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Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861.

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den Strahlen der Sonne, sein dunkles Auge war größer
und glänzender geworden, als ob das unverhoffte
Glück, einen Menschen zu finden, der ihn liebte und
den er wieder lieben dürfe, ihn blende und verwirre;
und dann war all die stürmische Zärtlichkeit seiner
Seele, die er so lange und so sorgsam hatte verschließen
müssen, hervorgebrochen, mächtig -- unwiderstehlich,
wie ein Bergstrom, der die Felsenschranken gesprengt
hat und jauchzend in das Thal hinunterstürmt.

"Wissen Sie," sagte der Knabe da zu Oswald,
"daß ich schon im voraus entschlossen war, Sie zu
hassen?"

"Warum, Bruno? ist der Haß für Dich so süß?"
"Ach nein! aber ich glaubte, es seien alle Erzieher
wie unser erster, und da dachte ich, was dem Einen
recht ist, ist dem Andern billig."

"Und wie war denn Herr Bauer?"

"Nun, er machte seinem Namen Ehre," sagte der
Knabe spöttisch.

"Ei, ei, mein stolzer Junker, willst Du mir den
Bauer verachten?"

"Gewiß nicht!" rief der Knabe eifrig, "mein Vater
war selbst ein Bauer, trotzdem daß er ein Edelmann
war; ich habe ihn oft genug hinter dem Pfluge herge¬
hen sehen -- aber dieser Mann war roh und plump

den Strahlen der Sonne, ſein dunkles Auge war größer
und glänzender geworden, als ob das unverhoffte
Glück, einen Menſchen zu finden, der ihn liebte und
den er wieder lieben dürfe, ihn blende und verwirre;
und dann war all die ſtürmiſche Zärtlichkeit ſeiner
Seele, die er ſo lange und ſo ſorgſam hatte verſchließen
müſſen, hervorgebrochen, mächtig — unwiderſtehlich,
wie ein Bergſtrom, der die Felſenſchranken geſprengt
hat und jauchzend in das Thal hinunterſtürmt.

„Wiſſen Sie,“ ſagte der Knabe da zu Oswald,
„daß ich ſchon im voraus entſchloſſen war, Sie zu
haſſen?“

„Warum, Bruno? iſt der Haß für Dich ſo ſüß?“
„Ach nein! aber ich glaubte, es ſeien alle Erzieher
wie unſer erſter, und da dachte ich, was dem Einen
recht iſt, iſt dem Andern billig.“

„Und wie war denn Herr Bauer?“

„Nun, er machte ſeinem Namen Ehre,“ ſagte der
Knabe ſpöttiſch.

„Ei, ei, mein ſtolzer Junker, willſt Du mir den
Bauer verachten?“

„Gewiß nicht!“ rief der Knabe eifrig, „mein Vater
war ſelbſt ein Bauer, trotzdem daß er ein Edelmann
war; ich habe ihn oft genug hinter dem Pfluge herge¬
hen ſehen — aber dieſer Mann war roh und plump

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[42/0052] den Strahlen der Sonne, ſein dunkles Auge war größer und glänzender geworden, als ob das unverhoffte Glück, einen Menſchen zu finden, der ihn liebte und den er wieder lieben dürfe, ihn blende und verwirre; und dann war all die ſtürmiſche Zärtlichkeit ſeiner Seele, die er ſo lange und ſo ſorgſam hatte verſchließen müſſen, hervorgebrochen, mächtig — unwiderſtehlich, wie ein Bergſtrom, der die Felſenſchranken geſprengt hat und jauchzend in das Thal hinunterſtürmt. „Wiſſen Sie,“ ſagte der Knabe da zu Oswald, „daß ich ſchon im voraus entſchloſſen war, Sie zu haſſen?“ „Warum, Bruno? iſt der Haß für Dich ſo ſüß?“ „Ach nein! aber ich glaubte, es ſeien alle Erzieher wie unſer erſter, und da dachte ich, was dem Einen recht iſt, iſt dem Andern billig.“ „Und wie war denn Herr Bauer?“ „Nun, er machte ſeinem Namen Ehre,“ ſagte der Knabe ſpöttiſch. „Ei, ei, mein ſtolzer Junker, willſt Du mir den Bauer verachten?“ „Gewiß nicht!“ rief der Knabe eifrig, „mein Vater war ſelbſt ein Bauer, trotzdem daß er ein Edelmann war; ich habe ihn oft genug hinter dem Pfluge herge¬ hen ſehen — aber dieſer Mann war roh und plump

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Zitationshilfe: Spielhagen, Friedrich: Problematische Naturen. Bd. 1. Berlin, 1861, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/spielhagen_problematische01_1861/52>, abgerufen am 24.11.2024.