Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.von da Eisenbahn. So sind wir übermorgen Nacht "Sie guter, treuer Freund," sagte Melitta, Bem¬ "Bitte, bitte, gnädige Frau!" rief Herr Bemper¬ "Ich will mich sogleich zur Reise fertig machen," Melitta hatte das Zimmer verlassen. Bald hörte Von den beiden Männern wagte in den ersten von da Eiſenbahn. So ſind wir übermorgen Nacht „Sie guter, treuer Freund,“ ſagte Melitta, Bem¬ „Bitte, bitte, gnädige Frau!“ rief Herr Bemper¬ „Ich will mich ſogleich zur Reiſe fertig machen,“ Melitta hatte das Zimmer verlaſſen. Bald hörte Von den beiden Männern wagte in den erſten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0088" n="78"/> von da Eiſenbahn. So ſind wir übermorgen Nacht<lb/> ſpäteſtens an Ort und Stelle.“</p><lb/> <p>„Sie guter, treuer Freund,“ ſagte Melitta, Bem¬<lb/> perlein's beide Hände in die ihren nehmend und herz¬<lb/> lich drückend.</p><lb/> <p>„Bitte, bitte, gnädige Frau!“ rief Herr Bemper¬<lb/> lein, „ganz im Gegentheil, wollte ſagen, nur meine<lb/> verdammte Pflicht und Schuldigkeit.“</p><lb/> <p>„Ich will mich ſogleich zur Reiſe fertig machen,“<lb/> ſagte Melitta, ein Licht ergreifend. „Bleibe ruhig<lb/> hier, Oswald. Wenn Jemand von den Leuten Dich<lb/> ſehen ſollte, biſt Du mit Bemperlein gekommen; es<lb/> wird Dich aber Niemand ſehen.“</p><lb/> <p>Melitta hatte das Zimmer verlaſſen. Bald hörte<lb/> man in dem eben noch ſo ſtillen Hauſe das Geräuſch<lb/> von eiligen Schritten, von Thüren, die haſtig auf- und<lb/> wieder zugemacht wurden, von dumpfen Stimmen, die<lb/> ängſtlich durcheinander ſprachen.</p><lb/> <p>Von den beiden Männern wagte in den erſten<lb/> Minuten keiner das Schweigen zu brechen. Beide<lb/> fühlten das Wunderliche der Situation, in die ſie ſo<lb/> urplötzlich gerathen waren; vor allem Bemperlein, der<lb/> ſich innerlich noch immer nicht von ſeinem tiefen Er¬<lb/> ſtaunen erholen konnte. Melitta ſtand in ſeinen<lb/> Augen ſo unerreichbar hoch da, daß er ſchlechterdings<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [78/0088]
von da Eiſenbahn. So ſind wir übermorgen Nacht
ſpäteſtens an Ort und Stelle.“
„Sie guter, treuer Freund,“ ſagte Melitta, Bem¬
perlein's beide Hände in die ihren nehmend und herz¬
lich drückend.
„Bitte, bitte, gnädige Frau!“ rief Herr Bemper¬
lein, „ganz im Gegentheil, wollte ſagen, nur meine
verdammte Pflicht und Schuldigkeit.“
„Ich will mich ſogleich zur Reiſe fertig machen,“
ſagte Melitta, ein Licht ergreifend. „Bleibe ruhig
hier, Oswald. Wenn Jemand von den Leuten Dich
ſehen ſollte, biſt Du mit Bemperlein gekommen; es
wird Dich aber Niemand ſehen.“
Melitta hatte das Zimmer verlaſſen. Bald hörte
man in dem eben noch ſo ſtillen Hauſe das Geräuſch
von eiligen Schritten, von Thüren, die haſtig auf- und
wieder zugemacht wurden, von dumpfen Stimmen, die
ängſtlich durcheinander ſprachen.
Von den beiden Männern wagte in den erſten
Minuten keiner das Schweigen zu brechen. Beide
fühlten das Wunderliche der Situation, in die ſie ſo
urplötzlich gerathen waren; vor allem Bemperlein, der
ſich innerlich noch immer nicht von ſeinem tiefen Er¬
ſtaunen erholen konnte. Melitta ſtand in ſeinen
Augen ſo unerreichbar hoch da, daß er ſchlechterdings
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |