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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

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jedenfalls 'übscher und reicher, als ich. Dreihundert
Thaler --"

"Dreihundert fünfundzwanzig Thaler," sagte Ma¬
demoiselle Marguerite eifrig.

"Desto besser -- das ist immer schon etwas für
den Anfang. Wenn ich mein baares Vermögen dazu
rechne," -- Herr Timm griff in die Tasche und
brachte einige Münzen zum Vorschein -- "haben wir
dreihundert fünfundzwanzig Thaler, siebenzehn Silber¬
groschen und acht Pfennige. Das ist ein ganzes
Capital."

"Wir uns dafür werden kaufen ein kleines Haus."

"Versteht sich."

"Ich werde geben Unterricht im Französischen."

"Natürlich."

"Und Du wirst sein fleißig und arbeiten."

"Comme un forcat -- o, es wird ein scharmantes
Leben werden," und Herr Timm faßte die kleine
Französin um die Taille und walzte mit ihr in der
Laube, in welcher sie sich befanden, umher.

"Ich nun muß hinein, den Leuten zu geben Ves¬
perbrot;" sagte Marguerite, sich losmachend.

"So lauf, Du kleiner Grasaff; aber komm bald
wieder," sagte Herr Timm.

jedenfalls 'übſcher und reicher, als ich. Dreihundert
Thaler —“

„Dreihundert fünfundzwanzig Thaler,“ ſagte Ma¬
demoiſelle Marguerite eifrig.

„Deſto beſſer — das iſt immer ſchon etwas für
den Anfang. Wenn ich mein baares Vermögen dazu
rechne,“ — Herr Timm griff in die Taſche und
brachte einige Münzen zum Vorſchein — „haben wir
dreihundert fünfundzwanzig Thaler, ſiebenzehn Silber¬
groſchen und acht Pfennige. Das iſt ein ganzes
Capital.“

„Wir uns dafür werden kaufen ein kleines Haus.“

„Verſteht ſich.“

„Ich werde geben Unterricht im Franzöſiſchen.“

„Natürlich.“

„Und Du wirſt ſein fleißig und arbeiten.“

Comme un forçat — o, es wird ein ſcharmantes
Leben werden,“ und Herr Timm faßte die kleine
Franzöſin um die Taille und walzte mit ihr in der
Laube, in welcher ſie ſich befanden, umher.

„Ich nun muß hinein, den Leuten zu geben Ves¬
perbrot;“ ſagte Marguerite, ſich losmachend.

„So lauf, Du kleiner Grasaff; aber komm bald
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[88/0098] jedenfalls 'übſcher und reicher, als ich. Dreihundert Thaler —“ „Dreihundert fünfundzwanzig Thaler,“ ſagte Ma¬ demoiſelle Marguerite eifrig. „Deſto beſſer — das iſt immer ſchon etwas für den Anfang. Wenn ich mein baares Vermögen dazu rechne,“ — Herr Timm griff in die Taſche und brachte einige Münzen zum Vorſchein — „haben wir dreihundert fünfundzwanzig Thaler, ſiebenzehn Silber¬ groſchen und acht Pfennige. Das iſt ein ganzes Capital.“ „Wir uns dafür werden kaufen ein kleines Haus.“ „Verſteht ſich.“ „Ich werde geben Unterricht im Franzöſiſchen.“ „Natürlich.“ „Und Du wirſt ſein fleißig und arbeiten.“ „Comme un forçat — o, es wird ein ſcharmantes Leben werden,“ und Herr Timm faßte die kleine Franzöſin um die Taille und walzte mit ihr in der Laube, in welcher ſie ſich befanden, umher. „Ich nun muß hinein, den Leuten zu geben Ves¬ perbrot;“ ſagte Marguerite, ſich losmachend. „So lauf, Du kleiner Grasaff; aber komm bald wieder,“ ſagte Herr Timm.

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/98>, abgerufen am 28.11.2024.