Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.schrieben wurde, waren die Affairen schon sehr weit Nr. 9. Soeben erhalte ich den -- was soll ich ſchrieben wurde, waren die Affairen ſchon ſehr weit Nr. 9. Soeben erhalte ich den — was ſoll ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0241" n="231"/> ſchrieben wurde, waren die Affairen ſchon ſehr weit<lb/> gediehen.</p><lb/> <p>Nr. 9. Soeben erhalte ich den — was ſoll ich<lb/> es verſchweigen! — längſt erwarteten Brief Ihrer<lb/> Frau Tante. Sie ſchreibt mir mit zitternder, aber<lb/> doch leſerlicher Hand, daß ſie das Lebensglück ihres<lb/> geliebten Großneffen höher ſtelle, als die Ruhe der<lb/> wenigen Tage, die ſie noch zu leben habe; ja daß ſie<lb/> ſich freue, eine ſo dringende Veranlaſſung zu haben,<lb/> nach dem Stammſitz ihrer Väter, dem Orte ihrer Ge¬<lb/> burt, wo ſie denn nun auch zu ſterben gedenke, eine<lb/> Reiſe, die letzte vor der großen Reiſe, anzutreten.<lb/> Sie werde am 13. von St. abreiſen, und bereits<lb/> vor mir in Grenwitz angekommen ſein, „da Sie ein<lb/><hi rendition="#aq">tête-à-tête</hi> mit meinem wilden Neffen ſo ſehr fürchten,<lb/> liebes Kind“ “ . . . Ich wie nicht ſagen, unaus¬<lb/> ſprechlich mich ſo viel Güte und Liebe rührt! wie<lb/> dankbar ich der herrlichen alten Dame bin, wie ich<lb/> mich freue, ihr die welken, lieben Hände zu küſſen!<lb/> Ja, Harald, wenn ſie, die Greiſin, die Aelteſte<lb/> Deines ritterlichen Geſchlechts mich Deiner würdig<lb/> gefunden hat, wenn ſie unſere Liebe ſegnet, dann<lb/> will ich mit tauſend Freuden die Deine ſein. Nur<lb/> Eines ſchmerzt mich, daß ich mich bei Nacht und<lb/> Nebel wie ein Dieb von hier, von der Frau, die ich<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [231/0241]
ſchrieben wurde, waren die Affairen ſchon ſehr weit
gediehen.
Nr. 9. Soeben erhalte ich den — was ſoll ich
es verſchweigen! — längſt erwarteten Brief Ihrer
Frau Tante. Sie ſchreibt mir mit zitternder, aber
doch leſerlicher Hand, daß ſie das Lebensglück ihres
geliebten Großneffen höher ſtelle, als die Ruhe der
wenigen Tage, die ſie noch zu leben habe; ja daß ſie
ſich freue, eine ſo dringende Veranlaſſung zu haben,
nach dem Stammſitz ihrer Väter, dem Orte ihrer Ge¬
burt, wo ſie denn nun auch zu ſterben gedenke, eine
Reiſe, die letzte vor der großen Reiſe, anzutreten.
Sie werde am 13. von St. abreiſen, und bereits
vor mir in Grenwitz angekommen ſein, „da Sie ein
tête-à-tête mit meinem wilden Neffen ſo ſehr fürchten,
liebes Kind“ “ . . . Ich wie nicht ſagen, unaus¬
ſprechlich mich ſo viel Güte und Liebe rührt! wie
dankbar ich der herrlichen alten Dame bin, wie ich
mich freue, ihr die welken, lieben Hände zu küſſen!
Ja, Harald, wenn ſie, die Greiſin, die Aelteſte
Deines ritterlichen Geſchlechts mich Deiner würdig
gefunden hat, wenn ſie unſere Liebe ſegnet, dann
will ich mit tauſend Freuden die Deine ſein. Nur
Eines ſchmerzt mich, daß ich mich bei Nacht und
Nebel wie ein Dieb von hier, von der Frau, die ich
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