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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.

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heirathen?" sagte die Baronin mit einem Lächeln,
das ihr sehr sonderbar stand.

"Aber Mama --"

Ich weiß es wohl, daß Du etwas Anderes sagen
wolltest, meine Tochter. Es ist ein Scherz von mir,
aus dem hoffentlich ein recht erfreulicher Ernst wird.
Du stehst in den Jahren, wo es einem jungen Mäd¬
chen wohl erlaubt ist, in Zucht und Ehren einem
solchen Gedanken in ihrem Herzen Raum zu geben.
Wohl ihr, wenn sie ihre Wahl auf einen Würdigen
lenkt, besser noch, wenn sie dieselbe ihren Eltern über¬
läßt, die nur ihr Glück wollen und durch die reiche
Erfahrung eines langen Lebens in diesem Bemühen
unterstützt werden."

"Aber Mama, dahin hat's doch noch lange Zeit."

"Sehr wahrscheinlich, mein Kind; indessen man
kann nicht wissen, was der Himmel über Dich be¬
schlossen hat. Ihm muß man in diesen, wie freilich
auch in den andern Dingen des Lebens Alles an¬
heimstellen. -- Aber, wer ist nur der Mann, welcher
dort so lange unbeweglich am Baume steht; ich habe
meine Lorgnette in meinem Zimmer gelassen."

"Es ist Herr Stein, Mama; er steht dort schon
seit einer halben Stunde mindestens; ich glaube, er
ist festgewachsen."

14 *

heirathen?“ ſagte die Baronin mit einem Lächeln,
das ihr ſehr ſonderbar ſtand.

„Aber Mama —“

Ich weiß es wohl, daß Du etwas Anderes ſagen
wollteſt, meine Tochter. Es iſt ein Scherz von mir,
aus dem hoffentlich ein recht erfreulicher Ernſt wird.
Du ſtehſt in den Jahren, wo es einem jungen Mäd¬
chen wohl erlaubt iſt, in Zucht und Ehren einem
ſolchen Gedanken in ihrem Herzen Raum zu geben.
Wohl ihr, wenn ſie ihre Wahl auf einen Würdigen
lenkt, beſſer noch, wenn ſie dieſelbe ihren Eltern über¬
läßt, die nur ihr Glück wollen und durch die reiche
Erfahrung eines langen Lebens in dieſem Bemühen
unterſtützt werden.“

„Aber Mama, dahin hat's doch noch lange Zeit.“

„Sehr wahrſcheinlich, mein Kind; indeſſen man
kann nicht wiſſen, was der Himmel über Dich be¬
ſchloſſen hat. Ihm muß man in dieſen, wie freilich
auch in den andern Dingen des Lebens Alles an¬
heimſtellen. — Aber, wer iſt nur der Mann, welcher
dort ſo lange unbeweglich am Baume ſteht; ich habe
meine Lorgnette in meinem Zimmer gelaſſen.“

„Es iſt Herr Stein, Mama; er ſteht dort ſchon
ſeit einer halben Stunde mindeſtens; ich glaube, er
iſt feſtgewachſen.“

14 *
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[211/0221] heirathen?“ ſagte die Baronin mit einem Lächeln, das ihr ſehr ſonderbar ſtand. „Aber Mama —“ Ich weiß es wohl, daß Du etwas Anderes ſagen wollteſt, meine Tochter. Es iſt ein Scherz von mir, aus dem hoffentlich ein recht erfreulicher Ernſt wird. Du ſtehſt in den Jahren, wo es einem jungen Mäd¬ chen wohl erlaubt iſt, in Zucht und Ehren einem ſolchen Gedanken in ihrem Herzen Raum zu geben. Wohl ihr, wenn ſie ihre Wahl auf einen Würdigen lenkt, beſſer noch, wenn ſie dieſelbe ihren Eltern über¬ läßt, die nur ihr Glück wollen und durch die reiche Erfahrung eines langen Lebens in dieſem Bemühen unterſtützt werden.“ „Aber Mama, dahin hat's doch noch lange Zeit.“ „Sehr wahrſcheinlich, mein Kind; indeſſen man kann nicht wiſſen, was der Himmel über Dich be¬ ſchloſſen hat. Ihm muß man in dieſen, wie freilich auch in den andern Dingen des Lebens Alles an¬ heimſtellen. — Aber, wer iſt nur der Mann, welcher dort ſo lange unbeweglich am Baume ſteht; ich habe meine Lorgnette in meinem Zimmer gelaſſen.“ „Es iſt Herr Stein, Mama; er ſteht dort ſchon ſeit einer halben Stunde mindeſtens; ich glaube, er iſt feſtgewachſen.“ 14 *

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische03_1861/221>, abgerufen am 24.11.2024.