"Die Sie in diesem Falle brauchen werden; lieber Felix. Helene ist ein sehr eigenthümlicher, schwer zu berechnender Charakter. Ich gestehe, daß ich noch nicht gewagt habe, ihr unser Project offen darzulegen. Ich wollte erst die Wirkung abwarten, die Sie ohne Zweifel auf ihr Herz hervorbringen werden. Sie haben hier die beste Gelegenheit, sich ihr in dem liebenswürdigsten Lichte zu zeigen; ja nicht einmal einen Nebenbuhler haben Sie zu fürchten. Wir leben sehr zurückgezogen, und ich werde mit Eifersucht dar¬ über wachen, daß diese Zurückgezogenheit auch wäh¬ rend Ihres Aufenthalts so wenig wie möglich gestört wird."
"Verzeihen Sie, liebe Tante, wenn ich in diesem Punkte anderer Meinung bin," sagte Felix; "ich müßte mir wahrlich mein theures Lehrgeld wiedergeben lassen, wenn ich den Vergleich mit den jungen Standesge¬ nossen hier auf dem Lande scheuen zu müssen glaubte. Im Gegentheil; ich bin äußerst begierig, mit diesen Gelbschnäbeln in die Schranken zu treten! Jeder, den ich aus dem Sattel hebe, ist ein Schritt näher zu meinem Ziele, wenn es denn wirklich so sehr weit gesteckt sein sollte. Nein! bitten Sie so viel Gesell¬ schaft wie möglich. Machen Sie meine und Helene's Anwesenheit zu einer Veranlassung, kleine Diners,
„Die Sie in dieſem Falle brauchen werden; lieber Felix. Helene iſt ein ſehr eigenthümlicher, ſchwer zu berechnender Charakter. Ich geſtehe, daß ich noch nicht gewagt habe, ihr unſer Project offen darzulegen. Ich wollte erſt die Wirkung abwarten, die Sie ohne Zweifel auf ihr Herz hervorbringen werden. Sie haben hier die beſte Gelegenheit, ſich ihr in dem liebenswürdigſten Lichte zu zeigen; ja nicht einmal einen Nebenbuhler haben Sie zu fürchten. Wir leben ſehr zurückgezogen, und ich werde mit Eiferſucht dar¬ über wachen, daß dieſe Zurückgezogenheit auch wäh¬ rend Ihres Aufenthalts ſo wenig wie möglich geſtört wird.“
„Verzeihen Sie, liebe Tante, wenn ich in dieſem Punkte anderer Meinung bin,“ ſagte Felix; „ich müßte mir wahrlich mein theures Lehrgeld wiedergeben laſſen, wenn ich den Vergleich mit den jungen Standesge¬ noſſen hier auf dem Lande ſcheuen zu müſſen glaubte. Im Gegentheil; ich bin äußerſt begierig, mit dieſen Gelbſchnäbeln in die Schranken zu treten! Jeder, den ich aus dem Sattel hebe, iſt ein Schritt näher zu meinem Ziele, wenn es denn wirklich ſo ſehr weit geſteckt ſein ſollte. Nein! bitten Sie ſo viel Geſell¬ ſchaft wie möglich. Machen Sie meine und Helene's Anweſenheit zu einer Veranlaſſung, kleine Diners,
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„Die Sie in dieſem Falle brauchen werden; lieber
Felix. Helene iſt ein ſehr eigenthümlicher, ſchwer zu
berechnender Charakter. Ich geſtehe, daß ich noch
nicht gewagt habe, ihr unſer Project offen darzulegen.
Ich wollte erſt die Wirkung abwarten, die Sie ohne
Zweifel auf ihr Herz hervorbringen werden. Sie
haben hier die beſte Gelegenheit, ſich ihr in dem
liebenswürdigſten Lichte zu zeigen; ja nicht einmal
einen Nebenbuhler haben Sie zu fürchten. Wir leben
ſehr zurückgezogen, und ich werde mit Eiferſucht dar¬
über wachen, daß dieſe Zurückgezogenheit auch wäh¬
rend Ihres Aufenthalts ſo wenig wie möglich geſtört
wird.“
„Verzeihen Sie, liebe Tante, wenn ich in dieſem
Punkte anderer Meinung bin,“ ſagte Felix; „ich müßte
mir wahrlich mein theures Lehrgeld wiedergeben laſſen,
wenn ich den Vergleich mit den jungen Standesge¬
noſſen hier auf dem Lande ſcheuen zu müſſen glaubte.
Im Gegentheil; ich bin äußerſt begierig, mit dieſen
Gelbſchnäbeln in die Schranken zu treten! Jeder, den
ich aus dem Sattel hebe, iſt ein Schritt näher zu
meinem Ziele, wenn es denn wirklich ſo ſehr weit
geſteckt ſein ſollte. Nein! bitten Sie ſo viel Geſell¬
ſchaft wie möglich. Machen Sie meine und Helene's
Anweſenheit zu einer Veranlaſſung, kleine Diners,
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/23>, abgerufen am 28.11.2024.
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