Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.Brimborium, durch welches ein unschuldiges Püppchen "Das wird nimmermehr geschehen," rief Oswald. "Sie wollen also Ihre Stelle aufgeben?" "Ich muß es wohl, -- oder --" eine Sturmfluth "Nimmermehr, nimmermehr!" rief er. "Sie wollen also Ihre Stelle aufgeben? "Nein; wenigstens nicht, bevor ich, so oder so, die "Aber was werden Sie thun können? Lieber Freund, Brimborium, durch welches ein unſchuldiges Püppchen „Das wird nimmermehr geſchehen,“ rief Oswald. „Sie wollen alſo Ihre Stelle aufgeben?“ „Ich muß es wohl, — oder —“ eine Sturmfluth „Nimmermehr, nimmermehr!“ rief er. „Sie wollen alſo Ihre Stelle aufgeben? „Nein; wenigſtens nicht, bevor ich, ſo oder ſo, die „Aber was werden Sie thun können? Lieber Freund, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0128" n="118"/> Brimborium, durch welches ein unſchuldiges Püppchen<lb/> geknetet und zugerichtet wird, und Ihnen wird das<lb/> Glück zu Theil werden, dieſem erhebenden Schauſpiel<lb/> als unbefangener Beobachter beiwohnen zu dürfen.“</p><lb/> <p>„Das wird nimmermehr geſchehen,“ rief Oswald.</p><lb/> <p>„Sie wollen alſo Ihre Stelle aufgeben?“</p><lb/> <p>„Ich muß es wohl, — oder —“ eine Sturmfluth<lb/> von Leidenſchaft brauſte durch Oswald's Seele. Er<lb/> dachte an die unglückliche Marie, die jetzt oft mit auf<lb/> der Bruſt gefaltenen Händen wie eine ſchmerzensreiche<lb/> Heilige durch ſeine Träume glitt, er dachte an Me¬<lb/> litta, die verkauft worden war von ihrem eigenen<lb/> Vater! Jetzt ſollte ſich das Bubenſtück wiederholen —<lb/> vor ſeinen Augen —</p><lb/> <p>„Nimmermehr, nimmermehr!“ rief er.</p><lb/> <p>„Sie wollen alſo Ihre Stelle aufgeben?</p><lb/> <p>„Nein; wenigſtens nicht, bevor ich, ſo oder ſo, die<lb/> Ausführung dieſes ſchurkiſchen Planes vereitelt habe;<lb/> bevor ich gethan habe, was ich konnte, ihn zu vereiteln!“</p><lb/> <p>„Aber was werden Sie thun können? Lieber Freund,<lb/> die Großmuth iſt eine Tugend, der wir genau auf<lb/> die Finger ſehen müſſen, damit ſie uns nicht die Hel¬<lb/> denkrone, von der wir träumen, in eine klingende<lb/> Schellenkappe verwandelt. Denken Sie an den edlen<lb/> Junker aus der Mancha, und wie ſein ritterlicher<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [118/0128]
Brimborium, durch welches ein unſchuldiges Püppchen
geknetet und zugerichtet wird, und Ihnen wird das
Glück zu Theil werden, dieſem erhebenden Schauſpiel
als unbefangener Beobachter beiwohnen zu dürfen.“
„Das wird nimmermehr geſchehen,“ rief Oswald.
„Sie wollen alſo Ihre Stelle aufgeben?“
„Ich muß es wohl, — oder —“ eine Sturmfluth
von Leidenſchaft brauſte durch Oswald's Seele. Er
dachte an die unglückliche Marie, die jetzt oft mit auf
der Bruſt gefaltenen Händen wie eine ſchmerzensreiche
Heilige durch ſeine Träume glitt, er dachte an Me¬
litta, die verkauft worden war von ihrem eigenen
Vater! Jetzt ſollte ſich das Bubenſtück wiederholen —
vor ſeinen Augen —
„Nimmermehr, nimmermehr!“ rief er.
„Sie wollen alſo Ihre Stelle aufgeben?
„Nein; wenigſtens nicht, bevor ich, ſo oder ſo, die
Ausführung dieſes ſchurkiſchen Planes vereitelt habe;
bevor ich gethan habe, was ich konnte, ihn zu vereiteln!“
„Aber was werden Sie thun können? Lieber Freund,
die Großmuth iſt eine Tugend, der wir genau auf
die Finger ſehen müſſen, damit ſie uns nicht die Hel¬
denkrone, von der wir träumen, in eine klingende
Schellenkappe verwandelt. Denken Sie an den edlen
Junker aus der Mancha, und wie ſein ritterlicher
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