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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

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Bild, als wünschte er, jetzt das Gespräch darüber ab¬
zubrechen.

"Kommen Sie, Doctor," sagte er, "setzen Sie
sich wieder und thun Sie, als ob Cloten, dieser geist¬
reichste Jüngling, nicht hier gewesen wäre."

"Ich glaube, es ist die höchste Zeit, daß ich auf¬
breche," sagte Oswald; "die Sonne ist im Untergehen
-- ich möchte gerade heute nicht spät nach Hause
kommen."

"Wie Sie wollen," sagte der Baron; "man soll
den kommenden Gast willkommen heißen und den da¬
voneilenden nicht halten. Ich habe große Lust, Sie
eine Strecke zu begleiten. Sind Sie Reiter?

"Ein wenig."

"So wollen wir reiten, wenn es Ihnen recht
ist. Ich nehme einen meiner Leute mit. Entschul¬
digen Sie mich für einen Augenblick. Ich will
nur ein wenig Toilette machen und die nöthigen Be¬
fehle geben."


"Sie sitzen gut zu Pferde, Doctor," sagte der
Baron, als sie eine Viertelstunde später auf der Höhe
des Strandes langsam dahinritten. "Es ist wirklich
merkwürdig, welch wunderbares Talent Sie in diesen
Dingen zeigen. Ich glaube, es giebt keine körperliche

Bild, als wünſchte er, jetzt das Geſpräch darüber ab¬
zubrechen.

„Kommen Sie, Doctor,“ ſagte er, „ſetzen Sie
ſich wieder und thun Sie, als ob Cloten, dieſer geiſt¬
reichſte Jüngling, nicht hier geweſen wäre.“

„Ich glaube, es iſt die höchſte Zeit, daß ich auf¬
breche,“ ſagte Oswald; „die Sonne iſt im Untergehen
— ich möchte gerade heute nicht ſpät nach Hauſe
kommen.“

„Wie Sie wollen,“ ſagte der Baron; „man ſoll
den kommenden Gaſt willkommen heißen und den da¬
voneilenden nicht halten. Ich habe große Luſt, Sie
eine Strecke zu begleiten. Sind Sie Reiter?

„Ein wenig.“

„So wollen wir reiten, wenn es Ihnen recht
iſt. Ich nehme einen meiner Leute mit. Entſchul¬
digen Sie mich für einen Augenblick. Ich will
nur ein wenig Toilette machen und die nöthigen Be¬
fehle geben.“


„Sie ſitzen gut zu Pferde, Doctor,“ ſagte der
Baron, als ſie eine Viertelſtunde ſpäter auf der Höhe
des Strandes langſam dahinritten. „Es iſt wirklich
merkwürdig, welch wunderbares Talent Sie in dieſen
Dingen zeigen. Ich glaube, es giebt keine körperliche

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[43/0053] Bild, als wünſchte er, jetzt das Geſpräch darüber ab¬ zubrechen. „Kommen Sie, Doctor,“ ſagte er, „ſetzen Sie ſich wieder und thun Sie, als ob Cloten, dieſer geiſt¬ reichſte Jüngling, nicht hier geweſen wäre.“ „Ich glaube, es iſt die höchſte Zeit, daß ich auf¬ breche,“ ſagte Oswald; „die Sonne iſt im Untergehen — ich möchte gerade heute nicht ſpät nach Hauſe kommen.“ „Wie Sie wollen,“ ſagte der Baron; „man ſoll den kommenden Gaſt willkommen heißen und den da¬ voneilenden nicht halten. Ich habe große Luſt, Sie eine Strecke zu begleiten. Sind Sie Reiter? „Ein wenig.“ „So wollen wir reiten, wenn es Ihnen recht iſt. Ich nehme einen meiner Leute mit. Entſchul¬ digen Sie mich für einen Augenblick. Ich will nur ein wenig Toilette machen und die nöthigen Be¬ fehle geben.“ „Sie ſitzen gut zu Pferde, Doctor,“ ſagte der Baron, als ſie eine Viertelſtunde ſpäter auf der Höhe des Strandes langſam dahinritten. „Es iſt wirklich merkwürdig, welch wunderbares Talent Sie in dieſen Dingen zeigen. Ich glaube, es giebt keine körperliche

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/53>, abgerufen am 06.05.2024.