mir mein seliger Vater oft erzählt hat, wenn er auf vergangene Zeiten zu sprechen kam, eine Art von Freundschaft entwickelte. Wenigstens behauptete mein Vater, daß der verstorbene Baron ihn selbst in den delicatesten Familienangelegenheiten wiederholt con¬ sultirt habe. Die Wahrheit dieser Behauptung wird bestätigt durch die Entdeckung, von der ich eben spreche. --
Sie besteht in der ganz zufälligen Auffindung meh¬ rer Bündel Briefe und Papiere, die sämmtlich dem Herrn Baron Harald gehörten und die dieser meinem Vater zu einem Zwecke, der nicht angegeben (denn es befindet sich dabei keine Erläuterung weder von der Hand meines Vaters, noch der des Barons) über¬ macht hat. Aller Wahrscheinlichkeit nach sollten sie meinem Vater dienen, ihm die Auffindung jenes Kin¬ des, welchem der Herr Baron in dem Codicill seines Testaments das bewußte Legat aussetzte, zu erleichtern oder überhaupt möglich zu machen. So viel wenig¬ stens steht fest, daß eine solche Recherche nur mit Hülfe dieser Briefe und Papiere angestellt werden und zu einem glücklichen Resultat gebracht werden kann. Auch bin ich überzeugt, daß nur sein plötzlicher Tod meinen Vater verhindert hat, dieses Resultat herbeizuführen, und daß ein geschickter Jurist noch zu
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mir mein ſeliger Vater oft erzählt hat, wenn er auf vergangene Zeiten zu ſprechen kam, eine Art von Freundſchaft entwickelte. Wenigſtens behauptete mein Vater, daß der verſtorbene Baron ihn ſelbſt in den delicateſten Familienangelegenheiten wiederholt con¬ ſultirt habe. Die Wahrheit dieſer Behauptung wird beſtätigt durch die Entdeckung, von der ich eben ſpreche. —
Sie beſteht in der ganz zufälligen Auffindung meh¬ rer Bündel Briefe und Papiere, die ſämmtlich dem Herrn Baron Harald gehörten und die dieſer meinem Vater zu einem Zwecke, der nicht angegeben (denn es befindet ſich dabei keine Erläuterung weder von der Hand meines Vaters, noch der des Barons) über¬ macht hat. Aller Wahrſcheinlichkeit nach ſollten ſie meinem Vater dienen, ihm die Auffindung jenes Kin¬ des, welchem der Herr Baron in dem Codicill ſeines Teſtaments das bewußte Legat ausſetzte, zu erleichtern oder überhaupt möglich zu machen. So viel wenig¬ ſtens ſteht feſt, daß eine ſolche Recherche nur mit Hülfe dieſer Briefe und Papiere angeſtellt werden und zu einem glücklichen Reſultat gebracht werden kann. Auch bin ich überzeugt, daß nur ſein plötzlicher Tod meinen Vater verhindert hat, dieſes Reſultat herbeizuführen, und daß ein geſchickter Juriſt noch zu
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mir mein ſeliger Vater oft erzählt hat, wenn er auf
vergangene Zeiten zu ſprechen kam, eine Art von
Freundſchaft entwickelte. Wenigſtens behauptete mein
Vater, daß der verſtorbene Baron ihn ſelbſt in den
delicateſten Familienangelegenheiten wiederholt con¬
ſultirt habe. Die Wahrheit dieſer Behauptung
wird beſtätigt durch die Entdeckung, von der ich eben
ſpreche. —
Sie beſteht in der ganz zufälligen Auffindung meh¬
rer Bündel Briefe und Papiere, die ſämmtlich dem
Herrn Baron Harald gehörten und die dieſer meinem
Vater zu einem Zwecke, der nicht angegeben (denn
es befindet ſich dabei keine Erläuterung weder von
der Hand meines Vaters, noch der des Barons) über¬
macht hat. Aller Wahrſcheinlichkeit nach ſollten ſie
meinem Vater dienen, ihm die Auffindung jenes Kin¬
des, welchem der Herr Baron in dem Codicill ſeines
Teſtaments das bewußte Legat ausſetzte, zu erleichtern
oder überhaupt möglich zu machen. So viel wenig¬
ſtens ſteht feſt, daß eine ſolche Recherche nur mit
Hülfe dieſer Briefe und Papiere angeſtellt werden
und zu einem glücklichen Reſultat gebracht werden
kann. Auch bin ich überzeugt, daß nur ſein plötzlicher
Tod meinen Vater verhindert hat, dieſes Reſultat
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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 4. Berlin, 1861, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische04_1861/237>, abgerufen am 22.12.2024.
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