen; und es gelang ſeinen Bemühungen auch jetzt, das Uebel zu heben, wenig¬ ſtens die Schmerzen in kurzer Zeit zu lindern. „Wirſt Du auch mir nicht ſagen, Bruno, was Dich ſo bewegt hat?“ fragte Oswald da. „Doch!“ ſagte der Knabe, „ich wollte es nur nicht in der Anderen Gegenwart, weil ich ihr albernes Ge¬ lächter ſchon im voraus hörte. — Ich war etwas hinter den Anderen zurückgeblieben und durch einen Vorſprung des Ufers von ihnen getrennt. Ich dachte immer, ihr würdet nachkommen und deshalb ging ich ſo langſam und blickte oft nach oben. Da ſah ich plötzlich Helene ganz nahe an den Rand des Ufers treten, das an dieſer Stelle wol hundert Fuß und darüber lothrecht hinabfällt. Ich ſchrie laut auf in F. Spielhagen, Problematiſche Naturen. IV. 3

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/43>, abgerufen am 30.11.2024.