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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861.

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Soupers, Thees u. dgl. zu geben; und hernach fassen
wir Alles in einem großen Balle zusammen, auf wel¬
chem dann unsere Verlobung der ganzen Gesellschaft
mitgetheilt wird, die dann natürlich über ein Ereig¬
niß, das sie seit Wochen erwartet hat, in ein obligates
Staunen geräth."

"Sie sind kühn, lieber Felix," sagte die Baronin,
der diese Methode, auch besonders der Kostspieligkeit
wegen, nur halb gefiel.

"Wozu hätte ich denn sonst des Königs Rock so
lange Jahre getragen?" erwiederte Felix, seiner Tante
galant die Hand küssend.

Während dessen von der Baronin und Felix so
ruhig über Helene's Schicksal debattirt wurde, hatte
zwischen dieser und ihrem Vater ein Gespräch statt¬
gefunden, das die feingesponnenen Pläne der Baronin
und den vermeintlich raschen Siegeslauf des jungen
Ex-Lieutenants auf eine gar eigenthümlich naive Weise
durchkreuzte.

Der alte Baron liebte seine schöne Tochter mit
aller Liebe, deren sein braves Herz fähig war, liebte
sie um so mehr, als er über die Gerechtigkeit der
Bestimmungen, welche das junge Mädchen von dem
Majoratsvermögen ausschlossen, von jeher nicht geringe
Zweifel gehabt hatte. Dazu kam, daß er die Zurück¬

Soupers, Thees u. dgl. zu geben; und hernach faſſen
wir Alles in einem großen Balle zuſammen, auf wel¬
chem dann unſere Verlobung der ganzen Geſellſchaft
mitgetheilt wird, die dann natürlich über ein Ereig¬
niß, das ſie ſeit Wochen erwartet hat, in ein obligates
Staunen geräth.“

„Sie ſind kühn, lieber Felix,“ ſagte die Baronin,
der dieſe Methode, auch beſonders der Koſtſpieligkeit
wegen, nur halb gefiel.

„Wozu hätte ich denn ſonſt des Königs Rock ſo
lange Jahre getragen?“ erwiederte Felix, ſeiner Tante
galant die Hand küſſend.

Während deſſen von der Baronin und Felix ſo
ruhig über Helene's Schickſal debattirt wurde, hatte
zwiſchen dieſer und ihrem Vater ein Geſpräch ſtatt¬
gefunden, das die feingeſponnenen Pläne der Baronin
und den vermeintlich raſchen Siegeslauf des jungen
Ex-Lieutenants auf eine gar eigenthümlich naive Weiſe
durchkreuzte.

Der alte Baron liebte ſeine ſchöne Tochter mit
aller Liebe, deren ſein braves Herz fähig war, liebte
ſie um ſo mehr, als er über die Gerechtigkeit der
Beſtimmungen, welche das junge Mädchen von dem
Majoratsvermögen ausſchloſſen, von jeher nicht geringe
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[14/0024] Soupers, Thees u. dgl. zu geben; und hernach faſſen wir Alles in einem großen Balle zuſammen, auf wel¬ chem dann unſere Verlobung der ganzen Geſellſchaft mitgetheilt wird, die dann natürlich über ein Ereig¬ niß, das ſie ſeit Wochen erwartet hat, in ein obligates Staunen geräth.“ „Sie ſind kühn, lieber Felix,“ ſagte die Baronin, der dieſe Methode, auch beſonders der Koſtſpieligkeit wegen, nur halb gefiel. „Wozu hätte ich denn ſonſt des Königs Rock ſo lange Jahre getragen?“ erwiederte Felix, ſeiner Tante galant die Hand küſſend. Während deſſen von der Baronin und Felix ſo ruhig über Helene's Schickſal debattirt wurde, hatte zwiſchen dieſer und ihrem Vater ein Geſpräch ſtatt¬ gefunden, das die feingeſponnenen Pläne der Baronin und den vermeintlich raſchen Siegeslauf des jungen Ex-Lieutenants auf eine gar eigenthümlich naive Weiſe durchkreuzte. Der alte Baron liebte ſeine ſchöne Tochter mit aller Liebe, deren ſein braves Herz fähig war, liebte ſie um ſo mehr, als er über die Gerechtigkeit der Beſtimmungen, welche das junge Mädchen von dem Majoratsvermögen ausſchloſſen, von jeher nicht geringe Zweifel gehabt hatte. Dazu kam, daß er die Zurück¬

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/24>, abgerufen am 28.11.2024.