Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 3. Berlin, 1861.ball hing am Horizonte und goß einen Zauberschimmer "Wie leid thut es mir," sagte er, "daß wir un¬ "L'homme propose et Dien dispose," erwiederte "Sie wollen nach Grünwald?" "Vorläufig wenigstens. Ich concurrire hier mit ball hing am Horizonte und goß einen Zauberſchimmer „Wie leid thut es mir,“ ſagte er, „daß wir un¬ „L’homme propose et Dien dispose,“ erwiederte „Sie wollen nach Grünwald?“ „Vorläufig wenigſtens. Ich concurrire hier mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="112"/> ball hing am Horizonte und goß einen Zauberſchimmer<lb/> über die öde Küſtenlandſchaft. In dem hohen Haide¬<lb/> kraut rechts und links vom Wege zirpten die Cicaden;<lb/> Schwalben ſchoſſen hoch oben in der überaus klaren,<lb/> weichen Luft. Oswald fühlte ſich zum erſten Male<lb/> ſeit langer Zeit beinahe heiter, und er mußte im<lb/> Stillen dem klugen Manne an ſeiner Seite recht ge¬<lb/> ben, daß man die Freuden der Einſamkeit doch zu<lb/> theuer erkaufe.</p><lb/> <p>„Wie leid thut es mir,“ ſagte er, „daß wir un¬<lb/> ſerem Vorſatz, uns häufiger zu ſehen, ſo wenig treu<lb/> geblieben ſind.“</p><lb/> <p><hi rendition="#aq">„L’homme propose et Dien dispose,“</hi> erwiederte<lb/> Doctor Braun. „Wir wollen es in Zukunft beſſer<lb/> zu machen verſuchen. Sie bleiben ja, wie ich höre,<lb/> noch lange in dieſer Gegend, und ich werde auch wol<lb/> meinen Plan, nach Grünwald überzuſiedeln, noch ſo<lb/> bald nicht ausführen können.“</p><lb/> <p>„Sie wollen nach Grünwald?“</p><lb/> <p>„Vorläufig wenigſtens. Ich concurrire hier mit<lb/> einem trefflichen Manne, der jedenfalls ein viel ge¬<lb/> wiegterer Praktiker iſt, wie ich Gelbſchnabel, trotzdem<lb/> aber durch mich in den Schatten geſtellt wird, weil<lb/> ich das Glück gehabt habe, ein paar gute Kuren zu<lb/> machen, wie ſie's nennen, und weil die Leute immer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0122]
ball hing am Horizonte und goß einen Zauberſchimmer
über die öde Küſtenlandſchaft. In dem hohen Haide¬
kraut rechts und links vom Wege zirpten die Cicaden;
Schwalben ſchoſſen hoch oben in der überaus klaren,
weichen Luft. Oswald fühlte ſich zum erſten Male
ſeit langer Zeit beinahe heiter, und er mußte im
Stillen dem klugen Manne an ſeiner Seite recht ge¬
ben, daß man die Freuden der Einſamkeit doch zu
theuer erkaufe.
„Wie leid thut es mir,“ ſagte er, „daß wir un¬
ſerem Vorſatz, uns häufiger zu ſehen, ſo wenig treu
geblieben ſind.“
„L’homme propose et Dien dispose,“ erwiederte
Doctor Braun. „Wir wollen es in Zukunft beſſer
zu machen verſuchen. Sie bleiben ja, wie ich höre,
noch lange in dieſer Gegend, und ich werde auch wol
meinen Plan, nach Grünwald überzuſiedeln, noch ſo
bald nicht ausführen können.“
„Sie wollen nach Grünwald?“
„Vorläufig wenigſtens. Ich concurrire hier mit
einem trefflichen Manne, der jedenfalls ein viel ge¬
wiegterer Praktiker iſt, wie ich Gelbſchnabel, trotzdem
aber durch mich in den Schatten geſtellt wird, weil
ich das Glück gehabt habe, ein paar gute Kuren zu
machen, wie ſie's nennen, und weil die Leute immer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |