Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 2. Berlin, 1861.Scheere und das Bügeleisen in unser Wappen zeichnen Ich wußte nicht, was ich von dem Allen denken Scheere und das Bügeleiſen in unſer Wappen zeichnen Ich wußte nicht, was ich von dem Allen denken <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0249" n="239"/> Scheere und das Bügeleiſen in unſer Wappen zeichnen<lb/> laſſen müſſen.“ — „Wenn ſie nicht von Adel iſt,“<lb/> ſagte ich, „wirſt Du ſie nie heirathen, und es wäre<lb/> auch nur eine Grauſamkeit mehr. Das arme Geſchöpf<lb/> würde unter Deinem Spott und dem Hohn Deiner<lb/> Freunde verbluten, wie ein gehetzter Hirſch unter den<lb/> Zähnen der Hunde. Schicke das Mädchen fort; ich<lb/> beſchwöre Dich, Harald, heute lieber, wie morgen.<lb/> Und die alte Baronin auch;“ ſetzte ich hinzu. — Er<lb/> ſah mich groß an und dann lachte er und ſagte: „Du<lb/> biſt doch dummer, als ich gedacht habe, Alte.“ —<lb/> Damit wandte er mir den Rücken und ging trällernd<lb/> in das Schloß.</p><lb/> <p>Ich wußte nicht, was ich von dem Allen denken<lb/> ſollte. Hatte Harald dem Mädchen die Ehe ver¬<lb/> ſprochen? und glaubte ſie alles Ernſtes, daß er —<lb/> von dem ſie ſagte, daß ſie ſein früheres Leben kenne<lb/> — dies Verſprechen halten würde? Sie ſchaute ſo<lb/> klug und verſtändig aus ihren großen blauen Augen,<lb/> wie konnte ſie ſich ein ſolches Märchen aufbinden<lb/> laſſen? Wie hatte es Harald angefangen, ihre Klug¬<lb/> heit ſo ganz zu umnebeln? Was meinte das Mädchen<lb/> damit, daß die Tante ihrethalben hier ſei? Mir ging<lb/> das Tag und Nacht im Kopf herum, daß ich faſt krank<lb/> darüber wurde. Ich hätte das arme unſchuldige<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [239/0249]
Scheere und das Bügeleiſen in unſer Wappen zeichnen
laſſen müſſen.“ — „Wenn ſie nicht von Adel iſt,“
ſagte ich, „wirſt Du ſie nie heirathen, und es wäre
auch nur eine Grauſamkeit mehr. Das arme Geſchöpf
würde unter Deinem Spott und dem Hohn Deiner
Freunde verbluten, wie ein gehetzter Hirſch unter den
Zähnen der Hunde. Schicke das Mädchen fort; ich
beſchwöre Dich, Harald, heute lieber, wie morgen.
Und die alte Baronin auch;“ ſetzte ich hinzu. — Er
ſah mich groß an und dann lachte er und ſagte: „Du
biſt doch dummer, als ich gedacht habe, Alte.“ —
Damit wandte er mir den Rücken und ging trällernd
in das Schloß.
Ich wußte nicht, was ich von dem Allen denken
ſollte. Hatte Harald dem Mädchen die Ehe ver¬
ſprochen? und glaubte ſie alles Ernſtes, daß er —
von dem ſie ſagte, daß ſie ſein früheres Leben kenne
— dies Verſprechen halten würde? Sie ſchaute ſo
klug und verſtändig aus ihren großen blauen Augen,
wie konnte ſie ſich ein ſolches Märchen aufbinden
laſſen? Wie hatte es Harald angefangen, ihre Klug¬
heit ſo ganz zu umnebeln? Was meinte das Mädchen
damit, daß die Tante ihrethalben hier ſei? Mir ging
das Tag und Nacht im Kopf herum, daß ich faſt krank
darüber wurde. Ich hätte das arme unſchuldige
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